Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
Vom Netzwerk:
Dadurch war er vor den anderen gedemütigt worden, klar. Er hatte zugeschlagen, und unter seinem Fausthieb waren Gavins Lippen aufgeplatzt, und er war gegen die Wand geschleudert worden.
    Es ist schwer, sich zu wehren, wenn man Handschellen trägt.
    Aber er hätte es besser wissen müssen. Indonesien war kein Land, in dem man sich den Behörden widersetzen sollte. Außerdem waren die zu klein geratenen Polizisten immer die größten Arschlöcher, ganz gleich in welchem Land man sich befand.
    Gavin winkte einem Taxi. Er stieg hinten ein und schlug die Tür zu.
    »Kein Gepäck?«, erkundigte sich der Fahrer.
    »Nein.«
    »Wohin geht’s?«
    Gavin nannte ihm die Adresse.
    Der Fahrer wirkte skeptisch. »Eine weite Fahrt«, erklärte er.
    »Und ein sattes Trinkgeld.«
    Das Taxi fuhr los. Die Landschaft flog vorbei, und draußen wurden die Schatten immer länger. Als das Taxi vor den Büros der Universität hielt, war es bereits Abend, und der Campus leerte sich zusehends. Die meisten Fakultäten hatten bereits geschlossen. Dafür war Gavin dankbar.
    Er bezahlte den Fahrer, stieg aus, ging über die Straße zum Eingang des Gebäudes, nahm die Treppe in den zweiten Stock, ging zu seinem Büro, schob den Schlüssel ins Schloss, trat ein und schaltete das Licht an. Dann schloss er die Tür und achtete sorgfältig darauf, sie hinter sich abzuschließen. Er drehte sich herum.
    Der Umschlag auf seinem Schreibtisch wirkte deplatziert. Sein strahlendes Weiß schien irgendwie nicht hierherzupassen.
    Gavin sank in seinen ledernen Drehstuhl und nahm eine Flasche guten Whisky aus der untersten Schublade seines Schreibtischs. Er hatte den einzigen Schlüssel zu diesem Büro. Also fragte er sich, was als Nächstes passieren würde. Es gab verschiedene Möglichkeiten, wie die Sache ablaufen konnte. Und dieser Umschlag war nicht da gewesen, als er sein Büro verlassen hatte.
    Er schloss die Augen und dachte an Margaret und das Ausgrabungsteam.
    Während seines Verhörs hatten die indonesischen Beamten sich alle Mühe gegeben, ihm unter die Nase zu reiben, wie viel Glück er gehabt hätte. Immer wieder hatten sie auf ihre extreme Nachsicht hingewiesen, auf ihre Freundlichkeit, dass sie ihn nicht all der vielen Verbrechen anklagten, derer er sich so offenkundig schuldig gemacht hatte, dass sie ihn nicht einsperrten, folterten oder mit Sodomisten zusammen in eine Zelle sperrten. Der leitende Vernehmungsbeamte hatte ihm gegenüber am Tisch gesessen und gesagt: »Wir sind ein nachsichtiges Volk, wir sind ein Land, das verzeiht, wir sind Indonesier.« Er hatte mit einem deutlich en Bahasa-Akzent gesprochen und seine gefalteten Hän de vor sich auf den Tisch gelegt, so als würde er zu einem gnädigen und verzeihenden Gott beten. »Wir sind tolerant bis zur Beflissenheit. So tolerant, dass wir selbst u nsere ureigenen Interessen vernachlässigen. Diese Tole ranz wird von vielen Leuten als Schwäche angesehen. Sagen Sie mir, halten Sie uns für schwach?«
    Gavin sagte nichts.
    »Wir sind ein sehr freundliches Volk, und diese Freundlichkeit wird häufig von Fremden ausgenutzt. Sagen Sie mir, glauben Sie, dass wir freundlich sind?«
    Schweigen. Ein Blutstropfen fiel von Gavins Lippe auf sein Hemd.
    Der Vernehmungsbeamte schien seine Antwort zu verstehen. »Sie sind ein Glückspilz, Professor, weil Sie trotz Ihrer Verbrechen einfach nur ausgewiesen werden. Hätte ich zu entscheiden gehabt, hätte diese Strafe anders ausgesehen.« Er stand auf. »Sie werden hiermit des Landes verwiesen, und Ihr Forschungsvisum ist widerrufen.«
    »Welche Verbrechen legt man mir zur Last?«, erkundigte sich Gavin.
    »Versuchter Diebstahl von nationalem Erbe«, antwortete der Vernehmungsbeamte. »Das ist ein sehr schwerwiegendes Vergehen.«
    »Ich hatte die erforderlichen Genehmigungen.«
    »Das ist aber eigenartig«, erwiderte der Mann. »Es liegen keinerlei Genehmigungen in unseren Akten vor.«
    Etliche Stunden später, als Gavin in einer dunklen Zelle saß, erzählten sie ihm auch die Sache mit James. Sie nannten das Ganze einen unglücklichen »Zwischenfall«. Man hatte seine Leiche in einem Hotelzimmer gefunden. Ein Einbruch, der schiefgegangen war. Ein junges Leben, das ein viel zu frühes Ende gefunden hatte. »Wir werden selbstverständlich nach dem Missetäter fahnden.«
    Gavin wunderte sich, was wohl aus Paul geworden war, fragte jedoch nicht. Wo auch immer er war, Gavin konnte ihm nicht helfen. Er hoffte, dass dem Jungen nichts passiert war, denn er fühlte

Weitere Kostenlose Bücher