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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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sich für Paul verantwortlich. So, wie er sich auch einmal in gewisser Weise für Pauls Vater verantwortlich gefühlt hatte.
    Gavin trank einen großen Schluck Whisky.
    Dann blickte er auf den Umschlag, der nicht hätte da sein dürfen. Sein Name stand darauf geschrieben, in einer Handschrift, die er schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Er riss den Umschlag auf und nahm ein einzelnes Blatt Papier heraus. Ein Ticket fiel auf den Schreibtisch. Gavin warf einen Blick darauf. Es war ein Flugticket.
    Er drehte das Blatt Papier um. Darauf standen zwei Worte: Kommen Sie. Gavin trank noch einen Schluck Whisky und konzentrierte sich auf das gar nicht mal unangenehme Brennen in seiner Speiseröhre.

14
    Krankenhausweiß. Das weit entfernte Piepen eines Alarms.
    Paul setzte sich auf, als die Krankenschwester das Zimmer betrat.
    Sie war jung und blond, und in einer anderen Nacht und in einer anderen Situation hätte er sie vielleicht ganz hübs ch gefunden.
    »Sie haben ziemlich schwere Verletzungen davongetragen«, erklärte sie, während sie seine Krankenakte überflog.
    Krankenhaus-Smalltalk, dachte Paul. Das war einer der Unterschiede zwischen den Krankenhäusern in den Vereinigten Staaten und denen in Indonesien.
    Paul sagte nichts. Es gab nichts zu sagen.
    Sie blickte von dem Klemmbrett hoch. »Hier steht, dass die Ausschälung im Ausland durchgeführt wurde?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Maumere.«
    »Die Ärzte dort haben ihren Job ganz gut gemacht, aber offenbar hat sich kürzlich eine Entzündung gebildet. Wir geben Ihnen alle sechs Stunden eine intravenöse Infusion von zweihundertfünfzig Milligramm Penicillin. Es wirkt, Sie haben also Glück. Außerdem können Sie vier Milligramm Morphium bekommen, falls Sie das brauchen. Sie müssen danach fragen, aber wir geben es Ihnen ebenfalls intravenös, also wird es schnell wirken. Haben Sie große Schmerzen?«
    »Ja.«
    Sie spritzte eine Dosis Morphium durch die Kanülen. »Das sollte helfen.«
    Er spürte die Wirkung bereits, als sie das Zimmer verließ. Eine wohlige Wärme, die sich in seinen Venen ausbreitete.
    Er schlief. Und sah James, der über das Eis ging; der Himmel über ihm war schwarz von den vielen Zweigen.
    Es schneite. Der Wind fuhr zwischen den Bäumen hindurch, während ein Köder vor ihm baumelte, schwankend im Wind. James lächelte, und seine Zähne waren hellrot von Betelnusssaft.
    Ein Geräusch weckte Paul auf. Diesmal war es ein Mann, der das Diagramm am Ende des Bettes studierte. Ein Mann in einem weißen Arztkittel. Durch die Fenster hinter ihm sah Paul, dass es dunkel geworden war. Es war Nacht.
    Der Mann bemerkte seinen Blick und lächelte. »Ich bin Dr. Harcoff. Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich weiß es nicht.« Das war eine ehrliche Antwort. Paul fühlte sich von allem irgendwie losgelöst.
    Der Doktor nickte, als wenn er das verstehen würde. Sein Stethoskop schimmerte silbern. Und er trug eine silberne Uhr. »Sie haben recht üble Verletzungen davongetragen«, sagte Dr. Harcoff. »Aber abgesehen von dem körperlichen Trauma kann der Verlust eines Auges auch ein s ehr großer, psychologischer Schlag sein. Wir haben Psych ologen hier, die Ihnen helfen können, wenn das nötig sein sollte.«
    »Nein«, antwortete Paul. »Es geht mir gut.« Immerhin lebte er, im Gegensatz zu James.
    Der Arzt runzelte die Stirn und kritzelte etwas auf das Diagramm.
    »In sechs bis acht Wochen kann ein Okularist Ihnen eine dauerhafte Prothese anfertigen. Im Moment haben wir Ihnen ein Provisorium eingesetzt.«
    »Warum muss ich so lange warten?«
    »Es gibt einen optimalen Zeitpunkt für einen solchen Eingriff. Hätten wir versucht, Ihnen vorher ein künstliches Auge anzupassen, wäre der Heilungsprozess noch nicht abgeschlossen. Und wenn wir zu lange warten, kann die Höhle schrumpfen, und es ist schwer, ein gutes, funktionelles Ergebnis zu bekommen.«
    »Funktionell?«
    » Ihre noch vorhandenen Augenmuskeln werden an einem beweglichen Implantat befestigt, so dass Sie fast normale Augenbewegungen haben. Das geschieht vor allem aus ästhetischen Gründen. Jetzt haben Sie nur eine Silikonprothese, die dafür sorgt, dass das Volumen der Augenhöhle erhalten bleibt.«
    »Ist sie jetzt drin?«
    »Ja.«
    Paul nickte. Der Arzt trat näher, legte das Klemmbrett aufs Bett und löste die Bandagen von der Wunde. Er betrachtete sie einen Moment und legte die Bandagen dann wieder an.
    »Sieht so aus, als würden von der ursprünglichen Verletzung einige äußere Narben

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