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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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geworden?« fragte Wally.
    »Wenn sie Äpfel pflücken wollte«, sagte Candy, »kann nicht viel aus ihr geworden sein.«
    »Ich glaube nicht, daß sie Arbeit brauchte«, sagte Homer.
    »Sie wollte dir nur einmal auf die Finger sehen, Pop«, sagte Angel, und Wally lachte. Angel hatte Wally erzählt, daß Melony Homers Freundin gewesen war, was Wally sehr komisch fand.
    »Ich möchte wetten, dein Daddy hat dir niemals von Debra Pettigrew erzählt, Jungchen«, sagte Wally zu Angel.
    »Oh, hör auf, Wally«, sagte Candy. »Das war nichts Ernsthaftes.«
    »Du hast etwas ausgelassen«, sagte Angel zu seinem Vater und deutete mit dem Finger auf Homer.
    »Ja«, gab Homer zu. »Aber Debra Pettigrew war nichts Bedeutsames.«
    »Wir hatten Verabredungen zu viert«, erzählte Wally Angel. »Dein alter Herr nahm meistens den Rücksitz.«
    »Hör auf, Wally!« sagte Candy. Sie hatte Homer und Angel zu viel Spargel gegeben und mußte jetzt etwas zurücknehmen, sonst wäre keiner für Wally und sie übriggeblieben.
    »Du hättest deinen alten Herrn bei seinem ersten Autokino sehen sollen«, sagte Wally zu Angel. »Er wußte nicht, wozu Autokinos da sind.«
    »Vielleicht weiß Angel ja auch nicht, wozu sie da sind!« sagte Candy scharf zu ihrem Mann.
    »Natürlich weiß ich das!« sagte Angel lachend.
    »Natürlich weiß er das!« sagte Wally und lachte mit.
    »Nur Beduinen wissen es nicht«, sagte Homer Wells und versuchte in die Fröhlichkeit einzustimmen.
    Nach dem Abendessen half er Candy mit dem Geschirr, während Angel mit Pete Hyde in den Obstgärten umherfuhr; fast jeden Abend machten sich die Jungen nach dem Essen einen Spaß daraus, durch alle Obstgärten hintereinander zu fahren, bevor es dunkel wurde. Homer ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit dort nicht mehr umherfahren – nicht, nachdem die Apfelkisten für die Pflücker aufgestellt waren. Wally liebte das Zwielicht am Swimmingpool. Aus dem Küchenfenster sahen Homer und Candy ihn im Rollstuhl sitzen; er hatte den Kopf zurückgelegt, als ob er zum Himmel starrte, doch er beobachtete das kreisende Schweben eines Bussards über dem Obstgarten namens Cock Hill – ein paar kleinere Vögel belästigten den Bussard, flogen gefährlich nah an ihn heran und versuchten ihn zu vertreiben.
    »Es ist Zeit, alles zu sagen«, sagte Homer zu Candy.
    »Nein, bitte«, sagte Candy; sie griff an ihm vorbei zum Waschbecken und ließ den Grillrost, auf dem der Schwertfisch gebraten worden war, ins Seifenwasser fallen. Der Rost war fettig, und überall klebten verkohlte Fischreste, aber Homer zog ihn sofort aus dem Wasser – ohne ihn einweichen zu lassen – und fing an, ihn zu schrubben.
    »Es ist Zeit, allen alles zu sagen«, sagte Homer Wells. »Kein Abwarten mehr.«
    Sie stand hinter ihm und schlang die Arme um seine Hüften; sie drückte ihr Gesicht zwischen seine Schulterblätter, aber er erwiderte ihre Umarmung nicht – er drehte sich nicht einmal nach ihr um. Er schrubbte den Grillrost einfach weiter.
    »Wir werden es durchstehen miteinander, egal, wie du’s machen willst«, sagte Homer. »Ob du dabeisein willst, wenn ich es Angel sage – ob du willst, daß ich dabei bin, wenn du es Wally sagst. Jede Art, die du willst, ist mir recht«, sagte er.
    Sie umfing ihn, so fest sie nur konnte, aber er schrubbte einfach weiter. Sie vergrub ihr Gesicht zwischen seinen Schulterblättern und biß ihn in den Rücken. Jetzt mußte er sich zu ihr umdrehen. Er mußte sie von sich wegschieben.
    »Du wirst es soweit bringen, daß Angel mich haßt«, schrie Candy.
    »Angel wird dich niemals hassen«, sagte Homer zu ihr. »Für Angel bist du immer gewesen, was du bist – eine gute Mutter.«
    Sie hielt die Servierzange für den Spargel in der Hand, und Homer glaubte, sie würde auf ihn losgehen, aber sie riß die Zange nur immer wieder zwischen ihren Händen auf und zu.
    »Wally wird mich hassen!« schrie sie jämmerlich.
    »Du behauptest dauernd, daß Wally Bescheid weiß«, sagte Homer Wells. »Wally liebt dich.«
    »Und du liebst mich nicht mehr, oder?« sagte Candy; sie fing an zu schluchzen; sie warf die Servierzange nach Homer, ballte ihre Fäuste über ihren Schenkeln. Sie biß sich auf die Unterlippe, bis es blutete; als Homer ihre Lippe mit einem sauberen Geschirrtuch abzutupfen versuchte, stieß sie ihn zurück.
    »Ich liebe dich, aber wir werden schlechte Menschen«, sagte er.
    Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Wir werden keine schlechten Menschen!« schrie sie. »Wir versuchen, das

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