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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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wütender machte: die Limericks, die Wally an Candy zu schicken beliebte, waren sehr milde, verglichen mit denen, die Homer bekam. An Candy schickte er zum Beispiel folgenden:
Da war eine junge Dame aus Exeter

    So hübsch, die Männer reckten den Hals nach ihr.

    Einer war so frech und klinkte

     

    Den Hosenlatz auf und winkte

    Mit dem Unterschied seines Geschlechts nach ihr. 

    Und den schickte er an Homer Wells:
Da war eine junge Dame namens Brent

    Ihre Möse war so riesig ausgedehnt

    Und so tief und so hoch, Die Akustik in dem Loch

    War so gut, daß du’s hörst, wenn er flennt. 

    Die Limericks, die Wally an Ray schickte, waren nach ähnlichem Muster gestrickt:
Da war ’ne intakte Jungfer aus Toronto

    Bei der war es nicht das Gewohnte, Aber war man erst drauf

    Und ihre haarige Pforte war auf

    Dann vögelte man, solange man konnte. 

    Wer wußte, was für Limericks Wally an Olive schickte – wo fand er welche, die anständig genug waren? fragte sich Homer Wells, der an den Abenden, nachdem Wally fort und Candy wieder in die Schule zurückgekehrt war, dalag und auf sein Herz hörte. Es würde vielleicht helfen, dachte er, wenn ich wüßte, worauf ich hören sollte.
    Wally wurde nach St. Louis verlegt – Jefferson-Kaserne, Geschwader 17, 28. Schulstaffel. Voller Vertrauen in Kategorien und Bezeichnungen, verfiel Homer Wells auf den Gedanken, daß das Luftwaffen-Corps der Armee womöglich nach dem Vorbild von Grays Anatomie aufgebaut war. Das war beruhigend für ihn; in seiner Vorstellung bedeuteten diese endlosen Kategorien mehr Sicherheit für Wally – wovon er allerdings Candy nicht überzeugen konnte.
    »Einen Moment ist er in Sicherheit, im nächsten Moment nicht«, sagte sie schulterzuckend.
    »Kümmere Dich um Homer, kümmere Dich um sein Herz«, hatte Wally ihr geschrieben.
    »Und wer kümmert sich um mein Herz? Ja, ich bin immer noch wütend«, schrieb sie ihm, obwohl er nicht gefragt hatte.
    Sie war zwar wütend auf Wally, aber auch treu; sie hielt ihr Abwarte-Versprechen. Sie küßte Homer zur Begrüßung und zum Abschied, ohne ihn je weiter zu ermutigen.
    »Wir sind nur gute Kumpel«, sagte sie zu ihrem Vater; Ray hatte nicht gefragt.
    »Das sehe ich«, sagte Ray.
    Die Arbeit in den Obstgärten war leicht in diesem Winter, hauptsächlich Beschneiden. Die Männer brachten es Homer abwechselnd bei. »Man macht die großen Schnitte am besten bei Frost«, sagte Meany Hyde zu ihm.
    »Der Baum blutet weniger, wenn es richtig kalt ist«, so drückte Vernon Lynch es aus und hackte drauflos.
    »Wenn es kalt ist, besteht weniger die Gefahr einer Infektion«, sagte Herb Fowler, der in den Wintermonaten nicht so freigebig war mit den Präservativen, vielleicht weil er seine Handschuhe hätte ausziehen müssen, um an sie heranzukommen; aber Homer war sicher, daß Herb mißtrauisch geworden war, seit er ihn wegen der Löcher gefragt hatte.
    »Da sind Löcher drin?« hatte Herb geantwortet. »Fabrikationsfehler, vermute ich.«
    Später aber war er an Homer herangetreten und hatte ihm zugeflüstert: »Nicht alle haben Löcher.«
    »Hast du ein System?« fragte Homer. »Welche haben Löcher und welche nicht?«
    »Es ist nicht mein System«, sagte Herb Fowler. »Manche haben Löcher, manche haben keine. Fabrikationsfehler.«
    »Richtig«, sagte Homer Wells, aber die Gummis flogen neuerdings seltener in seine Richtung.
    Florence, Meany Hydes Frau, war wieder schwanger, und den ganzen Winter über machten die dicke Dot Taft und Irene Titcomb ihre Witze über Meanys Potenz.
    »Bleib mir vom Leibe, Meany«, pflegte Big Dot zu sagen. »Dich lasse ich nicht mal an meinem Kaffee nippen. Ich schätze, du brauchst eine nur anzuatmen, und schon ist sie schwanger.«
    »Na, mehr hat er mit mir auch nicht gemacht«, sagte Florence dann, und Big Dot Taft brüllte vor Lachen.
    »Gib nur den Männern keinen Atemunterricht, Meany«, sagte Irene Titcomb.
    »Meany kann dich dick machen, wenn er dich nur aufs Ohr küßt«, sagte Florence Hyde stolz und sonnte sich in ihrer Schwangerschaft.
    »Gebt mir ein Paar Ohrenschützer«, sagte Drück-mich-Louise Tobey. »Gebt mir eine Skimütze.«
    »Gebt mir ein Dutzend von Herbs Gummis«, sagte Irene Titcomb.
    Nein, nimm sie nicht, dachte Homer Wells. Die sind’s wahrscheinlich gewesen. Homer starrte Florence Hyde an. Der Anblick einer Frau, die sich an ihrer Schwangerschaft freute, fesselte ihn.
    »Ehrlich, Homer«, sagte Big Dot Taft, »hast du noch nie eine gesehen, die ein Baby

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