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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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relativ nahe immerhin den Wald von Fontainebleau und die Meeresküste gibt, und das Meer war ein ganz guter Ersatz für die Wüste. Aber in der Sahara ist so viel mehr Platz als in Kairo ... und so wenig Menschen. Außerdem wollten die Verwandten meines Vaters, dass ich bald heirate, und das wollte ich wohl auch selbst eine Zeit lang, bevor ich begriff, was alles damit verbunden war und wie wenig eigene Freiheit mir dann bleiben würde. Ich meine, wenn ich in Kairo geheiratet hätte.«
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte Lauri.
    »Für mich bestand also ein gewisser ... kultureller Konflikt, und es fiel mir etwas schwer, damit umzugehen.«
    »Zu welchem Entschluss bist du gekommen?«
    Khadidja lachte.
    »Noch bin ich zu gar keinem Entschluss gekommen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Aber im Moment möchte ich einfach die Wüste genießen. Den Mondschein über den Sanddünen. Und die Sterne am Himmel.«
    Die Tür des nächstgelegenen Zeltes öffnete sich, und ein Mann in schwarzer Kutte kam auf sie zu. Es war Aziz, Khadidjas Onkel. Er hielt ein Satellitentelefon in der Hand.
    Aziz reichte Lauri das Telefon.
    »Wir haben immer noch keine Verbindung zum Sonnenturm bekommen«, sagte Aziz auf Arabisch.
    »Keine einzige der Nummern, die du mir gegeben hast, antwortet. Aber dies ist für dich.«
    Lauri nahm das Telefon und sah darin das Gesicht von Scheich Azhrawi.
    »Ich habe schlechte Nachrichten«, sagte er. »Sehen Sie sich das an. Gottes Kleiner Finger liegt in dieser Richtung. Zweihundert Kilometer entfernt.«
    Azhrawis Gesicht verschwand, und im Bild erschien eine Wüstenansicht. Lauri sah, dass die Landschaft etwas Seltsames hatte, so als flatterte der Horizont oder als flackerte dort ein schwaches, kaum wahrnehmbares Licht. Ein Gewitter? Blitze? Das konnte es kaum sein.
    »Gottes Kleiner Finger wird angegriffen«, erklärte Azhrawi.
    »Aber wie ist das möglich?«, fragte Lauri verwundert. »Da ist doch das motorisierte Bataillon der ägyptischen Armee?«
    »Das hat offenbar den Befehl bekommen, nach Kairo zurückzukehren.«
    Katharine!, dachte Lauri sofort. Oh Himmel. Jetzt wird es offenbar ernst.
    »Wer sind die Angreifer?«, fragte Lauri. »Wie stark sind sie?«
    »Anscheinend sind es Dschandschawid aus Darfur. Sie sind zahlenmäßig stark, vielleicht zweitausend, und sie sind schwer bewaffnet. Ich tue, was ich kann, aber ich glaube nicht, dass ich jemanden mobilisiert bekomme, bevor ... Tja.«
    Lauri legte auf und sah Aziz und Khadidja an. Beide wirkten ernst und traurig.
    »Das tut mir leid«, sagte Khadidja schlicht. »Ich weiß, dass sie dir viel bedeutet hat. Obwohl du selbst das noch nicht begriffen hattest.«
    Nein, zum Teufel, davon können wir jetzt nicht ausgehen, dachte Lauri fieberhaft. Es muss etwas geben, was wir noch tun können.
    Khadidja las seine Gedanken.
    »Bis zu Gottes Kleinem Finger ist es ein weiter Weg«, bemerkte sie.
    Das ist wahr, dachte Lauri verzweifelt. Aber vielleicht ... Wer könnte ...
    Julia, ging es Lauri durch den Sinn. Julia Noruz, seine frühere Arbeitskollegin. Julia Noruz, die jetzt stellvertretende Leiterin der Nuclear Terrorism Unit war.
    »Darf ich noch ein Telefongespräch führen?«, fragte Lauri Aziz. »Für die Kosten werde ich ...«
    »Beleidige mich nicht«, unterbrach Aziz seine Erklärungen. »Ruf an, wen du willst, aber biete mir kein Geld an.«
    Lauri tippte Julias Nummer ein. Der Rufton kam, aber Julia nahm nicht ab. Bestimmt hat sie wieder einmal ihr Handy verlegt, seufzte Lauri, und wählte die Nummer der Zentrale der Nuclear Terrorism Unit.
    »Ich hätte gern Julia Noruz«, bat Lauri.
    Wieder war das Rufzeichen zu hören.
    »Noruz«, meldete sich Julia an ihrem Festnetztelefon.
    Sie bekam große Augen, als sie Lauri erkannte.
    »Mensch Lauri, was machst du denn im Tibesti?«
    Lauri fragte nicht nach, woher Julia seinen Aufenthaltsort wusste, denn die Antwort lag auf der Hand.
    »Julia, ich stecke gerade in einem ziemlichen Schlamassel«, erklärte er.
    »Das ist ja bei dir nichts Besonderes«, versetzte Julia.
    »Hast du von SunWind gehört?«, begann Lauri. »Von dem Sonnenenergiekonsortium, das von deutschen Firmen geleitet wird und in Ägypten gerade ein drei Kilometer hohes Sonnenkraftwerke baut?«
    »Ja, freilich«, antwortete Julia. »Was ist damit?«
    »Es wird gerade von zweitausend Dschandschawid angegriffen«, sagte Lauri. »Der ägyptische Verteidigungsminister ist bestochen worden, er hat die zum Schutz des Kraftwerks abgestellten

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