Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)
Spiralnotizbuch heraus. Beim Öffnen erkannte er seine eigene, kindliche Handschrift. Sein Vater hatte dieses Notizbuch all die Jahre aufbewahrt.
Er blätterte um, bis er die Stelle fand. Kein Datum, sondern eine Maus. Januar 17.
Er klappte das Notizbuch zu und warf es wieder in den Schrank.
Am nächsten Tag fuhr er zum College zurück.
Paul machte in Stanford seinen Abschluss in Genetik und Anthropologie und belegte achtzehn Semesterwochenstunden. Er saß in Vorlesungssälen herum, während Männer in Tweedjacketts Theorien über Kibra und T-Varianten entwickelten, über Microcephalin 1 und Haplogroup D. Er pflügte sich durch die Meisterklasse Biologie, wo ihn der Professor vom Pult aus von den anderen Studenten hervorhob, indem er auf seine Frage antwortete: »Du verfügst über die Gabe der Einsicht, mein Junge.« Und dann zu Pauls Bestürzung hinzusetzte: »Denn du weißt, welche Fragen du stellen musst.«
Er besuchte Kurse in Vergleichender Interpretation und Biblischer Philosophie. Er experimentierte mit Fruchtfliegen und Amphioxi herum und ergatterte noch in seinen Anfangssemestern einen begehrten Praktikumsplatz für den Sommer, wo er unter dem berühmten Genetiker Mathew Poole arbeitete.
Er erforschte auch die Randtheorien. Er dachte über das Gleichgewicht der Allele und das Hardy-Weinberg-Gesetz nach. Aber wenn er des Nachts allein durch die dunklen Flure seines Kopfes schlenderte, war es die Theorie der Abwägung, die ihn am meisten faszinierte. Paul war ein junger Mann, der etwas von Abwägungen und Kompromissen verstand.
In der medizinischen Bibliothek stieß er auf Forschungsergebnisse des jüngst entdeckten Alzheimergens APOE 4, ein Gen, das in der ganzen Welt verbreitet war. Er fragte sich, wie derart schädliche Gene so häufig auftreten konnten. Paul entdeckte, dass dieses APOE 4 zwar häufig Alzheimer produzierte, aber auch gegen die kognitiven Konsequenzen von frühkindlicher Mangelernährung schützte. Dieses Gen, das den Verstand im Alter von siebzig Jahren zerstörte, rettete ihn im Alter von sieben Monaten. Er las, dass Leute mit Sichelzellenanämie resistent gegen Malaria waren; dass Heterozygote bei Mukoviszidose oder zysti scher Fibrose weniger anfällig für Cholera waren und Leute mit Blutgruppe A die Pest häufiger überlebten als Menschen mit anderen Blutgruppen. Diese Tatsache hatte in einer einzigen Generation die Häufigkeit von Blutgruppen in Europa für immer verändert. Ein Prozess, der jetzt, wie manche behaupteten, in Zeitlupe von Delta 32 und HIV nachgeahmt wurde.
In seinen anthropologischen Kursen lernte Paul, dass alle heutigen Menschen ihre Vorfahren bis nach Afrika zurückverfolgen konnten, zu einer Zeit vor fast sechstausend Jahren, als die gesamte menschliche Vielfalt innerhalb einer ei nzigen, kleinen Population existierte. Und es hatte mindes tens zwei Ausbreitungen aus Afrika gegeben, sagten seine Professoren, wenn nicht sogar mehr. Es war ein genetischer Engpass, der die Theorie der Sintflut stützte. Aber jede Kultur hatte ihren eigenen Glauben. Die Moslems nannten es Allah. Die Juden Jaweh. Die wissenschaftlichen Journale hüteten sich, die Frage zu spezifizieren, aber sie sprachen von einem intelligenten Schöpfer, einem Architekten, mit unbestimmtem Artikel. Obwohl Paul im tiefsten Inneren klar war, dass alles auf dasselbe hinauslief.
Paul las, dass man die Gehirne von Nonnen gescannt hatte, um den Gottespunkt zu finden – vergeblich. Er hatte auch die Evolutionstheorie erforscht. Obwohl sie schon lange von der legitimen Wissenschaft widerlegt worden war, gab es immer noch Anhänger dieser Theorie. Ihre Überzeugung genoss nahezu Unsterblichkeit unter den unfruchtbaren Feldern der Pseudowissenschaft und teilte sich das Abseits mit älteren Glaubenssystemen wie zum Beispiel der Astrologie, der Phrenologie und der Akupunktur. Moderne Evolutionisten glaubten, dass die unterschiedlichen Datierungssysteme allesamt falsch waren, und boten stattdessen eine Vielfalt von lächerlichen und unwissenschaftlichen Erklärungen dafür, dass sich die Isotopentests irrten.
Die Evolutionisten ignorierten die geologischen Aufze ichnungen. Sie ignorierten die Eiskerne, die Hermeneutik und den ganzen Schatz von biologischen Beweisen. Sie ignorierten das Wunder der Plazenta und die nicht reduzierbare Komplexität des Auges.
»Immerhin ist das Auge«, lehrte sein Anatomieprofessor, »biologisch nur als Summe aller seiner Teile nützlich. Es kann nicht auf funktionelle,
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