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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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Das einzige Licht kam von dem schimmernden Computerbildschirm.
    Die Dunkelheit war wie ein Geschenk.

16
    »Du wirst dir noch sämtliche Arterien verstopfen, wenn du weiter diesen Mist in dich hineinstopfst.«
    Paul folgte Hongbin in den Speisesaal, eine Papiertüte in der Hand. Sie setzten sich zu einer Gruppe von Forschern. Fünf Wissenschaftler aus allen möglichen Ecken der Welt grüßten ihn, und alle aßen vollkommen Unterschiedliches. Der Esstisch nahm eine Ecke des kleinen verglasten Raumes ein. Es war viel zu hell hier, und es roch nach Desinfektionsmitteln. An einer Wand waren Automaten aufgestellt, die andere war mit Postern gepflastert. Ein großes Schild ermahnte sie: Waschen Sie gründlich Ihre Hände, bevor Sie essen. Darunter erinnerte ein kleines Schild daran: Westing ist eine nichtkirchliche Einrichtung. Das war sowohl eine Aufforderung, im Pausenraum nicht über Religion zu diskutieren, als auch ein Unterscheidungsmerkmal, seit sich die kirchlichen Labors in den letzten Jahren weltweit ausgebreitet hatten. Paul aß seinen üblichen Burger mit Pommes frites.
    »Besser als der Mist, den du isst«, antwortete Paul auf Hongbins Bemerkung.
    »Das hier nennt man eine ausgewogene Ernährung«, erwiderte Hongbin. »Du solltest es irgendwann einmal probieren.«
    »Ausgewogen? Du isst nur Chinesisch.«
    »Eine Milliarde Brünette können sich nicht irren«, entgegnete Hongbin.
    Früher wären die Scherze noch weitergegangen. Möglicherweise hätte man sogar Mütter mit einbezogen. Aber sie fassten ihn immer noch mit Glacéhandschuhen an. Pauls Erfahrungen hatten ihn verändert, als wäre er aus der Wildnis zurückgekehrt oder aus dem Krieg und hätte Dinge gesehen, über die er nie reden würde.
    »Wenn du richtiges Essen zu dir nehmen würdest«, nuschelte Paul, den Mund voller Pommes, »dann würde ich allerdings einen Herzinfarkt bekommen.« Er trank einen Schluck Cola.
    »Noch ein Grund, warum ich mich an das Gewohnte halte. Ich möchte nicht für deinen ohnehin unausweichl ichen Herz-Kreislauf-Kollaps verantwortlich gemacht we rden.« Hongbin hob seinen weißen Styroporbecher in Pauls Richtung. »Auf deine Gesundheit«, sagte er und sog dann schlürfend an dem Strohhalm.
    »Auf meine Gesundheit.«
    »Da wir gerade von Gesundheit reden, hast du schon mit jemandem vom Sequenzierungslabor geredet?«
    »Worüber?«
    »Über alles.«
    »Ich bin noch nicht oben gewesen«, antwortete Paul. In den zwei Wochen nach seiner Rückkehr hatte er sich hauptsächlich in seinem Stockwerk aufgehalten.
    »Also hast du das von Charles noch nicht gehört?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er kommt nicht mehr zurück.«
    Paul runzelte die Stirn. »Ich wusste gar nicht, dass er weg gewesen ist.«
    Hongbin schob sich ein paar Nudeln in den Mund. »Er macht eine Art verlängerten Urlaub«, sagte er.
    »Da habe ich aber etwas anderes gehört«, warf Makato ein.
    »Was hast du denn gehört?«
    »Etwas ganz anderes«, meinte Makato. »Angeblich hatte er einen Nervenzusammenbruch.«
    Der merkwürdige Charles. Paul biss von seinem Burger ab und dachte über diese Information nach.
    Auf der langen Parabel der Glockenkurve kamen wirklich seltsame Dinge vor.
    Zum Beispiel eine Kreatur wie Charles.
    »Wie lange ist er schon weg?«, wollte Paul wissen.
    »Kurz bevor du zurückgekommen bist.«
    Sie beendeten ihre Mahlzeit. Paul zerknüllte die Papiertüte und warf sie unterwegs in den Mülleimer. »Ich komme gleich nach«, sagte er zu ihnen, bückte sich und tat, als müsste er seine Schnürsenkel neu binden.
    Für Paul hatten die letzten zwei Wochen vor allem darin bestanden, sich zu verstellen. Er fuhr jeden Morgen zur Arbeit, tat so, als wäre das Leben ganz normal, und zog seine Karte durch den Leser an den Sicherheitstüren, als hätte sich nichts geändert. Er nickte den Leuten zu, die ihm auf den Fluren begegneten, und tat so, als führte er sein altes Leben weiter.
    Und er wartete.
    Wartete darauf, dass der Strom der Genesungskarten in pastellfarbenen Umschlägen versiegte. Wartete auf ein End e der Anrufe. Wartete darauf, dass keine Leute mehr kämen, die ihm alles Gute wünschten, die ihn besuchten, die sich nach langer Zeit wieder meldeten.
    Sie kamen in sein Büro, schüttelten ihm die Hand, sagten, wie glücklich sie wären, ihn wieder dazuhaben. Makato hatte ihm ein Geschenk gebracht, eine kleine Bambuspflanze, die in einer engen Spirale gewachsen war. Sie sagten, wie leid es ihnen getan hätte, von seiner Verletzung zu hören. So

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