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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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„Erhöhe den Einsatz. Hundert Dollar extra, wenn wir es schaffen.“
„Okay, Lady“, sagte der Schwarze, „das iss ’n Wort.“ Er konzentrierte sich jetzt stärker auf den Verkehr, unternahm einige waghalsige Überholmanöver und sprang dabei von Spur zu Spur. Als sie endlich mit überhöhtem Tempo in die Auffahrt zur Abflughalle einbogen, senkte er kurz den Kopf, um erneut sein Funkgerät in Gang zu setzen. In diesem Moment tauchte aus dem Nichts ein Truck auf und raste auf sie zu.
„Achtung, Mann“, rief Jane.
Der Alte nahm ruckartig seinen Kopf hoch.
    „Oh, shit“, schrie er und riss das Steuer herum. Der Wagen kam ins Schleudern, es gab einen harten Schlag, der Daimler hüpfte über die Bordsteinkante, rammte ein Halteverbotsschild und prallte auf die herumstehenden Koffer von Reisenden, die entsetzt zur Seite sprangen. Jane hatte unwillkürlich Trollers Arm gegriffen und sich daran festgekrallt.
„Wie geht’s dir? Alles okay?“, fragte Troller. Er war während der Schleuderpartie Jane sehr nahe gekommen und konnte nun in ungewohnter Intensität ihr Parfum riechen. Es war betäubend, angenehm betäubend. Vorsichtig tastete er seine Glieder ab. Bis auf eine kleine Zerrung im Nacken schien alles okay zu sein.
Jane zog ihre Krallen ein und ordnete ihre verrutschte Jacke; auch ihr war offensichtlich nichts passiert.
„Shit“, murmelte der Taxifahrer noch einmal wie in Trance und bekreuzigte sich.
„Raus“, sagte Jane. Sie sprang aus dem Wagen, und Troller folgte ihr. Um sie herum hatte sich ein Auflauf von Passanten gebildet. Jane ignorierte die Leute. Zielstrebig rüttelte sie an der Kofferraumklappe, die sich zu Trollers Überraschung erstaunlich leicht öffnen ließ. Blitzschnell hatte sie die beiden Rollys ergriffen und schob ihm seinen zu. Dann fingerte sie zwei Hundert-Dollar-Noten aus ihrer Jackentasche und drückte sie dem Alten in die Hand, der inzwischen ebenfalls ausgestiegen war. Verwirrt und fassungslos betrachtete er seinen lädierten Daimler und bekreuzigte sich unablässig.
Das Flugzeug hatte tatsächlich die üblichen paar Minuten Verspätung gehabt, und so hatten sie es gerade noch geschafft. In Chicago, wo die Fluggesellschaft ihre Hubstation hatte, waren sie umgestiegen, und nun saßen sie in der Bar des Flughafenhotels direkt am Boston Logan Airport und versuchten mal wieder mit dem Zeitunterschied fertig zu werden. In L. A. war es erst acht. Hier war es schon elf. Dort wäre man jetzt essen gegangen. Hier sollte man eigentlich schlafen gehen.
Durch die braun getönten Fenster konnte man auf das in mitternächtlicher Ruhe daliegende Flugfeld blicken. Nur noch sporadisch rollten Maschinen, die gerade gelandet waren, zum Terminal. Da man sie nicht hören konnte, hatte ihr Anblick etwas Unwirkliches, Geisterhaftes.
Jane hatte ihren Laptop vor sich und war schon wieder online. Sie ist ein Nachrichten-Junkie, dachte Troller. Wann immer in den vergangenen Stunden Gelegenheit dazu war, hatte sie Telefongespräche geführt, E-Mails empfangen oder verschickt und im Internet recherchiert. Troller bewunderte ihre Zielstrebigkeit, aber er fand es auch anstrengend, immer nur bei der Sache zu bleiben. „Was machst du eigentlich, wenn du mal nicht arbeitest?“, fragte er.
„Fitnessstudio“, sagte sie und hämmerte weiter auf ihren Tasten herum.
„Und sonst?“
„Um ehrlich zu sein, ich hab noch nie viel von Freizeitbeschäftigungen gehalten. Hey“, sagte sie und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
„Was ist?“
„Warte, ich hab’s gleich.“
Troller nahm einen Schluck Samuel Adams und gab dem Barkeeper ein Zeichen. Er konnte noch ein Bier gebrauchen.
„Hey“, sagte Jane noch einmal.
„Nun komm schon, mach’s nicht so spannend.“
„Kowalski hat einen Artikel von Kagan gefunden, in dem dieser auf die Gefahren sanfter Kriegführung hinweist.“
„James Kagan“, sagte Troller. „Das war doch der Militärhistoriker, der 1998 . . .“
„. . . vor Florida beim Tauchen ertrunken ist“, ergänzte Jane.
    „Und was ist mit diesem Artikel?“
    „Kagan berichtete darin über ein paar hässliche Ideen. Schau mal.“ Sie schob Troller den Laptop über den Tisch. Troller scrollte sich schnell durch den Text:
    Wissensfusion – neue Formen der Kriegführung – interdisziplinäre Teams – informationsgesteuerte Waffensysteme – Verbindung von Biochemie und Informationstechnologie.
    „Und was bedeutet das alles?“
„Stell dir vor, es ist Krieg, und du merkst es nicht.“
„Du

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