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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Millenniumskonferenz auf Hawaii“, sagte Jane. Blake nickte, machte eine resignierte Handbewegung und zeigte auf das Foto, das neben seinem Schreibtisch hing: „Sehen Sie sich das an.
Eine Gruppe der besten Wissenschaftler der Welt. Eine Gruppe, in deren Hand oder besser: in deren Köpfen es gelegen hätte, die Welt zu verändern. Mir ist es gelungen, sie alle zu der Konferenz zusammenzubringen, und einige haben ja auch später mit mir die WSS gegründet, die World Survival Society. Sie können sich nicht vorstellen, wie groß meine Hoffnung war. Doch dann wiederholte sich die Erfahrung, die ich auch hier in meinem Institut machen musste.“
„Sagen Sie“, Jane stand nun auch vor dem Foto, „ist das nicht Jeffrey Freeman. Der Ökonom?“
„Ja, ja“, sagte Blake gleichgültig. „Das ist er.“
„Sie wissen, dass er tot ist?“
„Natürlich“, sagte Blake.
    „Autounfall. Bedauerlich. Er war ein brillanter Kopf.“
Es entstand eine kleine Pause. Troller überlegte, ob er noch eine weitere Frage zum Tod von Freeman stellen sollte, entschied sich aber dagegen.
Auch Jane hakte nicht weiter nach. „Die Konferenz war also ein Flop“, sagte sie für Trollers Geschmack ein bisschen zu burschikos. „Wie man’s nimmt“, sagte Blake. „Die Idee lebt, aber wie Ihr Kollege schon sagte, die Zeit war noch nicht reif.“
„Ich habe gelesen, dass die Konferenz vorzeitig abgebrochen wurde“, sagte Troller. „Aber Details sind offenbar nicht an die Presse gegangen, weil Sie Geheimhaltung vereinbart hatten.“
Blake sah Troller nachdenklich an. „Das ist richtig. Wenn Sie etwas vorhaben, das die Konventionen der Wissenschaft sprengen soll, dann müssen Sie die Öffentlichkeit ausschließen. Es ist unfassbar, was für
eine Angst die Kollegen haben, ihre Reputation zu verlieren, wenn sie es wagen, frei zu denken.“
„Warum haben Sie zweiunddreißig Personen eingeladen?“, fragte Jane. „Warum nicht dreiunddreißig oder dreiundvierzig?“
    „Das hatte konferenztechnische Gründe. Mir wären sogar noch mehr Personen lieber gewesen, aber angesichts der Fragestellung erschien es uns als die maximale Größe. Wir hatten je zwei Vertreter aus sechzehn verschiedenen Bereichen, die ein Spektrum des zeitgenössischen Denkens repräsentierten. Mit der Doppelbesetzung hoffte ich zu erreichen, dass jeweils ein Fachvertreter bereit wäre, an Mindsphere II teilzunehmen.“
    „Mindsphere II?“
„Wahrscheinlich kennen sie alle Biosphere II, diese Arche Noah, die die Kollegen in der Wüste Arizonas errichtet haben, um die Welt im Kleinen zu simulieren. Wenn sie mich fragen, ein völlig idiotisches Projekt. Die Welt ist viel zu komplex, um sie in einer Glasglocke wiedererstehen zu lassen. Aber die Idee, dass einige führende Wissenschaftler für längere Zeit zusammen leben und arbeiten, um unsere Welt besser zu verstehen und eine Lösung für ihre Probleme zu finden, ist zweifellos faszinierend.“
„Unbedingt“, sagte Troller
„Mindsphere II“, fuhr Blake fort, „sollte ein einzigartiges Denk und Kreativitätszentrum auf einer kleinen Insel in der Karibik werden. Ich suchte leidenschaftliche Wissenschaftler, die bereit wären, mit mir für sieben Jahre weitgehend abgeschlossen von der Außenwelt auf diese Insel zu ziehen, wo uns die modernsten Forschungseinrichtungen der Welt zur Verfügung stünden.“
„Warum eine Insel?“
„Sehen sie“ sagte Blake, „nach meinem Scheitern im Institut habe ich mich sehr genau mit Sozialpsychologie und den Bedingungen, unter denen Erfolgsteams zustande kommen, beschäftigt. Nicht von ungefähr war ich in meinem Traum ja in der Mojave-Wüste.“
„Wo unter Oppenheimer die Atombombe gebaut wurde“, sagte Troller.
„Genau“, sagte Blake. „Und was war das Erfolgsgeheimnis dieses Titanenteams?“
Ja, was? Worauf wollte er hinaus?
„Ist doch klar“, platzte es aus Jane heraus, „ich meine, die Regierung steckte jede Menge Schotter in diese Sache. Die Wissenschaftler wurden bestens bezahlt. Dort wurde die Elite versammelt, jeder wollte dazugehören.“
Blake lächelte nachsichtig. „Exzellente Wissenschaftler lassen sich nicht zwei oder mehr Jahre von der Außenwelt abschließen, wenn es nur ums Geld geht.“
„Sie müssen von der Sache überzeugt sein“, sagte Troller, „besessen.“
„Genau das ist es“, sagte Blake, und seine Augen fingen wieder an zu leuchten. „Geniale Teams müssen von einer gemeinsamen Vision beseelt sein. Sie müssen aus hervorragenden

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