Gottes Werk und Teufels Beitrag
beim Ciderpressen aushalf, und eine Weile saßen sie auf dem Dach des Ciderhauses zusammen. Black Pan saß mit ihnen oben und erzählte von der Zeit, als es dort an der Küste eine militärische Anlage gegeben hatte, die man nachts sehen konnte.
»Es war eine Geheimwaffe«, erzählte er ihnen. »Und dein Vater«, sagte Black Pan zu Angel, »hat einen Namen dafür erfunden – wir haben uns alle in die Hosen geschissen, solche Angst hatten wir. Es sei eine Art Rad, sagte er uns – es schickte Menschen auf den Mond, oder irgend so etwas.«
»Es war ein Riesenrad«, sagte Mr. Rose in der Dunkelheit. »Es war nur ein Riesenrad.«
»Ja genau, das war’s«, sagte Black Pan. »Ich hab mal eines gesehen.«
»Aber das da drüben war noch etwas anderes«, sagte Mr. Rose verträumt. »Es wurde im Krieg gebraucht.«
»Jaaa«, sagte Black Pan. »Sie haben es abgefeuert auf Leute.«
Rose Rose betrachtete die Lichter an der Küste und sagte: »Ich zieh in die Stadt.«
»Vielleicht, wenn du alt genug bist«, sagte Mr. Rose.
»Vielleicht nach Atlanta«, sagte sie. »Ich bin in Atlanta gewesen«, erzählte sie Angel – »in der Nacht sogar.«
»Das war Charleston«, sagte Mr. Rose. »Es sei denn, du warst ein anderes Mal in Atlanta.«
»Du sagtest, es war Atlanta«, sagte sie zu ihm.
»Vielleicht sagte ich, daß es Atlanta war, aber es war Charleston.« Black Pan lachte.
Rose Rose vergaß, den Sweater zurückzugeben, aber am anderen Morgen, als es immer noch kalt war, trug sie einen von Mr. Roses alten Sweatern und reichte Angel seinen zurück.
»Hab meine eigenen Kleider, irgendwie, heute morgen«, sagte sie zu Angel. Die Baseballkappe hing ihr tiefer als sonst in die Augen. Black Pan kümmerte sich um Baby-Rose, und Angel brauchte eine Weile, um zu sehen, daß Rose Rose ein blaues Auge hatte – ein Weißer erkennt ein blaues Auge bei einem Schwarzen nicht sofort, aber ihres war ziemlich schlimm.
»Er sagt, ’s ist in Ordnung, wenn ich deine Kappe trage, aber du zieh dir ein Hemd an«, sagte Rose Rose zu Angel. »Ich habe es dir gesagt«, sagte sie. »Du wirst dich nicht einlassen wollen mit mir.«
Nach dem Pflücken ging Angel ins Ciderhaus, um mit Mr. Rose zu reden. Angel sagte zu Mr. Rose, daß er nichts Unschickliches gemeint habe, als er Rose Rose seinen Sweater tragen ließ; Angel fügte hinzu, daß Mr. Roses Tochter ihm wirklich gefalle und so weiter. Angel steigerte sich ziemlich hinein, während Mr. Rose absolut ruhig blieb. Natürlich hatte Angel (und alle andern) gesehen, wie Mr. Rose einen Apfel binnen drei oder vier Sekunden schälte und entkernte; man nahm allgemein an, daß Mr. Rose einen Menschen binnen einer halben Minute verbluten lassen konnte. Er hätte eine größere Schweinerei anrichten können, und der Betreffende hätte ausgesehen wie nach einer Reihe von leichten Rasierschnitten.
»Wer hat dir gesagt, daß ich meine Tochter geschlagen habe, Angel?« fragte Mr. Rose freundlich. Natürlich hatte Rose Rose es Angel gesagt, aber jetzt sah Angel die Falle; er würde sie in Schwierigkeiten bringen. Mr. Rose würde sich niemals erlauben, sich mit Angel anzulegen. Mr. Rose kannte die Spielregeln; es waren die wahren Regeln im Ciderhaus: die Regeln der Pflücker.
»Ich dachte nur, Sie hätten sie geschlagen«, sagte Angel und trat den Rückzug an.
»Ich nicht«, sagte Mr. Rose.
Bevor er den Traktor wegbrachte, sprach Angel mit Rose Rose. Er sagte ihr, wenn sie Angst hätte, im Ciderhaus zu bleiben, könne sie immer zu ihm kommen – er habe ein Extrabett in seinem Zimmer, oder er könne ausziehen aus seinem Zimmer und es in ein Gästezimmer verwandeln, für sie und ihr Baby.
»Ein Gästezimmer?« sagte Rose Rose; sie lachte. Sie sagte ihm, er sei der netteste Mann, den sie je kennengelernt habe. Sie hatte etwas Träges an sich, wie jemand, der es gewöhnt ist, im Stehen zu schlafen – ihre kräftigen Glieder entspannt, als wäre sie unter Wasser. Ihr Körper wirkte lässig, doch spürte Angel in ihrer Gegenwart die gleiche, wenn es sein muß blitzschnelle, Beweglichkeit, die ihrem Vater so unmittelbar anhaftete wie ein eigener Geruch. Rose Rose ließ Angel schaudern.
Beim Abendessen fragte ihn sein Vater: »Wie kommst du klar mit Mr. Rose?«
»Mich interessiert mehr, wie du mit Rose Rose klarkommst«, sagte Candy.
»Wie er mit dem Mädchen klarkommt, ist seine eigene Angelegenheit«, sagte Wally.
»Richtig«, sagte Homer Wells; Wally ließ es durchgehen.
»Wie du mit Mister Rose
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