Gottes kleiner Finger - [Thriller]
Truppen zurückbeordert.«
Julia sah Lauri an und traute ihren Ohren nicht.
»Hast du einen Sonnenstich bekommen oder was?«
»Danke für das Vertrauen! Aber wäre es dir möglich, ein Satellitenbild von dem Angriff zu beschaffen und es der Leiterin des Konsortiums, Annelies Schrader, zu schicken? Sie ist die Geschäftsführerin der SunWind-Gruppe. Vielleicht hat sie einen Kanal, um sich an den ägyptischen Präsidenten zu wenden und die Armee in Bewegung zu setzen.«
»Ich kann es versuchen«, sagte Julia. »Ich glaube, ich kann das ...«
Julia warf einen Blick auf die Wanduhr.
»... in sieben bis acht Minuten erledigen. Hast du sonst noch einen Wunsch?«
»Tja ... eigentlich schon«, gab Lauri zu. »Könntest du mir irgendwie einen Hubschrauber besorgen? An den Rand des Tibesti-Massivs?«
15
Janet ging zur Glaswand des Kontrollraums und öffnete ein kleines Fenster, um besser zu hören, was draußen geschah.
In der Nacht, die den Sonnenturm umgab, blitzten die Mündungsfeuer von leichten Waffen, Gewehren, Maschinenpistolen und Sturmgewehren. Sie knatterten in der Nähe und innerhalb des Zauns, und es waren sehr viele. In allen Richtungen waren bisweilen viele Dutzend im Dunkeln aufblitzende oder permanent leuchtende Flammen gleichzeitig zu sehen. Insgesamt wer weiß wie viele Hundert, vielleicht spien über tausend Waffen Feuer gegen sie. Aber all diese vielen Kugeln richteten keinen wirklichen Schaden an. Sie plumpsten in den Wüstensand oder fielen prasselnd auf das Glasdach, ohne es zu zerstören. Sie prallten hüpfend vom Glasdach ab, bis sie schließlich in ihrer Bewegung innehielten, und erzeugten nur hier und da kleine, harmlose Schrammen.
»Gut, gut, schießt nur ordentlich, so viel ihr könnt«, murmelte Janet.
Aber obwohl das Feuer aus den leichten Waffen keinen wirklichen Schaden anrichtete, verriet es doch, dass ihnen eine deprimierend große Anzahl Bewaffneter gegenüberstand.
Alexander Gorschkow, Nasim Rao, Jacques Desvernois und Abdullah al-Kawthar hatten sich im Kontrollraum gezeigt, sodass sie jetzt mindestens zu zehnt waren. Jaime und Keskitalo, Janet und Katharine. Außerdem die schwer verletzte Razia, und Sarah irgendwo da draußen. Die Verbindung zu Hoa und Sayed hatten sie verloren. Niemand wusste, was mit ihnen passiert war.
»Wie viel Munition können sie haben?«, fragte Katharine. »Ich meine, pro Mann?«
»Nicht unbegrenzt«, sagte Janet. »Die ist ja schwer. Aber jetzt sind wir dran mit Zurückschlagen!«
Janet wandte sich an Keskitalo.
»Schließ sämtliche Luken der Turbinengehäuse«, befahl sie.
»Glaubst du, das hält sie auf?«, fragte Keskitalo mit Zweifel in der Stimme.
»Und öffne die Türen des Versorgungstunnels«, kommandierte Janet. »Beide Türen.«
»Aber durch den Tunnel kommen sie doch herein«, protestierte Keskitalo.
»Sie kommen jetzt herein, wo sie wollen, sodass das keine große Rolle mehr spielt«, sagte Janet trocken.
Sie nahm ihr Handy und tippte den Telefoncode ein, der die Sprengladungen explodieren ließ, die Lauri und Ulrich bei den Feinzementbehältern angebracht hatten. Die Explosionen waren so matt, dass sie im Kontrollraum nur als unbedeutendes Puffen zu hören waren.
»Darf ich fragen, was du gerade gemacht hast?«, fragte Keskitalo verwundert.
»Ich hab Lauris Feinzementbehälter zerstört«, sagte Janet. »Das ist ein ziemlich tückischer Stoff, wenn der Wind ihn dir in die Augen peitscht. So ähnlich wie Vulkanasche.«
Katharine wusste, wovon Janet sprach. Ja, natürlich, dachte sie.
»Ich hab schon vermutet, dass Lauri sich so etwas ausdenken würde«, sagte sie laut.
»Alle Turbinengehäuse sind geschlossen«, meldete Keskitalo. »Und die Türen des Versorgungstunnels sind offen.«
Katharine trat zur Glaswand des Kontrollraums. Sie sah, wie vom gesamten runden Rand des Gewächshauses etwas Graues aufstieg. Der Wind hatte gedreht, er blies jetzt aus dem Inneren des Gewächshauses zu den Rändern hin. Die warmen Luftmassen konnten nicht mehr über die Luken der Windturbinen entweichen. Jetzt suchten sie sich einen neuen Fluchtweg, während zugleich durch den Tunnel in die Mitte des Gewächshauses kühlere Luft strömte. Die graue Wolke breitete sich schnell nach außen aus. Zugleich stieg sie höher hinauf. Dann verschluckte die sich ausbreitende graue Masse die Angreifer, und der Beschuss hörte auf wie abgeschnitten.
Als Katharine die Kamerabildschirme durchging, sah sie, wie ein Bild nach dem anderen von dem grauen
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