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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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künstlichen Intelligenz. Und Fazit wäre das erste deutsche Magazin, das ein eigenes Interview mit ihm herausbrachte. Der Schwarze fummelte jetzt schweigend oder höchstens brummend an seinem Funkgerät herum. Irgendwas schien nicht zu stimmen.
    „Ich hab deine Interviewführung überhaupt nicht begriffen“, sagte Jane zu Troller. „Was hast du dir dabei gedacht?“
„Wobei?“
„Du bist ihm doch in den Arsch gekrochen.“
„Blake?“
„Natürlich Blake. Ich hatte gedacht, wir wollten von ihm was rauskriegen. Stattdessen stehst du die ganze Zeit da und nickst und lächelst und betest ihn an.“
    „Ich hab ihn nicht angebetet“, sagte Troller, „aber ich bewundere den Mann. Seine Idee ist gut. Syntopie, das ist genau das, was wir brauchen. Ich habe noch nie einen Wissenschaftler erlebt, der so mit dem übereinstimmt, was ich selber denke.“
    „Na klasse, und was haben wir jetzt für unseren Fall herausbekommen?“
Aber bevor Troller antworten konnte, explodierte sie: „Hey, Mann, hören sie auf, an dem verdammten Ding herumzufummeln. Schauen Sie auf die Straße!“
Der Wagen vor ihnen hatte überraschend abgebremst. Es war verdammt knapp geworden. Eines musste man dem Alten allerdings lassen: Er hatte blitzschnell reagiert.
„Hören Sie - nicht diesen Ton, Lady?“, sagte er unbeeindruckt und drehte weiter die Knöpfe an seinem Gerät. „Ich versteh das nicht. Da ist so ein Summen drin. Oder ein Pfeifen. Hören Sie das nicht?“ Er drehte sich erneut zu Jane um.
„Mann, schauen Sie nach vorn“, sagte Jane. „Sonst haben weder Sie noch Ihr Daimler eine Überlebenschance.“
„Sorry“, sagte der Alte und blickte jetzt wirklich wieder nach vorn, „aber irgendetwas stimmt heute nicht. Sehen sie nur, was das für ein merkwürdiges Licht ist. So fahl. Als ob eine Farbe fehlt. Und dahinten. Spinne ich, oder sehe ich da ein Kreuz am Himmel? Wie eine Art Zeichen.“ Er streckte den rechten Arm aus und zeigte mit zwei Fingern aus dem Fenster. Weit entfernt am Himmel war tatsächlich so eine Art Kreuz.
„Kondensstreifen“, sagte Jane. „Vom Flughafen.“ Sie schaute auf die Uhr. „Wir haben noch eine halbe Stunde. Wenn Sie sich auf die Straße konzentrieren, können wir es gerade noch schaffen.“
„Die Kinder Gottes“, sagte der Schwarze. „Haben Sie das gelesen?“
„Was?“, sagte Jane widerwillig. Sie wollte den Alten nicht zum Reden ermutigen, ihn aber auch nicht verärgern.
„Da gibt es so einen verrückten Verein. Die Kinder Gottes. Haben sich auf einer Ranch da oben in den Bergen verschanzt.“ Er wies nach vorn, wo man die Bergkette sah, hinter der die Wüste lag. Und auch die Oase, von der Blake geträumt hatte.
„Das Ende ist nah, das Ende ist nah, rufen die immer. Und sie verkünden: Gott wird uns alle bestrafen. In drei mal sieben Tagen.“
„In drei mal sieben Tagen?“, sagte Jane. „Ab wann?“
„Ab wann?“ Der Alte brach in ein raues, heiseres Lachen aus. „Hey, das ist ’ne verdammt gute Frage. Ab wann! Um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es drei mal sieben Tage sind. Glauben Sie etwa an so was?“
„Nicht wirklich“, sagte Jane. „Aber man kann nie wissen. Allerdings können drei mal sieben Tage eine verdammt lange Zeit sein, wenn man bedenkt, dass Gott in sieben Tagen die Welt erschaffen hat.“
„Halleluja“, sagte der Schwarze. „Das ist wahr! Schon mein Dad hat immer gesagt: Was für uns ein Jahr ist, das ist für Gott höchstens mal eine Sekunde. Haben Sie heute Nacht auch diese Lichter gesehen?“
„Lichter?“
„Ufos wahrscheinlich“, sagte der Schwarze. „Das ist wenigstens das, was Denzel, mein Nachbar, sagt. Aber was immer es auch ist: Da ist was im Busch. Die Welt spielt langsam verrückt. Und jetzt noch dieses Pfeifen.“ Er ließ erneut das Steuer los und schlug sich mit beiden Händen auf die Ohren.
„Nehmen Sie jetzt endlich Ihre Pfoten ans Steuer“, sagte Jane, „sonst wird Gott uns alle schon heute bestrafen.“
„Noch fünfundzwanzig Minuten“, sagte Troller.
„Also, dann los“, sagte der Schwarze und trat das Gaspedal durch, wobei er immer noch mit der flachen Hand auf das Display seines Funkgeräts klopfte.
Troller sah die Hinweistafel, die die Abzweigung zum Flughafen ankündigte. Es würde verdammt knapp werden. Aber vielleicht hatte die Maschine ja Verspätung.
„Wir schaffen es“, sagte Jane, „wenn unser Methusalem nur endlich seinen verdammten Job tut.“ Sie tippte dem Alten auf die Schulter.

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