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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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dem Tresen. Wenn sie wirklich hier gewesen waren, hatten sie zumindest keine Spuren hinterlassen.
    Am nächsten Tag kam Paul früh zur Arbeit. Er nickte dem Wachmann zu und fuhr mit dem Aufzug hinauf.
    Er lächelte, als er bemerkte, dass er sogar früher da war als die Sekretärinnen. Als er an Charles’ leerem Büro vorbeikam, blieb Paul impulsiv stehen, sah sich einmal kurz im Flur um und ging rasch hinein.
    Diesmal sah der Raum anders aus.
    Das Büro war durchwühlt worden. Die Stapel von Pap ieren und fein säuberlich geordneten Manuskripten ware n verschwunden. Die Schreibtischschubladen standen offen, und ihr Inhalt war auf dem Boden verstreut. Alles, was auf ein aktuelles Projekt hinwies, war weggeschafft worden. Paul starrte die Weißwandtafel an, auf der die Formeln gestanden hatten. Alles war abgewischt worden.
    Es gab so viele Geschichten über Charles.
    Zum Beispiel, als Paul mitgehört hatte, wie er mit Leonard redete. Die beiden Männer hatten im Flur gestanden und sich gestritten wie ein altes Ehepaar.
    »Kannst du dich nicht mehr daran erinnern?«, hatte Charles gefragt.
    »Nein«, gab Leonard zurück.
    »Du sagtest, es wäre Objektträger 253.«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, antwortete Leonard.
    »Ich sagte ›Okay‹ und bin dann auf die andere Seite der Laborbank gegangen.«
    »Das war vor sechs Monaten, Mann.«
    »Weißt du noch, du sagtest, Objektträger 253 würde Zeichen von Nekrotisierung zeigen, und ich sagte, dass wir dann anfangen müssten, die zweiprozentige Lösung zu verwenden, und dann kam Michelle herein. Erinnerst du dich jetzt?«
    »Ich kann mich vage an so etwas Ähnliches erinnern, ja, aber das ist wie gesagt schon eine ziemliche Weile her.«
    »Und dann fragte sie: ›Hast du einen …?‹«
    »Himmel, Charles, war es an diesem Tag bewölkt? Erinnerst du dich daran auch? Ist zufällig ein Flugzeug über uns hinweggeflogen? Wie war das Wetter an diesem Tag?«
    »Es war sonnig.«
    »Tatsächlich, wirklich? Zu welcher Tageszeit fand dieses Gespräch statt? War es neun Uhr fünf oder neun Uhr sechs? War es am zweiten Dienstag des Monats?«
    Paul blickte unwillkürlich auf einen der Stapel, die am schlimmsten aussahen. Er durchsuchte das Chaos von Papieren und hoffte einfach auf sein Glück. Nach fünf Minuten fand er es.
    Er hielt es sich vors Gesicht. Es war ein Umschlag, eine Rechnung von einer Versicherung. Und in der Mitte war Charles’ Privatadresse aufgedruckt.

28
    Paul benutzte Google Maps, um Charles’ Adresse aufzuspüren. Es handelte sich, wie er herausfand, um eine Eigentumswohnung.
    Ein kleiner, ordentlich gepflegter Zuweg, nicht weit vom Wasser entfernt in einem ruhigen, friedlichen Viertel. Ein einfaches Vierfamilienhaus mit einem dunklen Schindeldach und einer blau gestrichenen Holzverkleidung an den Seiten. Es entsprach überhaupt nicht dem, was Paul erwartet hatte. Vielleicht war er sich aber auch nicht im Klaren, was er eigentlich erwartet hatte. Im Labor kursierten immer Geschichten, dass andere Firmen versuchten, Charles abzuwerben. Jedes Mal, wenn das passierte, ging er zu den Bossen, die ihm daraufhin ein noch besseres Angebot machten. Jemand musste Charles gesagt haben, dass er es genauso machen müsste. Falls Charles tatsächlich viel Geld verdiente, war das dem Haus nicht anzumerken. Es war ein bescheidenes, einfaches Gebäude in einer bescheidenen, einfachen Gegend.
    Das macht eine Firma also, wenn ihr Star beschließt, nicht mehr weiterzuarbeiten, dachte Paul. Sie bezahlt ihn weiter, damit er nirgendwo anders arbeitet.
    Paul stieg aus seinem Auto und ging den kurzen Weg zur Eingangstür.
    Er klopfte.
    Lange passierte gar nichts, dann hörte er von drinnen ein Rascheln. Der Vorhang neben dem Fenster öffnete sich ein wenig, obwohl Paul in dem dunklen Inneren nichts erkennen konnte. Er sah nur eine Hand an dem Vorhang. Einen Augenblick lang rührte sich nichts, dann wurde die Hand zurückgezogen, und der Vorhang schloss sich wieder.
    Paul wartete darauf, dass sich die Tür öffnete, aber er wartete vergebens.
    Er klopfte erneut.
    Ein paar Sekunden später öffnete sich die Tür einen Spalt.
    Charles’ Gesicht tauchte auf. Er schien abgenommen zu haben.
    »He, Charles.«
    »Paul«, erwiderte er. »Was wollen Sie?«
    Bei den meisten Leuten wäre eine solche Begrüßung eine gewollte Unhöflichkeit gewesen. Bei Charles war es eine ehrliche Frage. Nicht mehr und nicht weniger.
    »Ich will mit Ihnen reden.«
    Charles betrachtete ihn durch den Spalt. Sie

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