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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Katharine. Aber wenn die überschritten wird, gehen wir kaputt.
    Zehn Minuten später rief Sarah wieder an.
    »Sie bringen die Granatwerfer in Stellung«, klagte sie. »Lass mich sie erledigen.«
    »Zeig mir das Bild«, befahl Janet.
    Sara richtete das Handy auf den Hügel, an deren Hang sich beide Granatwerfergruppen positioniert hatten. Am Fuß der Anhöhe sah man auch sonst allerlei Bewegung. Janet zählte mindestens ein paar Dutzend Männer.
    »Wenn du die Granatwerfer angreifst, gerätst du ins Kreuzfeuer«, sagte Janet. »Sie sind zahlenmäßig zu stark.«
    »Aber wir müssen doch etwas unternehmen!«
    »Ich hab noch ein paar Trümpfe im Ärmel«, versicherte Janet.
    »Na, hoffentlich«, zischte Sarah. »Entschuldige, dass ich das laut sage, aber ich bin nicht ganz sicher, ob du für diesen Job die richtige Person bist. Ich meine es nicht böse.«
    Wir sitzen allmählich wirklich in der Tinte, dachte Janet finster. Es muss schon ein kleines Wunder geschehen, damit überhaupt jemand von uns lebend hier herauskommt.

14
    Lauri und Khadidja saßen unterhalb einer hohen, steilen Felswand im Sand. Beide trugen ordentliche Kleider, und Lauris verwundeter Arm ruhte in einem neuen, sauberen weißen Tragetuch. Die Sonne war untergegangen, und das Mondlicht schimmerte hinter den Bergen. In einiger Entfernung standen mehrere Zelte sowie zwei feste Gebäude aus Ziegelwänden mit Blechdach. Sie gehörten Khadidjas tibestischen Verwandten.
    »Wo war ich doch stehen geblieben?«, überlegte Khadidja. »Ach ja, Kairo. Ich habe also fast mein ganzes Leben hier im Stein, bei den Verwandten meiner Mutter, verbracht. Aber als ich ungefähr dreizehn war, suchten die Verwandten meines Vaters sie auf und verlangten, ich müsse in die Schule und auf die Universität gehen, um eine ordentliche Ausbildung zu bekommen und um später selbst entscheiden zu können, was ich mit meinem Leben anfangen will.«
    Khadidja schüttelte amüsiert den Kopf.
    »Die Verwandten meiner Mutter wollten den Vorschlag zuerst nicht ernst nehmen, und ich selbst wollte nicht weg von hier. Aber uns ging es damals nicht gut, viele Wasserstellen waren ausgetrocknet, es gab nur wenig Gras, viele Kamele und Rinder kamen um, und auch die Kriege gegen die Libyer verbesserten die Lage nicht. Also hat man mich schließlich mit Gewalt in die Schule geschickt, zuerst nach Kairo und dann nach Paris an die Universität.«
    »Du hast an der Sorbonne studiert?«, fragte Lauri erstaunt.
    »Ist daran etwas Ungewöhnliches?«, fragte Khadidja, und ihre Stimme war leicht gereizt.
    »Eigentlich nicht«, gab Lauri zu. »Ganz im Gegenteil.«
    Denn ein Studium im Ausland war die Erklärung dafür, warum Khadidja über viele Dinge so genaue Kenntnisse hatte.
    »Was hast du studiert?«
    »Eigentlich habe ich Geologie studiert. Das Suchen nach bestimmten Erzen.«
    Khadidja betrachtete den Basaltsfelsen, der sich über ihnen wölbte, und die Muster auf seiner Oberfläche.
    »Im Stein gibt es viele verschiedene Metallvorkommen. Uran, Zinn, Quecksilber und viele andere. Vielleicht sogar Öl und Erdgas. Ich habe gedacht, mein Volk ist so arm und seine Not so groß, dass ich vielleicht den Verwandten meiner Mutter und anderen Teda helfen könnte, wenn ich auf dem Gebiet des Steins so reiche Vorkommen entdecke, dass es sich lohnt, sie abzubauen und zu verwerten.«
    Khadidja sah Lauri an und schüttelte wieder den Kopf.
    »Als ich aber hierher zurückkehrte und dies alles wieder sah, da wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte. Ich konnte nicht mehr sagen, was richtig wäre. Wenn hier Bergwerke entstehen würden, dann würden sicherlich auch die Teda davon profitieren, zumindest einige Teda. Aber was hätten wir verloren? Der Stein ist karg, aber schön. Wollte ich hier, inmitten all dieser unberührten Schönheit, wirklich Tagebaugruben und Straßen haben, die die Landschaft wie eine Wunde zerschneiden? Würden die Bergwerke die Reste unserer Kultur retten, oder würden sie das zerstören, was von uns noch übrig ist? Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Deshalb stellte ich die Erzsuche ein und kehrte zu den Verwandten meines Vaters nach Kairo zurück.«
    Khadidja sah Lauri lächelnd an, aber hinter ihrem Lächeln verbargen sich kompliziertere Gefühle.
    »Nur hat das auch nicht richtig funktioniert«, fuhr Khadidja fort. »Denn wenn man an das Leben in der Wüste gewöhnt ist, kann es schwierig sein, sich an Kairo zu gewöhnen. Noch schwieriger als an die Verhältnisse in Paris, wo es

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