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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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aber ohne die Chance, jemals geliebt zu werden.
„Sie meinen“, fragte Jane geduldig, „wir könnten mehr aus uns machen?“
Lansky machte eine abfällige Bewegung. „Die meisten geben sich mit dem zufrieden, was sie sind. Dabei liegt unsere Unzulänglichkeit doch auf der Hand. Wir kapieren zu langsam und vergessen zu schnell. Unser Gehirn“ – er schlug sich zweimal mit der flachen Hand an die Stirn –“taugt nichts.“ Er schnappte sich erneut das Gehirn und knetete wütend darauf herum.
„Da ist etwas, das ich noch nicht verstehe“, sagte Troller. „Sie sprechen einerseits davon, dass Sie eine digitale Variante unseres Gehirns bauen wollen, und andererseits sagen Sie, dass Sie selbst mehr verstehen und behalten wollen. Ich nehme doch an, Sie haben Neuronen im Kopf und nicht Sand.“
Lansky hörte plötzlich auf zu kneten. Für einen Moment erstarrte er, dann warf er Troller das Gehirn zu. Troller fing es auf und drückte seine Finger nun auch in die Masse hinein.
„Haben Sie mal einen LSD-Trip genommen?“
„Nein.“
„Und Sie?“
„Leider auch nicht“, sagte Jane.
„Kann schön sein“, sagte Lansky. „Kann aber auch die Hölle sein. Und es kann dazu führen, dass Ihr Programm abstürzt und Sie für immer durchdrehen. Aber wenn Sie vorher eine Sicherungskopie gemacht hätten, wäre alles kein Problem. Sie würden die fehlerhafte Software einfach wieder löschen und die alte Version wieder draufspielen.“
„Großartig“, sagte Jane. „Und das können Sie?“
„Nein“, sagte Lansky. „Aber wir arbeiten daran.“
„Moment mal“, sagte Troller. „Nehmen wir an, Sie wären dazu in der Lage, Ihr Gehirn – also Ihren Geist – auf eine Festplatte zu übertragen. Sie speichern ihn also ab, nehmen den LSD-Trip, rasten aus, wollen das alte Programm zurückhaben – und nun? Wie kriegen Sie den Geist zurück ins Gehirn? Das Gehirn ist ja kein Computer.“
„Ich sage ja, es taugt nicht viel“, sagte Lansky und lächelte glücklich. „Silicium ist besser.“
„Vielleicht sollten wir es überhaupt einfach ersetzen“, sagte Jane und nahm Troller das Gummihirn mit einer energischen Bewegung aus der Hand. Sie hatte offenbar genug von dem Geknete.
„Sehen Sie“, sagte Lansky mit einem herausfordernden Blick zu Troller, „Sie versteht mich.“
„Ich finde, Sie haben wundervolle Ideen“, sagte Jane.
„Ich frage mich nur, wie Sie das machen wollen“, sagte Troller. „Wie wollen Sie das Gehirn ersetzen?“
„Ganz einfach“, sagte Lansky. „Stellen Sie sich ein Gehirn in der Schüssel vor – das ist so ein Gedankenexperiment, mit dem auch andere Wissenschaftler arbeiten, die Neurophysiologen zum Beispiel, Marconi und diese Leute. Stellen Sie sich also ein isoliertes Gehirn vor, von Apparaten am Leben erhalten, durch feinste elektronische Kontakte mit der Umwelt verbunden, vielleicht auch mit dem Internet oder per Funk mit einem Roboterkörper wie dem von Z 1227. Es könnte mit seinen Augen sehen, mit seinen Sensorien fühlen und ihn auf demselben Wege mit seinem Verstand lenken.“
Troller schaute Jane an, um zu sehen, ob sie denselben Gedanken hatte wie er: Vielleicht war Z 1227 ja wirklich so ein ferngesteuertes Etwas. Aber Jane hörte Lansky nur gebannt zu.
„Zwar wird man“, fuhr Lansky fort, „das Organ mit Hilfe optimaler Umweltbedingungen weit über seine normale Lebensspanne hinaus am Leben erhalten können, doch wird ein biologisches Hirn, das ja nur für die Dauer eines menschlichen Daseins bestimmt ist, nicht ewig arbeiten. Die graue Masse wird Stück für Stück Funktionsausfälle erkennen lassen. Okay. Warum nun sollte man diese funktionsunfähigen Teile nicht durch ein paar hoch entwickelte neurologisch-elektronische Elemente ersetzen? Stück um Stück ließe sich so unser versagendes Gehirn durch besser funktionierende Ersatzteile erneuern, ohne dass dadurch unsere Persönlichkeit oder unser Denken im mindesten beeinträchtigt würde – ganz im Gegenteil. Im Laufe der Zeit aber bliebe keine Spur mehr von unserem biologischen Gehirn übrig. Die Schüssel mit der Nährflüssigkeit wäre überflüssig, aber unser Denken, unser Bewusstsein dauerte fort.“
„Faszinierend“, sagte Jane.
„Nicht wahr?“, sagte Lansky und sah Jane zum ersten Mal offen ins Gesicht. „Auf diese Weise hätten wir den Geist aus seiner biologischen in eine künstliche Hardware übertragen und könnten ihn nun problemlos auf eine weitere Hardware kopieren. Ja, wir könnten unser gesamtes Wesen

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