Gottes kleiner Finger - [Thriller]
sodass sie Hilfe holen wollen. Sie müssten in einigen Minuten aufbruchbereit sein.«
»Gut«, sagte Janet.
Allen dreien war bewusst, dass die Desert Queen jetzt ihre größte Hoffnung war.
Janet schaute zu dem über dem Turm dümpelnden Luftschiff hinauf. Der Wind wehte aus einer guten Richtung, die Desert Queen würde in einer Stunde über bewohnte Gegenden gelangen.
Ulrich machte den Mund auf, um noch etwas zu sagen, als plötzlich etwas hoch über ihnen explodierte. Ein überwältigendes Krachen blockierte ihre Ohren, und die Druckwelle warf sie zu Boden wie eine gewaltige Faust.
18
Gegen Abend, als die Sonne unterging, geleitete Khadidja Lauri wieder hinaus zu den Kamelen. Lauri zitterte vor Fieber, dass ihm die Zähne klapperten, und er war so schwach wie ein Kleinkind. Khadidja erkannte, dass Lauri nicht die Kraft haben würde, sich auf dem Kamelrücken zu halten. Sie schaffte es, dass Lauris Kamel sich auf die Knie niederließ. Trotz des Fiebers begriff Lauri, dass es sich um einen Trick handelte, auf den das Kamel durchaus nicht immer einging. Khadidja schob Lauri auf den Rücken des Tieres und band ihn dann an Taille und Beinen fest. Noch ehe sie das erledigt hatte, war Lauri schon eingeschlafen. Oberkörper und Kopf hingen ihm vornüber, aber die Seile, mit denen Khadidja ihn festgebunden hatte, verhinderten, dass er runterfiel. Khadidja kletterte auf ihr eigenes Kamel und setzte sich in Bewegung, wobei sie Lauris Kamel an der Leine führte.
Lauri kam erst Stunden später wieder zu Bewusstsein. Er hatte gnadenlose Kopfschmerzen und fror. Sein Arm kam ihm fremd vor und war unförmig angeschwollen, und ein endloser Schmerz pochte darin.
Es dauerte lange, bevor Lauri wusste, wo er sich befand. Vor ihnen in der Ferne zeichneten sich schwarze, vom Mond beleuchtete Felsen ab. Oder niedrige Berge.
»Tu«, sagte Khadidja. »Der Stein.«
Lauri in seinem Fieberwahn verstand nicht, was Khadidja sagte.
Als sie sich dem am Horizont aufragenden schwarzen Gebirge näherten, wichen der gelbe Sand und der gelbliche und rötliche Sandstein schwarzem Lavabasalt. Eine Stunde später hatte sich die ganze Landschaft vollkommen verändert.
Es war, als stiegen aus dem Sand große, hundert und zweihundert Meter hohe, pechschwarze Wellen auf. Zwischen den für immer und ewig auf der Stelle erstarrten Lavabasaltwellen erstreckten sich sand-und kiesbedeckte Flächen, aber die wurden immer kleiner, als sie sich den Bergen näherten.
Khadidja suchte die Wüste mit Lauris Nachtfernglas ab. Sie bewegte es langsam von einer Seite zur anderen, lange Zeit. Dann hielt ihr Blick inne. Khadidja setzte das Fernglas ab. Sie wirkte plötzlich sehr müde.
»Sie haben uns wiedergefunden«, sagte sie leise.
Verdammte Satelliten, dachte Lauri. Sie müssen Satelliten benutzen. Sonst hätten sie uns nicht finden können. Nach zwei Sandstürmen und in so großer Entfernung!
»Bist du sicher?«, fragte er.
»Dort sind mindestens zwanzig Lastwagen, schon ziemlich nahe, und sie kommen direkt auf uns zu«, antwortete Khadidja. »Das kommt mir sehr bekannt vor. Und weiter hinten sind anscheinend noch mehr davon. Viele Kolonnen.«
Lauri betrachtete jetzt die schon ganz nahen Berge.
»Wenn es in diesen Bergen Höhlen gibt, bist du dort in Sicherheit. Lass mich zurück, dann kannst du selbst dich retten.«
Khadidja machte sich nicht die Mühe zu antworten.
»Mein Fieber steigt wieder. Ich werde immer schwächer. Lass mich sie in eine andere Richtung locken, solange ich dazu noch in der Lage bin«, versuchte Lauri es noch einmal.
Khadidja betrachtete die nächstgelegenen Berghänge und ihre scharfen Grate. Lauri verstand nicht, worüber sie nachdachte. Wieder betrachtete Khadidja mit dem Nachtfernglas die näher kommenden Kolonnen. Dann fasste sie ihren Entschluss und wandte sich den nächstgelegenen Bergen zu, ohne noch mehr Zeit für die Lageanalyse zu verschwenden.
Nach ein paar Hundert Metern endeten die Sandflächen ganz und gar. Nur noch pechschwarzer Basaltstein war übrig, so weit das Auge reichte.
Sie setzten ihren Weg fort, aber die Berge vor ihnen schienen überhaupt nicht näher zu kommen. Lauri hatte den Eindruck, als wären sie im Sumpf oder in nassem Beton steckengeblieben.
Die Sonne ging auf, und der Lavabasalt begann Wärme abzustrahlen. Ein so schwarzer Lavastein saugt bestimmt die gesamte Sonnenstrahlung auf, dachte Lauri. Wie ein Schwamm.
Drei Stunden später war die Temperatur auf mindestens sechzig Grad
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