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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nicht herunterfallen lassen. Daneben hing etwas. Eine menschliche Gestalt. Katharine!
    Katharine wirkte seltsam schlaff und leblos. Sie bewegte sich nicht, sondern hing kraftlos am Ende des Seiles neben dem Wrack des Luftschiffs. Jaime Oroza konnte Janet nicht entdecken.
    Da klingelte ihr Telefon.
    »Die Typen nähern sich jetzt dem Gewächshaus«, sagte Sarah. »Sie haben sehr große Rucksäcke, und ich fürchte, dass sie Sprengstoff enthalten. Anscheinend kommt auch weiter hinten eine ziemlich große Kolonne angerückt. Beide Kolonnen bestehen aus Dutzenden von Autos. Und sie kommen nicht hierher, um uns zu helfen.«
    Sie werden uns überrollen, dachte Janet. Wir haben keine Chance. Einen Augenblick lang verspürte sie nur den Wunsch aufzugeben, mit allem Schluss zu machen und sich auszuruhen. Ihre Niederlage zuzugeben, loszulassen.
    Doch dann fletschte wieder etwas tief in ihrem Innern die Zähne.
    Nein, zum Teufel, so leicht will ich es euch nicht machen, dachte sie.
    »Kannst du erkennen, ob das Ausländer oder Ägypter sind?«, fragte sie Sarah, während sie zurück in den Kontrollraum eilte.
    »Einer ist Ägypter, oder jedenfalls Araber, die andern sehen aus wie Westler«, antwortete Sarah. »Sie sind zu hellhäutig, um von hier zu sein.«
    »Kannst du sie in den Sucher deines Zielfernrohrgewehrs kriegen?«
    »Ja, leicht!«
    »Schieß den Araber ins Bein, an so eine Stelle, dass er zurück muss«, befahl Janet. »Aber bring ihn nicht um. Schieß nicht, wenn du unsicher bist, also wenn du fürchtest, dass du ihn töten könntest. Mit großer Wahrscheinlichkeit.«
    »Okay, Chefin«, sagte Sarah, aber in ihrer Stimme lag Zweifel.
    Janet begriff, dass Sarah die Gründe für ihren Befehl noch nicht durchschaut hatte.
    »Und die anderen?«, fragte Sarah noch.
    »Lass sie kommen.«
    »Aber ...«
    »Ich werde mich um sie kümmern«, versicherte Janet.

8
    Katharine Henshaw hing im Sicherheitsgurt eines Autos, mit dem Kopf nach unten. Sie spürte, wie der Gurt sich durch die Kleider hindurch schmerzhaft in ihr Fleisch drückte, und im Kopf verspürte sie einen hämmernden Schmerz. Ihr wurde klar, dass sie von der Straße abgekommen war, sie erinnerte sich an die Lichter eines entgegenkommenden Autos, das ihr auf dem falschen Fahrstreifen direkt entgegengerutscht war. Sie begriff auch, dass ihre eigenen Reaktionen zu langsam und vom Alkohol getrübt gewesen waren. Ich hätte nicht zustimmen dürfen, ich war zwar viel weniger betrunken, aber ich hätte trotzdem nicht zustimmen dürfen. Ich hätte nicht zustimmen dürfen, ich hätte nicht zustimmen dürfen, ich hätte nicht zustimmen dürfen.
    »Michael? Ist mit dir alles in Ordnung?«, stammelte Katharine.
    Und dann erkannte sie, dass mit Michael nicht alles in Ordnung war, dass er nie wieder in Ordnung sein würde, und schreckliche Trauer übermannte sie, und eine Sekunde später verstand sie ...
    (ojojoj)
    ... dass sie gar nicht im Sicherheitsgurt ihres Autos hing, dass unter ihr nicht das Autodach war, sondern nichts als Leere, und dass, obwohl sie mit dem Kopf nach unten hing, ihre Brust und ihre Schenkel Berührung mit einer lotrechten Betonwand hatten.
    Die Erde, oder, genauer gesagt, das glänzende, das Sonnenlicht stark reflektierende Dach des Gewächshauses war nicht einen Meter, sondern unglaublich weit, nämlich mehrere Kilometer entfernt, so wie eine kleine Stadt vom Flugzeug aus gesehen.
    Das war unmöglich. Sie musste Halluzinationen haben.
    Und dann fiel ihr ein, wo sie war.
    Oh nein, beim nächsten Mal buche ich eine Gesellschaftsreise bei Thomas Cook und versuche nicht, Kosten zu sparen, dachte Katharine. Sie spürte, wie das Blut sich in ihrem Kopf staute. Es ist besser, wenn ich mich umdrehe, dachte sie und schwang sich hoch, sodass ihre Beine wieder nach unten hingen und der Kopf zum Himmel zeigte.
    Was war passiert? Katharine bemühte sich, klar zu denken, aber der Hammer, der in ihrem Kopf wütete, machte es schwierig. Als sie ihre Schläfe berührte, erbebte sie vor Schmerz, und an ihren Fingern blieb Blut kleben. Ihre ganze Schläfe war voller Blut und die Haut übel zerschunden. Als sie nach ihren Beinen sah, bemerkte sie, dass auch die Hosenbeine zerrissen waren. Die Haut, die unter den Stofffetzen hervorsah, war wundgescheuert. Die Hubschrauber, erinnerte sich Katharine, waren abgestürzt. Die Druckwelle hatte sie wohl erfasst und so gegen den Turm geschleudert, dass sie sich den Kopf gestoßen und für einen Augenblick das Bewusstsein verloren

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