Gottes kleiner Finger - [Thriller]
Job nicht sofort zu Ende führten. Wir haben nicht geglaubt, dass Nurmi überleben könnte. Nach einem solchen Absturz! Diese Möglichkeit haben wir nicht ernsthaft in Betracht gezogen, bevor wir aus dem Tal die Schüsse hörten.«
»Und Nurmi hat euch natürlich – sagen wir mal, ziemlich professionell empfangen.«
Fouad nickte und zog eine schaurige Grimasse.
»Das hat er unleugbar getan. Aber wir hätten ihn trotzdem geschnappt, wenn er nicht Hilfe bekommen hätte.«
»Wer hat ihm geholfen?«
Fouad zuckte die Achseln.
»Das wissen wir nicht genau. Sie wirkten wie Beduinen. Unter ihnen ist ein echter Scharfschütze. Er hat fünf Leute erschossen. Wir vermuten, dass es sich um Scheich Azhrawis Adoptivtochter handeln könnte.«
»Adoptivtochter?«, fragte Brunel verwundert. »Du meinst sicherlich Adoptivsohn?«
Fouad machte sich nicht die Mühe zu antworten. Brunel rieb sich mit den Händen das Gesicht und wirkte müde.
»Das Schlimmste ist, dass Nurmi Cheney erkannt hat«, sagte Brunel. »Es wird uns schlecht ergehen, wenn er uns entkommt. Ich hätte nicht übel Lust, Cheney eigenhändig umzubringen.«
»Wir können ihn ja umbringen«, sagte Fouad mit grauenerregender Schlichtheit und Selbstverständlichkeit. »Das ist doch kein Problem. Würde das den Schaden wiedergutmachen?«
Brunel schüttelte den Kopf.
»Nein. Wir müssen Nurmi schnappen. Lassen wir Cheney am Leben. Wir haben mehr von ihm, wenn er lebendig ist und wir Spuren auslegen müssen, die in die falsche Richtung weisen.«
Fouad schaute zur Wüste hinüber und machte einen leidenden Eindruck.
»Die Westliche Wüste Ägyptens ist ziemlich groß«, sagte er. »Zumal wenn die Beduinen ihm helfen und wenn Azhrawis Schützling bei ihm ist. Die Frau ist angeblich zur Hälfte eine Teda. Wenn das wahr ist, werden wir ihn niemals finden. Das kannst du mir glauben. Dann haben wir keine Chance! Tedas zu verfolgen ist, als würde man Gespenster jagen.«
Von solchem abergläubischen Unsinn hab ich die Schnauze voll, dachte Brunel. Aber am meisten stinkt mir der blöde Cheney. Dieser verdammte Idiot hat zu viele Spuren hinterlassen, die direkt zu uns führen!
»Ich kann einige Tausend private Sicherheitsleute mobilisieren«, sagte Brunel schließlich. »Ich habe bereits allen in Ägypten agierenden privaten Sicherheitstruppen mitgeteilt, dass al-Qaida unsere Kolonne angegriffen hat und vier Terroristen in die Westliche Wüste geflohen sind.«
Fouad zuckte leicht zusammen.
»Aha«, sagte er.
»Aber genügt das?«, überlegte Brunel laut. »Wie viel Mann habt ihr im Sudan?«
Fouad sah Brunel verblüfft an.
»Glaubst du wirklich, ich würde dir das erzählen?«
Brunel seufzte.
»Laut CIA habt ihr im Nordsudan dreitausend Kämpfer. Also die eigentliche al-Qaida. Nicht wahr? Grob geschätzt? Aber die Dschandschawid sind zahlenmäßig viel stärker.«
»Das geht dich überhaupt nichts an«, knurrte Fouad.
»Vielleicht nicht, aber könntest du jetzt auf alle Fälle Kontakt mit deinem geheimnisvollen Boss aufnehmen, wer er auch sein mag, und fragen, ob er weitere Dschandschawid hierherschicken könnte.«
Fouad sah Brunel zweifelnd an.
»Wenn er Nurmi und diesen idiotischen Beduinen, seinen Helfern, im Süden den Fluchtweg abschneiden könnte, dann könnten wir die in Ägypten und Libyen agierenden privaten Sicherheitsarmeen der Konzerne für die Terroristenjagd alarmieren und ihnen von Norden und Westen her entgegengehen.«
»Das klingt ziemlich bombastisch«, sagte Fouad.
»Kümmere dich nicht darum. Sag nur, ob ihr es macht und was es uns kostet.«
Wir müssen auch die libysche Regierung informieren, dachte Brunel fieberhaft. Wir müssen jetzt all unsere Beziehungen spielen lassen, sonst klappt das nicht. Wir suchen jetzt eine Nadel im Heuhaufen, und der ist nicht ganz klein.
»Bei der Gelegenheit kannst du gleich mal fragen, ob sie bereit sind, auch die Baustelle Wahat Siwah zu zerstören«, fügte Brunel noch hinzu. »Und zwar möglichst bald. Also wenn wir das Bataillon der ägyptischen Armee erledigen.«
»Falls wir bereit wären, und ich sage nur: falls, was sollen wir dann mit den Angestellten von SunWind machen?«, fragte Fouad.
Brunel dachte einen Moment nach.
»Vielleicht ist es am besten, wenn ihr alle umbringt.«
»Auch die Frauen?«, vergewisserte sich Fouad.
»Auch die Frauen«, antwortete Brunel. »Je mehr Blut, desto mehr Renten für die Ehegatten und so weiter. Wir müssen aus diesem Kraftwerk ein warnendes Beispiel für
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