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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dieses verdammte Ding jetzt runterfällt, dann gehen wir zusammen mit ihm zu Boden, dachte sie.
    Katharine löste das Seil von ihrer Taille und band es zuerst Razia und dann wieder sich selbst um den Leib. So, jetzt kommt der Moment der Wahrheit, dachte sie.
    »Razia, wenn du hörst, was ich sage, dann würde es uns jetzt sehr helfen, wenn du das Seil festhalten und einen Teil deines eigenen Gewichts tragen könntest. Oder mit den Beinen aufwärtsschieben.«
    Aber Razia antwortete nicht, und Katharine erkannte, dass sie das Bewusstsein verloren hatte.
    Katharine Henshaws Fröhliche Survival-Reisen, dachte Katharine wieder. Für Leute, die sich die Schultermuskeln abreißen und die Lungen mit Ruß füllen wollen. Bei fünf Prozent Überlebenschance.
    Sie fing an, sich und Razia hochzuziehen, wobei sie sich mit den Füßen am Fußboden des Luftschiffs und dessen Vorsprüngen abstützte. Das war Schwerstarbeit, denn ihr Gesamtgewicht lag sicherlich zwischen hundertzwanzig und hundertdreißig Kilo. Katharine musste sie senkrecht nach oben ziehen, und sie hatte niemals für eine so harte Anstrengung trainiert.
    Katharines Schultern und Schenkel fühlten sich sehr bald an wie im Feuer, der Schmerz war fürchterlich, und sie hatte das Gefühl, ihre Muskeln würden von den Sehnen abreißen. Der Schweiß brannte in den Augen wie schwache Säure, aber da waren sie auch schon beim Fenster des Cockpits, und sie konnte die Beine dagegenstemmen und einen Augenblick verschnaufen.
    Na, jedenfalls stürzen wir nicht mit dem Luftschiff ab, dachte Katharine und keuchte schwer, denn gleich sind wir hier raus. Aber werde ich es schaffen, uns noch dreißig Meter an der Turmwand entlang hinaufzuziehen?
    Sie glaubte nicht, dass es möglich war, denn schon der viel kürzere Aufstieg aus dem Cockpit der Desert Queen hatte sie ziemlich angestrengt, obwohl sie sich mit den Füßen an verschiedenen Vorsprüngen hatte abstützen können.
    Aber jetzt verlassen wir erst mal das Luftschiff, und dann schauen wir, wie wir hinaufkommen, dachte Katharine. Sie wollte sich gerade auf den Fensterrahmen schieben, als sie von oben einen schrecklichen Schrei der Verzweiflung hörte. Als sie in dessen Richtung schaute, sah sie gerade noch einen flüchtigen Augenblick lang eine menschliche Gestalt, die an ihr vorbei direkt nach unten auf das Glasdach zusauste. Einzelheiten konnte sie nicht erkennen.
    Katharine schaute nach oben und sah Jaime Oroza, der sich auf höchst eigentümliche Weise an das äußere Geländer des Turms klammerte. Kopf und Oberkörper ragten über das Geländer hinaus ins Leere. Seltsam, dachte Katharine. Was macht Jaime da?
    »Hey«, rief Katharine.
    Jaime sah zu ihr hinunter. Katharine fand ihn sehr blass.
    »Könntest du mir nicht ein bisschen helfen?«, rief sie. »Aber ... dir ist wohl schwindlig? Du siehst irgendwie blass aus.«

12
    Janet schaute auf die Uhr.
    »Ich hab den Eindruck, dass die geführte Rundfahrt unserer Gäste sich ihrem Ende nähert.«
    Wenig später hörten sie gedämpftes Krachen und Klirren, so als rauschte etwas durch das Dach des Gewächshauses. Sie sahen, dass in dem Dach ein kleines schwarzes Loch entstanden war. Es maß vielleicht zwei Meter in der Breite, nicht mehr.
    »Da haben wir mindestens eine ganze Fensterscheibe verloren«, bemerkte Keskitalo.
    Knickerseele, dachte Janet.
    »Vielleicht können wir es uns leisten, sie zu reparieren«, sagte sie.
    Weiter entfernt erschien ein zweites Loch, so klein, dass es nur wie ein schwarzer Fleck, ja, wie ein Punkt wirkte. Dann ein drittes.
    Die Entfernung dorthin war so groß, dass das Krachen nicht bis in den Kontrollraum zu hören war. Keskitalo sah so aus, als wollte er etwas sagen, schaffte es jedoch, den Mund zu halten.
    »So viel dazu«, sagte Janet. »Öffne die Luken der anderen Gehäuse. Es wird das Beste sein, wenn wir die Rucksäcke mit dem Sprengstoff einsammeln, als Beweisstücke. Und wenn der Typ, der im Gewächshaus ohnmächtig geworden ist, noch lebt, könnten wir auch ihn hierherholen.«
    Sarah Birkin rief wieder an.
    »Hör mal, Chefin, es mag etwas seltsam klingen, aber ... Na ja, ich habe bestimmt falsch gesehen, aber ... Ob du es glaubst oder nicht, ich hatte ganz den Eindruck, als ...«
    »Du hast ganz richtig gesehen«, sagte Janet trocken. »Unsere Gäste haben beschlossen, sich nach oben zu entfernen.«
    »Oha, das war ja wieder etwas ganz Neues«, sagte Sarah, und ihr Gesicht spiegelte Begeisterung. »Ich glaube, dass sie allmählich

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