Gottes Werk und Teufels Beitrag
Richtige zu tun, ohne andere zu verletzen!«
»Wir machen es falsch«, sagte Homer Wells. »Es ist Zeit, alles richtig zu machen.«
In Panik schaute Candy aus dem Fenster. Wally war von seiner Stelle am flachen Ende des Swimmingpools verschwunden. »Laß uns später miteinander reden«, flüsterte sie Homer zu. Sie schnappte sich einen verbliebenen Eiswürfel aus einem Glas und hielt ihn an ihre Unterlippe. »Wir sehen uns am Swimmingpool.«
»Darüber können wir nicht am Swimmingpool sprechen«, sagte er zu ihr.
»Dann treffen wir uns im Ciderhaus«, sagte sie; sie suchte überall nach Wally und fragte sich, zu welcher Tür er im nächsten Moment hereinkommen mochte.
»Das ist keine gute Idee, daß wir uns treffen«, sagte Homer.
»Dann mach einfach einen Spaziergang!« fauchte sie ihn an. »Du spazierst auf deinem Weg hin, ich auf meinem Weg – wir treffen uns, Gott verdammt«, schrie sie. Sie schaffte es ins Badezimmer, bevor Homer Wally an der Terrassentür hörte.
Candy war dankbar für die Sonderausstattung des Badezimmers, besonders für das Waschbecken auf Rollstuhlhöhe, wie ein Waschbecken für Kinder in einem Kindergarten, wie die Waschbecken in St. Cloud’s (an die sie sich erinnerte). Sie kniete sich auf den Badezimmerfußboden und hängte ihren Kopf ins Waschbecken; sie drehte ihr Gesicht unter den Wasserhahn; das kalte Wasser lief unaufhörlich über ihre Lippe.
»Was macht das Geschirr?« fragte Wally Homer, der sich noch immer mit dem Grillrost plagte.
»Etwas dreckig heute abend«, sagte Homer.
»Tut mir leid«, sagte Wally aufrichtig. »Wo ist Candy?«
»Ich glaube, sie ist im Badezimmer.«
»Oh«, sagte Wally. Er rollte sich hinüber in die Ecke der Küche, wo die Serviergabel und ein paar abgebrochene Spargelstückchen auf dem Boden lagen. Er beugte sich hinunter, hob die Zange auf und reichte sie Homer ans Waschbecken. »Kommst du die letzten Aufschläge des Spiels ansehen?« fragte er Homer. »Soll doch Candy das verdammte Geschirr machen.« Wally rollte sich aus der Küche; er wartete in der Einfahrt darauf, daß Homer den Wagen brachte.
Sie nahmen Candys Jeep und ließen das Verdeck unten. Es war nicht nötig, den Rollstuhl mitzunehmen; es war nur ein Spiel der Kinderliga. Homer konnte den Jeep direkt an die Foul-Linie heranfahren, und sie konnten das Spiel von den Autositzen aus sehen. Die Stadt war stolz auf ihr beleuchtetes Spielfeld, auch wenn es blödsinnig war, die Spiele der Kinderliga nach Einbruch der Dunkelheit auszutragen; es hielt die Kleinen unnötig lange wach, und das Feld war nicht richtig gut beleuchtet – Home runs und lange Foul-Bälle gingen immer ins Aus. Die winzigen Innenfeldspieler schienen die hohen Pop-Ups zu verpassen. Doch Wally schaute den Kleinen gern beim Spielen zu; als Angel noch spielte, hatte Wally nie ein Spiel verpaßt. Angel war jetzt zu alt für die Kinderliga, und bei den Spielen zuzuschauen, fand er gähnend langweilig.
Das Spiel war beinah vorbei, als sie eintrafen, was Homer Wells (der Baseball haßte) beruhigte. Ein ängstlicher dicker Junge war am Werfen; er nahm sich sehr viel Zeit zwischen den Würfen, als warte er ab, bis es so dunkel würde (oder die Lichter so völlig versagten), daß der Schläger den Ball überhaupt nicht mehr sehen konnte.
»Weißt du, was ich vermisse?« fragte Wally Homer Wells.
»Na, was?« sagte Homer, der die Antwort fürchtete. Vielleicht laufen, dachte Homer – oder vielleicht wird er sagen: »Meine Frau lieben; das ist’s, was ich vermisse.«
Doch Wally sagte: »Fliegen. Wirklich, ich vermisse das Fliegen. Ich vermisse es, dort oben zu sein.« Wally beobachtete nicht das Ballspiel, sondern blickte über die hohen Feldleuchten hinweg, auf einen Punkt irgendwo hoch oben in der Dunkelheit. »Über allem anderen«, sagte er. »So war es.«
»Ich bin nie geflogen«, sagte Homer Wells.
»Mein Gott, das ist wahr!« sagte Wally, aufrichtig schokkiert. »Stimmt ja, du bist nie geflogen! Mein Gott, du wärst begeistert. Wir müssen das arrangieren, irgendwie. Und Angel würde es wirklich aufregend finden«, fügte Wally hinzu. »Das ist’s, was ich am meisten vermisse.«
Als das Spiel vorbei war und sie nach Hause fuhren, langte Wally hinüber zum Schalthebel und legte den Leerlauf ein. »Stell auch den Motor ab, nur eine Sekunde«, sagte er zu Homer. »Laß uns nur dahinrollen.« Homer drehte den Zündschlüssel um, und der Jeep schaukelte lautlos dahin. »Stell auch die Scheinwerfer ab«, sagte
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