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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zusehends.
    »Vielleicht ist es so, wie du sagst.«
    Fouad deutete mit der Hand auf eine Stelle, wo der Weg eine steile Kurve machte und rechts hinter einem senkrechten Felseinschnitt verschwand. Kurz davor gab es in dem Weg eine Ausbuchtung, die das Überholen ermöglichen sollte. Dort parkte ein Lastauto, und davor standen drei Männer und rauchten. Einer von ihnen war auf ägyptische Art gekleidet. Die beiden anderen wirkten wie Europäer.
    »Wir platzieren zwei Lkws und die Hälfte unserer Männer hinter dem Einschnitt dort«, sagte Fouad. »Die beiden anderen Autos bleiben weiter unten. Wenn der Sicherheitschef der Baustelle, sein Mann und die Eskorte, die Azhrawi ihnen möglicherweise mitgegeben hat, an die Stelle kommen, lassen wir sie vorbei, stoppen sie aber hier. Sie haben keinen Schutz und keinen Fluchtweg. In keine Richtung. Es sei denn, sie haben Flügel!«
    Faikh betrachtete die Europäer mit offener Feindseligkeit.
    »Es gefällt mir nicht, dass sie dabei sind. Und es gefällt mir nicht, dass wir für sie arbeiten. Das erscheint mir nicht richtig.«
    »Es ist nicht unsere Sache, über dergleichen Dinge zu entscheiden«, bemerkte Fouad.
    »Trotzdem!«
    »Wir brauchen Geld. Wir brauchen Waffen, die nicht leicht zu beschaffen sind und die viel kosten.«
    Faikh fuhr sich mit den Händen durch sein dickes Haar. Er wirkte leidend.
    »Ich weiß! Aber es gefällt mir trotzdem nicht.«
    »Wir haben nur zwei Kernwaffen«, erklärte Fouad Badou sehr geduldig.
    Fouad hatte schon viele Male mit Faikh ein solches Gespräch geführt, nachdem sie mit zwanzig anderen al-Qaida-Kämpfern zwei Kanister mit hoch angereichertem Uran aus Kahuta geholt hatten. Ihr Verbindungsmann war damals noch für die Sicherheitsmaßnahmen von Kahuta zuständig gewesen. Das war einen Monat vor dem Tag gewesen, an dem der Sicherheitschef zusammen mit seinem Auto von einer Explosion in Stücke gerissen wurde. Sie hatten niemals herausbekommen, wer das Attentat organisiert hatte.
    »Wir werden unsere Bombe gut einsetzen«, versicherte Fouad. »Der Anschlag muss so sein, dass die Amerikaner und Europäer keine Vergeltung üben können. Wir müssen ihre eigenen Länder so stark kontaminieren, dass sie von dort wegziehen müssen, wenn sie nicht sterben wollen. So stark, dass sie von den Ländern, über die wir verfügen, von den Lebensmitteln, die in unseren Ländern produziert werden, und von dem Regenwasser, das auf unsere Länder fällt, abhängig werden.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Faikh ungeduldig. »Wir haben das alles schon besprochen. Aber warum können wir nicht schon jetzt einen Anschlag verüben? Die Amerikaner und die Europäer haben schon jetzt viele Kernkraftwerke! Warum müssen wir warten, bis sie noch weitere bauen?«
    Fouad wurde nervös. Er hatte sein ganzes Leben lang gegen den Hass und die Bitterkeit angekämpft, die an ihm nagten, seitdem er zum ersten Mal gesehen hatte, wie der reiche Grundbesitzer, bei dem seine Eltern angestellt waren, seinen Vater vor der ganzen Familie gedemütigt hatte. Auf seine von Armut geprägte Kindheit war eine Jugend ohne Verheißungen oder Perspektiven gefolgt, und das hatte seinen schwelenden Hass nicht gemildert. Er hatte jedoch gelernt, ihn zu beherrschen und zu bemänteln.
    Fouad verstand es, seine Wut einzukapseln und sie nur für Momente an die Oberfläche durchbrechen zu lassen. Nur dann, wenn es richtig war, all das loszulassen, was sich im Laufe einer langen Zeit in ihm aufgestaut hatte, und den Enttäuschungen und Demütigungen in heftiger Gewalt, die eine Mischung aus rotem Feuer und pechschwarzer Finsternis war, freien Lauf zu lassen. Dass er diese Fähigkeit besaß, war wenig verwunderlich, denn in seinen ersten dreißig Lebensjahren hatte er kaum etwas anderes getan, als seinen Hass im Zaum zu halten.
    Manchmal jedoch drängte Fouads nagende Verbitterung ohne seine Erlaubnis an die Oberfläche. Das geschah sehr selten, und meistens nur dann, wenn ein Mensch, den er gut kannte, beharrlich eine Behauptung wiederholte, von der er wusste, dass sie dumm war.
    Faikh sah die Veränderung in Fouads Miene und schwieg. Er hatte gesehen, wie Fouad tötete, und wusste nur allzu gut, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Zumal dann nicht, wenn seine Augen erloschen und schmal wurden so wie jetzt.
    Fouad spürte Faikhs Angst und wurde sofort versöhnlich. Denn Faikh war einer von ihnen. Er war kein Feind.
    »Faikh, mein lieber Bruder«, sagte Fouad geduldig. »Denk an das, was al-Masri uns

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