Gottes kleiner Finger - [Thriller]
»Sofort.«
Keskitalo sah Janet zweifelnd an und knurrte etwas Undeutliches. Janet konnte seine Worte nicht verstehen. Aber sie sah, dass Keskitalos Finger über die Tastatur des Hauptcomputers eilten.
»Sind alle Luken geschlossen?«, fragte Janet einen Augenblick darauf.
»Ja«, versicherte Keskitalo.
»Im Gewächshaus wird es also jetzt sehr heiß?«
»Ja«, nickte Keskitalo. »Aber glaubst du, das genügt, um sie aufzuhalten?«
Janet grinste.
»Vielleicht nicht, aber wir wollen es ihnen auch nicht zu leicht machen. Kannst du sie mit den Kameras im Gewächshaus sehen?«
»Ich schau mal nach«, brummte Keskitalo.
Kurz darauf rief Sarah Birkin an, um mitzuteilen, dass die Gruppe im Gewächshaus verschwunden sei.
»Ich hab sie gefunden!«, rief Keskitalo.
Keskitalo spielte auf dem großen Monitor das Bild ein, auf dem sechs Männer zu sehen waren, die unter dem Glasdach vorwärtseilten. Sie sahen, dass die Männer stark schwitzten, ihre Gesichter und Haare glänzten nass, und auf Rücken und Brust sowie unter den Achseln hatten sie große, dunkle Flecke.
»Dort ist es wohl verdammt schweißtreibend«, knurrte Keskitalo. »Seht ihr, wie sie schwitzen, obwohl die Luft knochentrocken ist? Sie verlieren mit ziemlichem Tempo Flüssigkeit. Verdammt, wenn sie so weitermachen, sind sie in einer halben Stunde zu Zwieback vertrocknet.«
»Sie gehen halt sehr schnell«, stellte Janet fest.
Keskitalo rief die Werte von den Temperaturfühlern im Gewächshaus ab.
»Die Temperatur im Gewächshaus steigt. Am höchsten ist sie direkt am Fuß des Schornsteins.«
Auf dem Monitor sahen sie, dass der Stoßtrupp Probleme bekam.
»Sie werden langsamer«, sagte Keskitalo hoffnungsvoll.
Keskitalo hatte recht, die Männer gingen jetzt deutlich langsamer. Aber sie waren nicht stehen geblieben.
»Bald haben sie die Hälfte des Wegs zurückgelegt«, bemerkte Keskitalo zehn Minuten später.
»Kannst du die Kamera schwenken?«, fragte Janet.
»Ja, aber gleich bekomme ich die Männer auch ins Blickfeld der nächsten Kamera.«
Kurz darauf waren die Männer dort. Sie wirkten müde, ihre Schritte unsicherer und etwas langsamer, und drei von ihnen taumelten schon. Unter ihren Blicken stolperte der eine über seine eigenen Beine und schlug der Länge nach zu Boden. Zwei andere beugten sich zu ihm hinab, aber der Gruppenleiter schüttelte den Kopf und deutete auf den Turm. Die Gruppe setzte ihren Weg fort, aber aus ihren Mienen zu schließen waren einige der Männer mit dieser Entscheidung unzufrieden. Ab und zu drehten sie sich nach ihrem zurückgelassenen Kameraden um. Jetzt tranken sie fast ununterbrochen aus ihren Feldflaschen.
»Einer weniger«, freute sich Keskitalo.
»Ein paar von ihnen hätten ihren ohnmächtigen Kumpel nicht seinem Schicksal überlassen wollen«, sagte Janet. »Er wird relativ bald sterben, wenn er das Bewusstsein wegen eines Hitzschlags verloren hat.«
»Du hast recht, sie wirken nicht gerade glücklich«, sagte Keskitalo. »Und doch werden sie den Schornstein bald erreichen. Was machen wir dann?«
»Warten wir noch einen Augenblick ab«, sagte Janet.
»Wir müssen hier verschwinden, wenn sie die Sprengladungen angebracht haben«, äußerte Keskitalo. »Sonst kriegen wir einige Millionen Tonnen Beton auf den Kopf. Das möchte ich nicht erleben.«
»Das ist mir vollkommen klar«, sagte Janet. »Sie werden uns keine Alternative lassen.«
»Was hast du vor?«, fragte Keskitalo verdutzt.
Janet wirkte plötzlich sehr müde, und für einen Augenblick bedeckte sie die Augen mit den Händen.
»Ich dachte, ich mache fünf kleine Löcher in unser Gewächshaus«, sagte sie dann.
Keskitalo starrte Janet an, ohne zu verstehen, was sie meinte.
»Ich will ihnen die heftigste Vergnügungsfahrt ihres Lebens verschaffen«, erklärte Janet. »Die freie Fahrt zurück nach draußen. Öffne die Luke zum Gehäuse sieben. Da ist noch keine Turbine montiert.«
Keskitalo wurde blass, als er verstand, was Janet vorhatte.
»Okay, ich mach es selbst«, sagte Janet.
Janet biss die Zähne zusammen und legte den Hebel um, der die Luke eines der Windturbinengehäuse öffnete. Sie schaute auf den Videomonitor, auf dessen Bildschirm der kleine, müde Stoßtrupp tapfer vorwärtseilte. Plötzlich taten ihr die Männer leid. Obwohl das, was sie vorhatten, kriminell und falsch und gegen die Interessen der gesamten Menschheit gerichtet war, machte das Schicksal der Männer sie doch traurig. Die armen Teufel, dachte Janet. Niemand
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