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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Mit ihren Granaten hatten sie erst einen sehr kleinen Teil davon zerstört.
    Sie gelangten immer weiter unter das Glasdach. Große Teile des Bodens waren ganz mit Glassplittern bedeckt. Das Glas knirschte bei jedem Schritt unter ihren Schuhen. Der Staub begann ihnen die Kehle und die Augen zu reizen und sie im Gesicht zu stechen.
    Plötzlich legte sich der Wind. Ganz und gar. Er erlosch völlig, wie abgeschnitten. Als hätte jemand den Strom großer Ventilatoren abgeschaltet.
    Fouad und Faikh drehten sich nach Brunel um.
    Einen Augenblick lang verstand niemand, was los war.
    Dann begriff Fouad, und ein derbes Fluchwort kam ihm von den Lippen. Das war zu viel. Jetzt, nach all den Anstrengungen und Enttäuschungen, jetzt, da sie endlich nur noch wenige Schritte von ihrem Ziel entfernt waren, sollte ihnen der Sieg wieder aus den Händen gerissen werden. Und das schon zum wer weiß wievielten Mal!
    »Was jetzt?«, fragte Brunel verwundert.
    Fouad meinte, das Heulen des näherkommenden Windes aus dem Innern des Gewächshauses schon zu hören. Raoul, dachte er, der Große Trommler des Todes, dessen Seele, wie die Tuareg glaubten, auf ewig durch die Wüste wanderte.
    Wurde das Heulen stärker?
    »Wir müssen umkehren«, sagte Fouad scharf. »Und zwar sofort!«
    »Das ist doch nicht dein Ernst!«, protestierte Brunel.
    Brunels Stimme klang ungläubig und gereizt. Fouad wandte sich ihm zu, um ihm die Sache zu erklären, aber er kam nicht dazu, etwas zu sagen, als ihnen auch schon der wütend aus dem Gewächshaus herausstürmende Wind entgegenschlug. Und er brachte etwas mit, das ihnen ins Gesicht, in die nackten Handflächen, in Arme und Beine wie zehntausend kleine, aber entsetzliche Nadeln stach.
    Fouad Badou spürte einen schrecklichen Schmerz in den Augen, es war, als hätte jemand plötzlich in beide ein Messer mit langer Klinge gestoßen. Er schrie, es war ein scharfer, schriller Schrei, in dem sich Schmerz, Enttäuschung und Wut mischten. Ihm wurde klar, dass er niemals wieder in der Lage sein würde, seine Qual auf die einzige Art und Weise abzureagieren, an die er gewöhnt war. Und während er schrie, begriff er auch, dass seine Schmerzensschreie mit denen der anderen Menschen ringsum verschmolzen.

17
    Die Sanddünen flitzten unter dem Hubschrauber hinweg, in dem Lauri Nurmi saß. Lauri sah auf die Uhr. In gut zehn Minuten würden sie bei Gottes Kleinem Finger sein.
    Wieder passierten sie eine kleine Schar von Männern, die anscheinend ziellos durch die Wüste wankten. Als Lauri sie durchs Fernglas betrachtete, sah er, dass die Kleider in blutigen Fetzen an den Männern herabhingen und dass ihre Gesichter und Hände voller Wunden waren. Um sie herum burrten ganze Schwärme blutgieriger Fliegen. Haut und Kleider waren von einer dünnen grauen Schicht bedeckt, die wie gehärteter Zement aussah.
    Offenbar hatten die Männer auch Zementstaub in die Lungen bekommen, denn sie mussten fortwährend husten.
    Sie hatten schon mindestens ein Dutzend ebenso niedergeschlagener und übel zugerichteter Gruppen von Männern überflogen.
    »Was ist hier eigentlich passiert?«, fragte der Pilot mit breitem texanischem Akzent.
    Lauri glaubte zu wissen, was den Männern widerfahren war. Aber er wollte es dem Piloten nicht erklären, solange er nicht wusste, wie es Katharine und den anderen ergangen war.
    Gottes Kleiner Finger tauchte hinter den Hügeln auf.
    »Großer Gott!«, seufzte der Pilot. »Ich hab wohl davon gehört, aber ... Mann, ist der hoch!«
    Immerhin steht der Turm noch, dachte Lauri.
    Als das Gewächshaus in Sicht kam, sah er, dass das Glasdach an den Rändern beschädigt und der ganze Kontrollraum zerstört war. Überall standen Hubschrauber der ägyptischen Armee, Lastwagen und gepanzerte Fahrzeuge. Dort waren Hunderte von gefangenen Terroristen. Schrader hat ihnen also dank der Satellitenbilder etwas Dampf gemacht, dachte Lauri.
    Dann fiel sein Blick auf eine bei dem Kontrollraum stehende kleine Gruppe von Leuten, und sein Herz schlug höher.
    »Geh bitte dort auf dem Hubschrauberlandeplatz herunter«, bat Lauri. »Direkt neben dem Turm.«
    Als Lauri aus dem Hubschrauber kletterte, stellte er sofort fest, dass er nicht falsch gesehen hatte. Eine Welle der Erleichterung durchfuhr ihn und verursachte ihm einen nahezu physischen Schmerz. Die Gestalt vor dem Kontrollraum war Katharine. Neben ihr sah er zwei weitere bekannte Personen, Jaime Oroza und Janet Kendall. Etwas abseits standen Soldaten der ägyptischen Armee und

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