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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bei der Hotchkiss hilft. Ich brauche dort jemanden, der hört, was ich sage!«
    Ulrich las Janet die Worte von den Lippen ab und nickte. Dann lief er Richtung Lift. Janet eilte mit Keskitalo in den Kontrollraum. Janet berechnete, wie lange es dauern würde, bis Ulrich bei der Hotchkiss ankäme. Eine Minute mit dem Fahrstuhl hinunter, dann mindestens drei Minuten mit dem Elektroauto durch das Gewächshaus und vielleicht noch zwei Minuten bis zum Ziel. Sechs Minuten. Wie nahe mochten die möglichen Angreifer schon sein?
    Drinnen im Kontrollraum schaute Janet auf den Radarschirm. Da waren zwei Punkte zu sehen, so wie Keskitalo es berichtet hatte. Aufgrund des Radarbilds war es jedoch noch unmöglich zu sagen, worum es sich dabei handelte. Janet nahm das Fernglas und trat ans Fenster. Sie sah nichts, die Objekte befanden sich noch hinter den Hügeln.
    Janet rief Sarah Birkin an.
    »Von Westen nähern sich uns zwei Hubschrauber oder langsame Flugzeuge«, sagte Janet. »Bekommst du von denen ein Bild? Wenn ja, zeig es mir. Aber versuch nicht zu sprechen, ich kann nichts hören!«
    Janet hörte nicht, ob Sarah etwas antwortete, aber sie musste die Kamera den Ankömmlingen entgegengedreht haben, denn auf dem Videomonitor erschienen zwei Hubschrauber. Unter beiden befand sich etwas Langes und Rundes. Janet fand, dass sie nicht wie Raketen aussahen, denn das Verhältnis von Länge und Dicke stimmte bei ihnen nicht. Die Gegenstände waren dicker und runder, nicht so stromlinienförmig wie Raketen. Entweder waren es zusätzliche Brennstofftanks oder irgendwelche Bomben. Janet wusste, auf welche Alternative sie selbst wetten würde.
    Die Hubschrauber wollten den Turm bombardieren!
    Janet versuchte, die Größe der Bomben zu schätzen. Sie waren halb so lang wie die Hubschrauber. Das war nicht gut, denn es bedeutete, dass die Bomben sehr groß und stark waren. Größe und Form deuteten darauf hin, dass es sich um Daisy cutter handelte. Um Gänseblümchenschneider. Die Atombomben des armen Mannes.
    Falls die Hubschrauber es schaffen sollten, eine Bombe von der Größe eines Daisy cutter in den Turm fallen zu lassen, würde er wahrscheinlich einstürzen, und fünf Millionen Tonnen Beton würden ihnen auf den Kopf fallen.

4
    Dies ist nur ein Albtraum, dachte Katharine Henshaw, als sie und Jaime Oroza mit dem Lift zur Spitze des Sonnenturms hinauffuhren, dicke, schwere Seilbündel über der Schulter. Dies ist nur ein Albtraum. Gleich werde ich in meinem Bett aufwachen, alles ist wieder gut, und ich brauche nichts dergleichen zu tun.
    Nur wirkte leider weiterhin alles sehr real.
    Katharine sah Jaime an, und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einer kleinen, ungewollten Falte. Auch das noch, dachte sie ärgerlich. Zu allem Überfluss bekomme ich von allen denkbaren Personen ausgerechnet so einen Snob zugeteilt.
    Jaime war bekleidet mit einem eleganten schwarzen Seidenhemd, schwarzen Jeans und langen Stiefeln. Sein Haar war sorgfältig frisiert, an dem einen Handgelenk trug er eine goldene Uhr, die teuer aussah, und an dem anderen klingelten mehrere silberne Armreifen. Jaime zupfte sich die Hemdsärmel glatt und richtete sich Hosenbeine und Hemdkragen, ohne dabei das Mienenspiel auf Katharines Gesicht zu bemerken. Er wollte schon dem Etui, das in seiner Brusttasche steckte, eine Zigarre entnehmen, als er Katharines Gesicht bemerkte und in seiner Bewegung innehielt. Um Entschuldigung bittend lächelte er Katharine zu.
    Katharine war beschämt. Sie schenkte Jaime ein freundliches Lächeln und bemühte sich aufrichtig, echte Herzlichkeit hineinzulegen. Freilich konnte sie nicht sagen, in welchem Maße ihr das gelang. Na, immerhin hab ich mir Mühe gegeben, dachte sie.
    Katharine beobachtete die Bewegung des Fahrstuhls auf dem Monitor. Der unterschied sich von allen anderen, die sie jemals in einem Lift gesehen hatte. Er zeigte nicht Etagen an, sondern Meter. Als Erstes war da der Knopf, der den Kontrollraum bezeichnete, aber die folgenden sechzig Zahlen zeigten mit einer Genauigkeit von fünfzig Metern die Höhe an. Sie befanden sich jetzt auf einer Höhe von tausendneunhundert Metern.
    Katharine spürte, wie ihr die Hände schwitzten, und sie zitterte vor Angst. Verdammt. Verdammt noch mal, dachte sie. Warum wirkten die Pillen nicht endlich? Hatten sie ihre Wirkkraft verloren? Wenn der Kampfesrausch nicht eintrat, würde sie niemals zur Desert Queen hinabsteigen können. Vielleicht würde Jaime es können, aber Katharine war sich auch dessen

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