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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erzählt hat. Diese neuen westlichen Reaktoren sind viel verwundbarer als die alten. Ihr Inhalt lässt sich viel leichter in die Luft jagen. Außerdem ist der Niederschlag daraus weit tödlicher als früher. Ein einziger Reaktor dieser Bauart entspricht als schmutzige Bombe mindestens fünf alten Atomkraftwerken. Die dummen Finnen bauen schon so eins für uns. Aber wir müssen noch warten. Wir müssen abwarten, bis es auch in den USA etwas Ähnliches gibt. Denn wir müssen Europa, Russland und die USA gleichzeitig vernichten. Mit einem einzigen Schlag. Sonst hat das viele unangenehme Folgen, und viele Muslime sterben für nichts und wieder nichts.«
    Fouad deutete mit dem Kopf auf Michael Cheney, der bei dem Lkw stand und rauchte.
    »Und deshalb müssen wir unseren ungläubigen Freunden helfen, den Sonnenturm von Wahat Siwah zu vernichten«, sagte Fouad Badou.

22
    »Sollten wir auch über Gottes Kleinen Finger sprechen?«, fragte Abu Hassan, als sie gegessen und danach die fünfte Tasse Pfefferminztee des Tages getrunken hatten.
    Lauri hatte das Gefühl, dass die süße Flüssigkeit ihm bald aus den Ohren herauskommen würde, wenn er noch mehr davon trinken müsste.
    »Das ist ein guter Gedanke«, stimmte Azhrawi zu.
    Azhrawi klatschte in die Hände, und Amina beeilte sich, Lauri und Abu Hassan noch Tee einzuschenken. Okay, was soll’s, dachte Lauri.
    »Es ist natürlich eine Lästerung zu behaupten, dass ein Turm, und sei er noch so groß, Gottes Kleiner Finger sein könnte«, begann Azhrawi. »Aber im Heiligen Buch ist viel davon die Rede, was für eine gute Sache es doch ist, die Felder zu bewässern. Es ist ganz klar, dass das Bewässern eines Ackers eine Aufgabe ist, die Allah für den Menschen vorgesehen hat und mit Wohlwollen betrachtet. Andererseits besagt ein altes Wüstensprichwort, dass Allah die Sahara geschaffen hat, damit der Mensch einen Ort habe, wo er allein sein kann. Und der Mensch hat nicht das Recht, sich in das einzumischen, was Allah bestimmt hat.«
    Lauri überlegte einen Augenblick, bevor er antwortete.
    »Die Sahara, so wie sie heute aussieht, ist das Ergebnis menschlichen Eingreifens«, sagte Lauri.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass die schwarz gekleidete Frau, die im hinteren Teil des Zeltes gekauert hatte, sich erhob. Sie nahm von der Zeltwand ein langläufiges Gewehr, und plötzlich war sie auch schon draußen. Nur ein kleiner heller Sonnenschimmer huschte über den Sand vor der Türöffnung des Zeltes.
    »Vor dreitausend Jahren war die Sahara viel grüner, der größte Teil davon war mit Gras bewachsen, und es gab dort sogar Wälder«, fuhr Lauri fort. »Hier gab es große Herden von Antilopen, Auerochsen, Elefanten und viele andere Tiere. Hier gab es Seen mit Nilpferden und Krokodilen, Flüsse, in denen das ganze Jahr über Wasser strömte und nicht nur dann, wenn es regnete. Dann geschah etwas, und die Wüste wurde plötzlich viel trockener.«
    Lauri wusste, dass nach Ansicht der Forscher der Wandel nicht mehr als dreihundert Jahre gedauert hatte.
    »Die Seen verschwanden. Dennoch gab es in der Sahara weiterhin viel Wald und Gras, und an vielen Stellen befand sich das Wasser sogar ganz an der Oberfläche. In der Nähe von Timbuktu und in Darfur gab es Herden von bis zu dreitausend Elefanten. Da aber die Menschen lange Zeit zu viel Wasser, Holz und Gras verbrauchten, gibt es heute nur noch sehr wenig Gras, die Bäume sind verschwunden, und das Wasser ist sehr tief im Boden, nicht mehr an der Oberfläche so wie vor zweihundert Jahren, sondern bis zu tausend Meter tief im Boden. Das alles ist das Werk des Menschen, und wir sollten nicht sagen, es sei bestimmt, dass alles so sein soll, wie es jetzt ist.«
    Azhrawi nickte billigend.
    »Das alles ist wahr«, gab er zu.
    Lauri lächelte.
    »Die Windmühlen sind übrigens eine islamische Erfindung«, sagte er. »Sie wurden in Afghanistan oder im Iran gegen Ende des siebten oder zu Beginn des achten Jahrhunderts erfunden. Aber weißt du, wie diese in Afghanistan oder im Iran in unserem siebten Jahrhundert – beziehungsweise in eurem ersten Jahrhundert – gebauten Windmühlen aussahen?«
    »Das wirst du mir jetzt bestimmt erzählen.«
    »Sie hatten senkrechte Achsen, die dazu benutzt wurden, Getreide zu mahlen und Wasser für die Felder zu schöpfen.«
    Lauri wusste, dass diese Technik auch weiterhin genutzt wurde, denn er hatte in Segistan im Iran mehrere nach dem uralten Modell gebaute Windmühlen gesehen. Es waren runde und oft

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