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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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welcher Schädel kommt.«
    »Wie alt sind sie?« Offenbar suchte der Frager nach einem Hinweis.
    »Sie sind alle relativ jung; der älteste stammt aus der Zeit um etwa tausendachthundert. Und dieser hier«, der Professor tippte auf den Scheitel eines der Schädel, »ist nur ein paar Jahrzehnte alt.«
    Er musterte seine Studenten. Vor jeden Schädel hatte er ein kleines Pappschild gelegt, mit der Schrift nach unten, so dass die Studenten sie nicht lesen konnten.
    »Das ist keine Fangfrage. Jeder dieser Schädel gehört zu einem der fünf großen Rassetypen«, fuhr er fort. »Weisen Sie jedem Schädel die Namen der Kontinente zu. Sie haben fünf Minuten Zeit.«
    Die Studenten starrten die Schädel an. Sie verließen ihre Pulte und gingen nach vorn, hoben die Schädel hoch und wogen sie in den Händen. Die Schädel sahen sich im weitesten Sinne ähnlich, aber es gab Unterschiede. Die Formen der Kiefer unterschieden sich, ebenso wie die der Zähne, der Schläfenbeine oder der Wangenknochen. Allerdings war schwer zu sagen, wie sich diese Knochenunterschiede auf die Form des weichen Gewebes auswirken würden.
    Jeder der Studenten schrieb seine Antwort auf eine kleine weiße Karte.
    Am Ende der Vorlesung drehte der Professor die Schilder herum und verriet, woher die Schädel stammten. Einer war aus Europa und einer aus Afrika, die anderen aus Asien, Australien und dem amerikanischen Kontinent.
    Nur Paul hatte alle richtig zugeordnet.
    »Wie haben Sie das gemacht?«, wollte der Professor wissen.
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete Paul. Und er wusste es wirklich nicht. Vielleicht hatte er ja nur Glück gehabt.
    » Man kann Computerprogramme dazu benutzen«, mein te der Professor. »Man kann ein Dutzend craniografische Messungen an verschiedenen Punkten rund um den Schädel vornehmen und dann die Zahlen in dieses Programm eingeben. Den Rest erledigt die Software. Sie spuckt am Ende die Ethnie aus, normalerweise mit einer sehr hohen Treffergenauigkeit. Aber für das bloße Auge ist das manchmal schwer zu erkennen, es sei denn, man hat ein besonderes Talent dafür. Bei manchen Menschen kann das Auge dieselben komplizierten Berechnungen anstellen wie der Computer.« Er sah Paul anerkennend an. »Manchmal ist das Auge sogar besser.«
    Paul nickte. Der Professor wandte sich wieder dem ganzen Kurs zu. »Es gibt eine einfache Faustregel, auch wenn sie nicht immer funktioniert. Sollten Sie jemals in die Lage kommen, eine schnelle, gründliche Einschätzung abgeben zu müssen, können Sie sich dieser Faustregel bedienen. Wenn Sie sich einen Schädel zum ersten Mal ansehen, dann fragen Sie sich, was das Erste ist, was Ihnen auffällt. Das Allererste. Was springt Ihnen förmlich in die Augen? Ist das Erste, was Sie bemerken, die Nase, die mittlere Gesichtsregion hier«, er tippte mit einem Lineal auf einen der Schädel, »dann ist der Schädel sehr wahrscheinlich kaukasischen Ursprungs. Fallen Ihnen zuerst die Wangenknochen auf, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Schädel aus dem ostasiatischen Raum stammt. Ist es der Mund, ein auffälliges Hervorstehen des unteren Nasenbereichs, dann kommt der Schädel wahrscheinlich aus Afrika. Also denken Sie daran: Kaukasier – die Nase, Asiaten – die Wangenknochen, Afrikaner – der Mund. Und vergessen Sie nicht, dass Sie, wenn Sie diese Methode benutzen, in etwa vierzig Prozent der Fälle danebenliegen.«
    Jetzt saß Paul am Schreibtisch in seinem Büro und starrte auf den Computermonitor. Er scrollte durch die Bilder. Auf der Festplatte seines Computers hatte er Fotos von allen bedeutenden anthropologischen Exemplaren gespeichert, die in den letzten sechzig Jahren gefunden worden waren. Er suchte nach einem Schädel, der dem ähnelte, den er in Liang Bua gesehen hatte. Er scrollte bis zum Ende, bis es keine Schädel mehr gab, die er hätte betrachten können. Der Bildschirm war leer. Keiner der Schädel war auch nur annähernd klein genug.
    Nichts glich dem von Liang Bua.
    Er starrte auf den Bildschirm, und seine Gedanken schweiften ab.
    Im Knochenraum von Westing gab es viele Schädel. Einige von ihnen besaßen ein fantastisches Alter, andere waren nur ein paar hundert Jahre alt. Paul konnte die Schädel nicht ansehen, ohne sich an die Faustregel seines Professors zu erinnern: Was springt Ihnen ins Auge? Und wie bei fast allen solchen Faustregeln waren es die Ausnahmen, die die interessantesten Informationen lieferten.
    Es gab ein lautes Klicken, und dann wurde es dunkel im Raum.

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