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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ihre Bahnen sich bei dem Hubschrauber.
    Der Hubschrauber geriet in das Kreuzfeuer der beiden Hotchkiss. Katharine und Jaime sahen, wie die Leuchtspurmunition von beiden Seiten in seine Flanken einschlug. Katharine hatte gehört, dass pro Leuchtspurkugel typischerweise fünf gewöhnliche Maschinengewehrkugeln geladen wurden, sodass es jetzt ordentlich gegen die Bleche der Hubschrauber trommeln musste. Aber er hielt nicht an und verlangsamte auch nicht sein Tempo, und er schien nicht einmal unter dem Beschuss zu wanken. Er kam weiterhin direkt auf den Turm zu, unerschütterlich und stabil wie ein Zug, und er war jetzt schon sehr nahe.
    Das wird wohl nicht gut enden, dachte Katharine. Wenn dieser Turm einstürzt, sitze ich sozusagen auf einem Logenplatz.

5
    Schturmowiks, dachte Janet Kendall, als sie die näher kommenden Hubschrauber erkannte. Buckelrücken. Sie zog eine finstere Grimasse, denn das war wirklich keine gute Nachricht. Sie hätte lieber eine ganze Flotte Apaches in Empfang genommen, trotz ihrer moderneren Bewaffnung. Oft war es leicht, einen Apache allein mit dem Präzisionsfeuer einer Kleinwaffe abzuschießen, und erst recht natürlich mit Maschinengewehren.
    Die Buckelrücken dagegen waren eine andere Kategorie. Sie waren alte, aber sehr zuverlässige und schwer gepanzerte sowjetische Angriffshubschrauber. Sie mit bloßem Maschinengewehrfeuer abzuschießen, war nahezu unmöglich, und sie hatten den afghanischen Mudschaheddin schwere Verluste zugefügt – bis die Pakistaner den Partisanen Stinger Flugabwehrraketen lieferten, die sie von den USA geschenkt bekommen hatten und die von der Schulter abzuschießen waren. Als Janet den vorausfliegenden Hubschrauber mit dem Fernglas betrachtete, sah sie deutlich, wie die Kugeln gegen seine beiden Flanken prasselten. Der Hubschrauber hatte sicherlich schon Hunderte von Treffern bekommen, aber anscheinend fügten sie ihm keinerlei Schaden zu.
    Man kann nur hoffen, dass diese Quirle alt genug sind, dachte Janet. So alt, dass ihre elektrischen Systeme nicht ordentlich geschützt sind.
    Janet bemerkte, dass ihr Gehör zurückkehrte. Ihre Ohren klangen immer noch, aber über das Heulen und Pfeifen hinweg hörte sie zunehmend auch andere Geräusche. Sie rief Sarah an. Deren Stimme klang matt und entfernt, aber Janet konnte schon verstehen, was Sarah sagte.
    »Nimm das EMP und hol diese Quirle runter«, kommandierte Janet. »Sonst geht es uns schlecht.«
    In dem kleinen Display des Telefons sah Janet, wie auf Sarahs Gesicht ein teuflisches Grinsen erschien.
    »Dein Wunsch ist mir Befehl«, sagte Sarah. »Aber anscheinend haben wir noch ein anderes kleines Problem. Hier ein Bild davon!«
    Sara wandte die Kamera des Telefons von ihrem Gesicht ab und betätigte den Zoom. Janet sah eine entfernte Gruppe von Männern. Sie waren vielleicht zwei Kilometer von Sarah entfernt. Es waren acht oder neun Gestalten, sie hatten schwere Rucksäcke auf dem Rücken und in den Händen eine Maschinenpistole oder ein Sturmgewehr. Der erste Mann schnitt gerade mit einer Blechschere ein Loch in den Drahtzaun, der das Kraftwerk umgab.
    »Mit denen befassen wir uns später«, sagte Janet. »Spreng erst mal die EMP-Bombe.«
    »Na gut, aber ... Hey ... Ich glaube, dass ... Am Horizont sehe ich auch ...«
    Sarah drehte die Kamera, und Janet sah eine Reihe niedriger, kaum erkennbarer Staubwirbel.
    »Da dürfte jetzt eine etwas größere Truppe anrücken«, stellte Sarah fest.
    »Immer eins auf einmal«, sagte Janet. »Vielleicht kommt ja das motorisierte Bataillon zurück.«
    Sie glaubte ihren eigenen Worten nicht.
    Jetzt sind wir wohl wirklich in der Bredouille, dachte Janet. Sie greifen uns gleichzeitig von allen Seiten an.
    Sarah trennte die Verbindung, und Janet richtete ihren Feldstecher wieder auf die näher kommenden Hubschrauber. Hoffentlich funktioniert es, dachte sie. Wenn die EMP denen nichts anhaben kann, dann dauert dieser Kampf nur einen Augenblick und findet ein jähes Ende.
    Irgendwo in der Ferne war eine matte Explosion zu hören, und bei der Umzäunung des Kraftwerks stieg eine kleine Sand- und Rauchwolke auf. Sarah hatte die EMP gesprengt. Janet richtete ihr Fernglas wieder auf die Hubschrauber.
    Die Rotoren beider Maschinen, sowohl der große als auch der kleinere Heckrotor, wurden sichtlich langsamer. Noch eine Sekunde zuvor hatten sie sich so schnell gedreht, dass man die Flügel nicht erkennen konnte. Jetzt wurden sie sichtbar, und während Janet sie beobachtete, flatterten

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