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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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glitten abwechselnd Sanddünen und Stein- und Kieswüsten vorüber. Zwischendurch sahen sie ab und zu auch Sandsteingebilde, die der Wind zu sonderbaren Formen geschliffen hatte.
    »Wir machen einen kleinen Abstecher zur Qattara-Senke«, erklärte Janet. »Sie liegt hinter den Landrücken dort rechts.«
    Lauri breitete die Landkarte aus und suchte darauf das Gebiet, über das sie gerade flogen. Laut Karte erhoben sich die südlichen, am Rande liegenden Landrücken der Senke etwa zweihundert Meter über den Meeresspiegel.
    Sie erreichten die Senke. Aus der Luft wirkte die Landschaft nicht besonders dramatisch, obwohl der Höhenunterschied zwischen der Talsohle der Senke und den sie umgebenden Hügeln bis zu vierhundert Meter betrug. Dafür fielen die Hänge zu sanft ab. Ein Teil der Senke war mit Sand und Kies, ein anderer mit weißem Salz und schwarzem Schlamm bedeckt. Eine neu wirkende Stromleitung zerschnitt die Landschaft. Die Leitung war überraschend schmal und ihre mit Metallgittern versehenen Masten ungewöhnlich klein und niedrig.
    »Eine HVDC-Leitung?«, erkundigte sich Lauri. »Eine Hochspannungsleitung für Gleichstrom?«
    »Natürlich«, sagte Keskitalo. »Sonst wären die Übertragungsverluste nach Europa zu groß. Außerdem sind die Gleichstromleitungen leichter zu bauen, sodass die Transformatoren nicht verbrennen, falls es einen Carrington-Event oder etwas ähnlich Unangenehmes gibt.«
    »Einen Carrington-Event?«, fragte Lauri nach.
    »Das ist ein ungewöhnlich starker Plasmaausbruch in der Sonne«, klärte Katharine ihn auf. »Von so einem wurde die Erde zuletzt im Jahr 1859 getroffen.«
    Lauri sah auf die Uhr und zur Sonne und stellte fest, dass sie weiterhin nach Nordosten flogen.
    »Fliegen wir nicht in die völlig falsche Richtung?«, fragte er Janet.
    »Wir wollten euch ein paar Sachen zeigen«, erklärte Razia.
    »Kommt diese Stromleitung von eurem Kraftwerk?«, fragte Lauri.
    »Ja«, bestätigte Razia. »Wir haben zu Testzwecken mit nahezu halber Leistung Strom produziert.«
    Kurz darauf lagen die nördlichen Abhänge der Senke vor ihnen. Am oberen Ende eines Abhangs gähnte die Öffnung einer schwarzen Höhle. Davor lagen große Haufen Erde und Steine. Bagger beluden große Lkws mit Erde und Steinblöcken.
    »Was hat es mit dieser Baustelle auf sich?«, fragte Katharine.
    »Das ist das Ende eines zehn Kilometer langen Tunnels«, erklärte Razia. »Der Tunnel bringt Meerwasser in die Senke.«
    Meerwasser?, dachte Katharine. Wozu das denn?
    »Die ganze Senke liegt tiefer als der Meeresspiegel, das Meerwasser kommt allein durch die Schwerkraft durch den Tunnel bis hierher«, sagte Razia.
    »Drehen wir um?«, fragte Janet.
    »Das können wir machen«, stimmte Razia zu.
    Der Hubschrauber schwenkte sanft in die Richtung um, aus der sie gekommen waren.
    »Jetzt fliegen wir direkt zur Oase Siwa«, sagte Janet.
    Am Grund der Senke befand sich etwas, das Katharine nicht erkennen konnte: vier oder fünf runde Betonsockel. In deren Mitte gab es etwas Rundes und Glänzendes, von dem nach beiden Seiten je eine lange und gebogene, metallisch glänzende Röhre abging. Janet bemerkte, wohin Katharine schaute.
    »Elsbett-Sprinkleranlagen«, sagte Janet.
    Aha, Elsbett-Sprinkleranlagen, dachte Katharine. Was mag das sein? Sie sah, dass die sanft zur Seite und nach oben gebogenen Röhren zu ihrer scharfen Spitze hin schmaler wurden. Katharine fand, die Anlagen sahen aus wie riesengroße Stierhörner. Sie stieß Lauri an, der in die angegebene Richtung schaute und beim Anblick der am Grund der Senke montierten Riesensprinkler zusammenzuckte.
    Gott behüte, dachte er. Wieder dieser Traum! Darin hatte etwas in dieser Art hinter den Dünen hervorgeschaut. Und Alice sagte, ich solle an die Sprinkler als Waffe denken.
    Lauri atmete tief durch. Sollte ich glauben, dass Vorahnungen wahr werden können? Quatsch! Irgendwann muss ich etwas über diesen Ort gelesen oder mir eine Fernsehsendung dazu angesehen haben. Darin ist bestimmt auch etwas über die Elsbett-Sprinkleranlagen gesagt worden.
    »Bei ruhigem Wetter bildet sich auf der Meeresoberfläche eine dünne Schicht von feuchtigkeitsgesättigter Luft«, erläuterte Razia. »Sie stoppt die Verdunstung der Feuchtigkeit aus dem Meer, und wenn es noch so heiß ist. Wenn man aber Meerwasser als Tropfen, die klein genug sind, in die Luft sprüht, wächst die Gesamtfläche der zu verdampfenden Wasserflächen um das Zweihunderttausendfache.«
    Plötzlich begriff Lauri, wovon

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