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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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dass Sie das Fixiermittel herstellen«, meinte Janus, drehte sich um, zog seine Karte durch den Leser und öffnete die Tür zum Labor.
    Janus führte Paul durch glänzende Flure, an Reihen von fensterlosen, sterilen Räumen vorbei, an Männern in weißen Overalls aus Papier, die stählerne Tabletts trugen, die mit Proben in Agarose-Gel vollgepackt waren. Auf der anderen Seite der Glastüren saßen Männer vor Pyrex-Isolationskabinen, und ihre Hände und Arme steckten in langen Latexhandschuhen, die in das Innere dieser Kabinen hineinreichten.
    Paul und Janus kamen an einem kleinen Loungebereich vorbei. Ein Automat summte in der Ecke, während die Forscher beieinanderstanden, redeten und ihren Kaffee tranken. »Sie müssen in der Lounge essen. Im Laborbereich sind weder Speisen noch Getränke zugelassen«, erklärte Janus. Paul sollte in den nächsten Wochen feststellen, dass diese Regel hier sehr ernst genommen wurde. Anders als im Stockwerk darunter, wo die Techniker manchmal an ihrem Schreibtisch aßen oder in ihrem Labor, wenn es ihnen im Speisesaal zu eng wurde.
    In dieser ersten Woche im dritten Stock erfuhr Paul nur wenig Neues über das Testen. Er hatte früher schon Fixiermittel zubereitet und bereits einfache Basenpaar-Tests durchgeführt. Aber die subkulturelle Information, die er im dritten Stock sammelte, war unbezahlbar. Dieser dritte Stock wirkte wie eine ganz andere Welt.
    Janus zeigte ihm in den nächsten Wochen Ausschnitte davon. Es war nicht so sehr eine Frage der Ausbildung als vielmehr eine sehr sorgfältige Rationierung von Information – die langsame, häppchenweise Vermittlung von geheiligtem Wissen an jemanden, der sich dieses Wissens möglicherweise als würdig erweisen würde. Oder eben auch nicht.
    Es fing mit den Maschinen an. Dunkelblaue Obelisken, d ie von den Ingenieuren Westings von Anfang bis Ende ent worfen worden waren. Sie hatten keine Namen, sondern trugen auf einem kleinen Schild an der Seite nur generische Markierungen. FunKtionalE GenomiK. Sie übersetzten Daten in die Bioinformatic Markup Language, die Computer für Poly-Morse-Analysen benutzen konnten. Dieselben Ergebnisse wurden von Scannern interpretiert, welche die fluoreszierenden Marker erfassten, die in der Probematrix aktiviert wurden. Die Ratio von Rot/Grün-Fluoreszenz in der Hybridisierungslösung erzeugte ein Muster; und spezielle Erkennungssoftware codierte dieses Muster zu einer Sprache, die Computer archivieren konnten.
    Es gab Gerüchte, dass bestimmte Gen-Freaks sich lange Sequenzen eingeprägt hatten und sie wie Prosa lesen konnten; sie identifizierten Aminosäuren, wie andere Leute Worte in einem Satz lesen. Die anderen Knochentechniker glaubten diesen Gerüchten nicht, Paul jedoch schon. Er wusste um die Macht der Besessenheit.
    E inmal, im College, hatte er eine Vorlesung über Axolot l-Salamander besucht. »Vom Gesichtspunkt des intelligenten Designs aus betrachtet eine höchst faszinierende Spezies«, hatte der Professor gesagt. »Sie sind eine der sehr seltenen Spezies der Salamander, die keine terrestrische Form besitzen. Es sei denn, man injiziert ihnen Thyroxin.« Er hatte sich umgedreht, um das Wort »Thyroxin« an die Tafel zu schreiben
    »Sie leben ihr ganzes Leben im Wasser, wachsen heran und reproduzieren sich, leben glücklich in ihrer aquatischen Existenz.« Er drehte sich wieder zu seinen Studenten herum. »Wenn Sie ihnen jedoch Thyroxin injizieren, verändert sich all das. Ihre Schädel werden breiter und flacher. Sie verlieren ihre Lungen. Sie durchlaufen sämtliche Metamorphosen, die auch alle anderen Amphibien durchmachen.« Er hielt inne und ließ seine Worte wirken. Es war so, als würden alle Axolotl-Salamander auf der ganzen Welt nur darauf warten, dass die Menschen mit Spritzen voller Thyroxin kamen. »Die Spezies besitzt bereits die Gene für die gesamte biologische Infrastruktur der Metamorphose, die still und unsichtbar von Generation zu Generation weitergegeben werden.«
    Das hatte Paul damals großes Kopfzerbrechen bereitet. Es war ein Rätsel, das in ihren Genen verborgen lag. Eine Botschaft, sagten manche. Darum herum bildeten sich sogar merkwürdige, biologische Kulte. Er hatte über die Experimente gelesen … Jetzt betrachtete er die Aquarien mit Dutzenden von Salamandern, die alle ihr friedliches, wässriges Leben lebten, ohne jemals den Fuß auf trockenes Land zu setzen. Es sei denn, man injizierte ihnen Thyroxin. Mehr brauchte es nicht, nur diesen Zusatz, diese eine

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