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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kann man jedoch nicht anders als mit Schiffen transportieren, sodass die wirklich großen Windkraftanlagen nur in Seewindparks verwendet werden. Mithilfe von Luftschiffen wäre es wahrscheinlich möglich, auch an Land ordentliche Windkraftanlagen von etwa zwanzig Megawatt zu bauen. Das wäre eine großartige Ergänzung des Produktionspotenzials der Windkraft!«
    Offenbar ist das Tätigkeitsfeld von SunWind weit vielseitiger, als ich gedacht hatte, ging es Lauri durch den Kopf.
    »Allein auf der Halbinsel Kola könnte man Windkraftanlagen mit einer Leistung von Tausenden von Gigawatt errichten«, schwärmte Keskitalo. »Oder denkt mal an das Tehuantepec-Projekt! Wenn die Mexikaner und die Amerikaner auf dieser Landenge hunderttausend Windräder mit einer Leistung von je drei Megawatt aufstellen, geht es um eine Nominalkapazität von dreihundert Gigawatt. Wenn es aber Anlagen von zwanzig Megawatt wären, würde diese Zahl auf zweitausend Gigawatt steigen. Der Isthmus von Tehuantepec ist einer der windreichsten Orte der Welt, sodass wir von sieben oder acht Prozent der gesamten Welt ...«
    »Wir haben auch ein kleineres Luftschiff für leichtere Arbeiten«, unterbrach Razia ihn wieder. »The Little Princess, die Kleine Prinzessin. Da drüben.«
    Lauri sah ein kleineres, in der Luft schwebendes Fahrzeug, das weiter unten am Fuß des Sonnenturms verankert war.
    »Wie steuert ihr das größere Luftschiff?«, fragte Lauri.
    »Es hat einen Motor und Propeller«, erläuterte Janet. »Aber wenn es auf dem Turm arbeitet, ist es praktischer, Kabel und Winden zu benutzen.«
    »Der Durchmesser des Turms beträgt fast dreihundert Meter«, sagte Razia stolz. »Wenn er fertig ist, werden darin fünf Millionen Tonnen Beton verbaut sein. Wir verwenden mitteleuropäischen Geopolymerzement. Er ist härter und billiger als Portlandzement. Außerdem sinken die Kohlendioxidimmissionen auf ein Zehntel!«
    Der Hubschrauber erreichte den Gipfel des Sonnenturms. Das vierzig Quadratkilometer umfassende Gewächshaus, das noch einen Augenblick zuvor riesengroß gewirkt hatte, war zu einem verblüffend kleinen, gläsernen Kreis zusammengeschrumpft. Katharine betrachtete nicht mehr die Aussicht, sondern hatte die Augen geschlossen. Lauri drückte ihr beruhigend die Hand.
    Die Desert Queen befand sich jetzt direkt vor ihnen. Ihre Länge betrug nur etwas über die Hälfte der Sonnenturmbreite. Sie schwebte direkt über der schwarzen Leere, die in der Mitte des Turms gähnte. Lauri stellte fest, dass sich in der Mitte des vom oberen Rand des Bauwerks aufragenden Metallgitters ein doppelter Ring aus offenbar durchsichtigem Kunststoff befand. Diese Gussform musste mindestens hundert Meter hoch sein. Lauri sah zu, wie sich aus dem Luftschiff ein dünnes graues Rohr herabsenkte und zwischen die Wände der Gussform schob. Als das Rohr den Boden der Gussform erreicht hatte, ergoss sich daraus eine graue, dicke Masse. Beton.
    »Die Wand des Schornsteins wirkt wirklich dünn«, sagte Lauri.
    »Am oberen Ende ist sie nur sechzig Zentimeter dick«, bestätigte Razia. »In zwei Kilometern Höhe ist sie neunzig Zentimeter stark, an der Erdoberfläche zweieinhalb Meter. Noch eine Woche, und der Guss ist abgeschlossen. Mit dem letzten Guss kommt auf den oberen Rand des Turms auch ein doppeltes Geländer. Für den Fall, dass ihr mal dorthinauf und die Landschaft betrachten möchtet.«
    Janet Kendall lenkte den Hubschrauber über das Turmende. Der Anblick war unwirklich und widersprach jeder Vernunft. Es war, als flögen sie auf den Krater eines Vulkans zu, nur dass dieses Bauwerk nicht von der Natur, sondern von Menschen geschaffen worden war. Außerdem war die Schlucht, die vor ihnen gähnte, drei Kilometer tief, viel tiefer also als der sichtbare Teil irgendeines Kraters. Der Grund der Schlucht war nicht zu sehen, er war schon nach einigen Hundert Metern in schwarze Dunkelheit gehüllt.
    »Schau mal, Katharine, das musst du sehen«, frotzelte Lauri.
    »Ärgere mich nicht«, sagte Katharine mit sehr schwacher Stimme. Sie öffnete die Augen nicht, auch wenn Lauri sie noch so sehr drängte.
    Lauri wandte den Blick nach unten. Er sah, dass sich an der Flanke des Turms, deutlich oberhalb der höchsten Stelle des Gewächshauses, eine Konstruktion befand, die an einen Schuhkarton erinnerte. Das musste eine Art Kontrollraum sein. Seine Wände schimmerten von Metall und verdunkeltem Glas. Von dort musste man einen guten Blick über das ganze Gelände haben, zumindest auf

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