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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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normal war. Es gab immerhin Fachbegriffe für das, was er war. Dass Charles Auto fahren konnte und seine Arbeit behalten hatte, bedeutete, dass die meisten dieser Fachbegriffe den Zusatz »hochwirksam« vorstehen hatten.
    Hongbin hatte allerdings seinen eigenen Fachausdruck für ihn. »Assoziationsgelehrter.« Charles arbeitete in dem Bereich Multiple-Varianten-Analyse.
    Unter den Gen-Freaks des dritten Stocks war er der Auserwählte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Name der Sekretärin war Bratton. Sie war eine beeindruckende Frau mittleren Alters, die eine Vorliebe für Pullover, schwarze Brillen und kleine Mausfiguren hatte. Diese Figürchen waren meistens aus Glas und von einer niedlichen, anthropomorphen Verschiedenheit, zudem in einem Forschungslabor mehr als nur ein bisschen deplatziert. Sie stellte sie rund um ihren Arbeitsplatz auf, als wollte sie damit die vollkommen nüchterne Sachlichkeit ausgleichen, die sie ansonsten aus jeder Pore ihres Körpers ausstrahlte. Als Paul sie kennenlernte, erschien sie ihm keineswegs als die Art Frau, die eine tiefe und dauerhafte Liebe zu kleinen Glasmäusen hat. Sie war eine der beiden Sekretärinnen im dritten Stock und erfüllte die unterschiedlichen Anforderungen der Gen-Freaks an eine Sekretärin. Und sie brühte keinen Kaffee auf.
    »Ich hinke ein bisschen mit meinem Zeitplan hinterher«, sagte Paul. »Ich habe gehofft, Sie könnten mir bei einer Sache helfen.«
    »Wenn ich kann.«
    »Ich habe Charles vor ein paar Monaten einige eilige Proben geschickt, und ich brauche die Ergebnisse möglichst gestern.«
    Sie starrte ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an, so als wäre die Ablehnung solcher Ersuchen der Teil ihrer Arbeit, den sie besonders genoss. »Sie sind der neue Techniker, der vom zweiten Stock zu uns versetzt worden ist, richtig?«
    »Ja.«
    »Es tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss, aber Charles wurde beurlaubt.«
    »Beurlaubt?« Paul hoffte, dass seine Überraschung echt klang.
    »Ja.«
    »Davon hatte ich keine Ahnung.«
    »Ja.«
    »Es ist nichts Ernstes, hoffe ich.«
    »Das wollen wir doch hoffen.«
    »Wissen Sie, wann er zurückkommt?«
    »Man hat mir das Datum seiner Rückkehr nicht mitgeteilt.«
    »Nun, diese Proben waren eilig, und ich brauche die Ergebnisse trotzdem.«
    »Andere Teams haben Charles’ Arbeit übernommen. Es überrascht mich, dass Sie davon nichts mitbekommen haben. Es sollten keine allzu großen Verzögerungen im Ablauf eintreten.«
    Paul bemühte sich, finster dreinzublicken. »Ich habe den Termin für diese Proben bereits überschritten.«
    »Wie lautet die Projektnummer? Dann kann ich Ihnen vielleicht …«
    Er unterbrach sie. »Schon gut. Ich bin sicher, dass man die Sache erledigen wird. Sie wissen nicht zufällig, an welchem Projekt Charles gearbeitet hat, bevor er in Urlaub gegangen ist?«
    »Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung.«
    »Okay, danke.« Er wandte sich zum Gehen, hielt jedoch inne. »Ich will nicht neugierig sein, aber Sie kennen nicht zufällig die Umstände seines Ausscheidens?«
    »Diese Art von Informationen ist mir nicht zugänglich.«
    »Ich verstehe. Was ich eigentlich wissen will, ist, ob Sie glauben, dass er zurückkommt.«
    Die Sekretärin zuckte mit den Schultern. »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Das konnte man natürlich so oder so interpretieren.
    Paul musterte sie scharf und machte einen letzten Versuch. »Ich meine, Charles ist doch nicht für immer von uns gegangen, oder?«
    Miss Bratton warf ihm einen fragenden Blick zu, als überlegte sie, wie sie antworten sollte – oder ob sie ihm vielleicht raten sollte, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. »Er ist offiziell immer noch ein Angestellter, wenn Ihre Frage darauf abzielt. Er hat nur unbefristeten Urlaub.«
    »Danke.«
    Paul wartete bis nach siebzehn Uhr, bis die Flure sich allmählich leerten, und schlich dann durch den Gang zu Charles’ Büro. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand ihn beobachtete, öffnete er die Tür und betrat den Raum. Die Tür schloss sich lautlos hinter ihm.
    Das war der Vorteil, wenn man bei jeder Abteilung seinen Ausweis durchziehen musste. Da man sowieso erst die Sicherheitsposten überwinden musste, brauchten die einzelnen Büros keine Schlösser mehr.
    Charles’ Büro war ebenso groß und genauso geschnitten wie sein eigenes. Eine rechteckige Zelle, halb so breit wie lang. Aber es hatte ein Fenster, durch das die Nachmittagssonne schien. Ihre Strahlen fielen

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