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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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vor der Sonne geschützt gewesen, und außerdem gab es in den Autos wahrscheinlich Klimaanlagen. Aber Khadidja hatte sie gezwungen auszusteigen, direkt in die Sonnenglut und auf den pechschwarzen Stein.
    Lauri erkannte, dass Khadidja die Richtung geändert und auf die Berge zugestrebt war, weil sie sich dem Angriff genau hier hatte stellen wollen. Sie hatte gewollt, dass die Angreifer hinter den Lkws auf der Sonnenseite in Deckung gehen mussten, im heißesten Moment des Tages, mitten auf der ohnehin schon auf fast hundert Grad aufgeheizten schwarzen Lavabasaltfläche. Außerdem konnten, solange ihre Verfolger hinter den Lastwagen in Deckung blieben, nur die Männer am äußersten Rand feuern.
    Khadidja warf einen Blick zu der schon sehr hoch aufgestiegenen Sonne.
    »Wzze uneki«, sagte Khadidja und lächelte grausam. »Jetzt ist die Sonne sehr heiß.«
    Der Lavabasalt hatte schon vorhin Hitze abgestrahlt, als sie über ihn gewandert waren, obwohl die Sonne da vom Zenit noch weit entfernt gewesen war. Lauri erinnerte sich, wie er sich einmal selbst die Füße auf einem dunklen Basaltfelsen bei den Ayanta-Höhlen in Indien verbrannt hatte. Sie befanden sich in einer tiefen Schlucht, und die heißeste Sonneneinstrahlung gelangte niemals mit voller Kraft dorthin. Dennoch war der dunkle Basalt damals schon am Vormittag so stark aufgeheizt gewesen, dass er an Lauris nackten Fußsohlen im Nu Brandblasen erzeugt hatte.
    Würden die Verfolger das Basaltfeld überqueren, um anzugreifen? Wenn sie Berufssoldaten und bereit gewesen wären, einige Verluste hinzunehmen, hätten sie sicherlich genau das getan. Aber ihre Verfolger waren höchstwahrscheinlich private Sicherheitsleute von ausländischen Gesellschaften. Sie würden bestimmt nicht freiwillig über eine zwei Kilometer breite, ungeschützte Fläche kommen, unter dem Feuer des Gegners und in sengender Hitze, zumal sie nirgendwo Deckung fanden. Es bestand die Gefahr, dass die scharfen Basaltkanten ihnen viele Schnittwunden beibringen würden, wenn sie sich auf den Bauch warfen.
    Am fernen Horizont waren jetzt insgesamt sechs Reihen von kleinen, aber hohen Staubsäulen zu erkennen. Lauri konnte ihre genaue Anzahl nicht feststellen, aber jede Reihe zählte Dutzende von Fahrzeugen.
    »Ich hab nur noch acht Patronen«, bemerkte Khadidja. »Am besten, wir gehen.«
    Sie legte beide Gewehre und den Rucksack auf den Boden neben der Höhlenwand und half Lauri auf die Beine. Na toll, dachte Lauri, wir haben keine Kamele, keine Schusswaffen, keine Munition mehr und weder Lebensmittel noch Wasser. Wir sind mitten in der Sahara, irgendwo im Randgebiet des Tibesti-Massivs, und hinter uns sind wer weiß wie viele Tausend blutgierige Verfolger, die jetzt bestimmt schon ziemlich verärgert sind und von uns die Schnauze voll haben.
    Sie tasteten sich im Dunkeln tiefer in die Höhle hinein und waren viele Male nahe daran, über am Boden liegende Steine zu stolpern. Dann schimmerte vor ihnen Licht, und sie gelangten an den Grund einer viele Dutzend Meter tiefen, aber kaum einen Meter breiten Felsspalte. Hoch über ihren Köpfen war ein schmaler Streifen blauen Himmels zu sehen.
    In den Wänden der Spalte gab es tiefe, schwarz gähnende Höhlen. Etwas weiter entfernt gabelte sie sich in zwei Cañons. Khadidja wählte den linken. Nach hundert Metern stießen sie auf eine weitere Querspalte, die sie geradeaus passierten. Dann folgten weitere Querspalten. Bei der vierten oder fünften, als Lauri mit seinen Zählungen schon durcheinander war, wandte Khadidja sich nach links.
    Himmel, was für ein Labyrinth, dachte Lauri. Aber wie lange würden ihre Verfolger auf der Stelle verharren, bevor sie ihnen zu Fuß folgten?

19
    »Das Funkgerät lässt sich also nicht reparieren?«, fragte Razia al-Qasreen noch einmal.
    »Nein, es ist endgültig hinüber«, bestätigte Raphaela Guerrero.
    Razia legte verärgert die Stirn in Falten.
    »Da kann man nichts machen«, sagte sie. »Aber bei diesem Wind brauchen wir nicht lange bis zu den ersten Telefonen.«
    »Wir sind hier fertig«, stellte Raphaela fest. »Wenn nur die da unten die Kabel losbekommen, dann können wir sie aufspulen und ablegen.«
    »Ich geh gleich runter und treib sie zur Eile an«, sagte Razia.
    Schon möglich, dass wir es eilig haben, dachte Razia. Ich habe schlimme Vorahnungen. Ich fürchte, dass bald etwas Ungutes passiert. Ich hätte es ihnen erzählen sollen, für den Fall, dass es passiert. Für den Fall, dass etwas passiert, was mich

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