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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kleiner Algen war, die Millionen von Flamingos mit ihrem Schnabel aus dem Wasser herausfilterten. Aber die Flamingos fraßen nur einen kleinen Teil der Algen, die übrigen sanken zu Boden und wurden im Salz gespeichert. Wie war es möglich, dass sein Unterbewusstsein dieses Thema nur wenige Stunden vor Schraders Anruf im Traum hatte anklingen lassen?
    »Unser Ziel ist es, durch alle unsere Teilprojekte insgesamt drei Milliarden Tonnen Kohle im Jahr aus der Atmosphäre zu entfernen«, bemerkte Razia. »Eine Milliarde Tonnen Kohle lagert sich in Form von toten Algen im Salz ab, und zwei Milliarden Tonnen würden nach unseren Berechnungen im Boden der Sahara versinken.«
    »Drei Milliarden Tonnen!«, rief Lauri anerkennend. »Das ist verdammt viel.«
    »Es geht uns im Wesentlichen darum, das Anwachsen des Kohlendioxidgehalts der Atmosphäre zu stoppen«, sagte Razia schlicht. »Und zwar auf wirtschaftlich rentable Art und Weise. Mit negativen Kosten.«
    Eine halbe Stunde später kamen sie in der Oase Siwa an. Unter sich sahen sie weitläufige Dattelpalmen- und Ölbaumhaine, Hunderte von runden Betonbrunnen, aus Quellen bewässerte Felder, kleine Häuser und Vorratsschuppen, und weiter entfernt gab es große Salzwasserseen und einige Tafelberge mit flachem Gipfel.
    »In der Antike war das Orakel von Siwa das zweitberühmteste, gleich nach dem von Delphi«, erzählte Janet.
    »Wie viele Menschen wohnen hier?«, erkundigte sich Katharine.
    »Etwa dreißigtausend, also in der Oase und ihrer unmittelbaren Umgebung«, antwortete Janet.
    »Wie stehen sie zu dem Projekt?«
    »Sie freuen sich. Sie brauchen mehr Süßwasser!«
    »Hey, seht euch das mal an«, unterbrach sie Lauri.
    Hinter den von der Erosion zerfurchten ockerfarbenen Kalksteinhügeln tauchte, wie in Zeitlupe etwas auf, das höher war als die Hügel. Zuerst war gegen die Sonne nur ein kurzer schwarzer Stumpf zu erkennen, dessen Flanken senkrecht abfielen. An seiner Spitze ragte ein Gitter aus vielen dünneren, kaum zu erkennenden dunklen Linien, Armierungseisen, auf. Das Gebilde wuchs schnell in die Höhe. Kurz darauf sah es schon aus wie ein dicker, massiver Schornstein.
    »Aus dieser Entfernung kann man sich überhaupt noch keine Vorstellung davon machen«, warnte Janet. »Wartet noch einen Augenblick.«
    Auf den Hügeln parkten Panzerwagen und andere Militärfahrzeuge, die mit Luftabwehrmaschinengewehren bestückt waren. Sie mussten zu dem motorisierten Bataillon gehören, das zum Schutz des Sonnenturms abkommandiert war. Die Reisenden im Hubschrauber bemerkten auch eine kleine Ansammlung von dunkelgrünen Zelten.
    Reihen von zerklüfteten Sandsteinfelsen mit scharfen Kämmen glitten unter ihnen hinweg, und der Schornstein reckte sich immer höher hinauf. Augen und Hirn, die an niedrigere Bauwerke gewöhnt waren, wunderten sich schon, warum der Schornstein nicht aufhörte, sich zu strecken, warum er in immer unmöglichere Höhen hinaufwuchs wie eine optische Täuschung oder eine Fata Morgana. Jetzt schien es so, als befände sich sein oberes Ende auf gleicher Höhe wie der Hubschrauber.
    »Wie hoch fliegen wir?«, fragte Lauri.
    »Achthundert Meter hoch«, antwortete Janet.
    Die von der Spitze des Schornsteins aufragenden Gitter aus dünneren Linien waren jetzt deutlicher zu erkennen. Es handelte sich um ein doppeltes, rundes Gittergebilde, das sich um den ganzen Schornstein herumzog.
    Jetzt überragte die Spitze des Schornsteins sie schon, obwohl sie noch weit davon entfernt waren. Katharine hielt den Atem an. Mit bewusster Anstrengung ließ sie die Luft aus den Lungen entweichen.
    Mich schwindelt, dachte sie. Vielleicht hätte ich doch nicht hierherkommen sollen, vielleicht ist dies für mich doch nicht der richtige Ort.
    Immer noch entzogen die Sandsteinhügel den unteren Teil des kolossalen Schornsteins ihren Blicken. Aus dieser Perspektive war es immer noch schwierig, die Entfernung und Größe des Schornsteins abzuschätzen. Ihr Hirn sagte ihnen zwar, dass der Schornstein sehr hoch sein musste, da dessen Spitze sich in größerer Höhe befand als der Hubschrauber. Aber zugleich versuchte es verzweifelt, den Turm auf ein begreiflicheres Maß zu reduzieren und ihnen zu suggerieren, dass das Bauwerk kleiner sei, als es tatsächlich war. An der Außenwand des Turms waren immer noch keine Risse, Beschädigungen oder andere Einzelheiten zu erkennen.
    »Das ist die letzte Hügelkette«, sagte Janet. »Dahinter werdet ihr das gesamte Kraftwerk sehen.«
    Hinter den

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