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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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unwillkürlich fand – Embryonalhaltung.
    »Willst du mich lieben oder mir helfen?« fragte sie ihn.
    »Beides«, sagte er traurig.
    »So was gibt es nicht, beides«, sagte sie. »Wenn du schlau bist, dann bleibst du dabei, mir zu helfen – das ist leichter.«
    »Du kannst bei mir bleiben«, fing Angel wieder an.
    »Erzähl mir nichts mehr davon!« sagte Rose Rose wütend. »Sag mir auch keine Namen mehr für mein Baby. Hilf mir nur einfach«, sagte sie.
    »Wie?« fragte Angel. »Ich tu alles«, sagte er zu ihr.
    »Besorge mir nur eine Abtreibung«, sagte Rose Rose. »Ich bin nicht aus der Gegend, ich kenne niemand, den ich fragen kann, und ich habe kein Geld.« 
     
    Angel glaubte, daß das Geld, das er gespart hatte, um sich sein erstes Auto zu kaufen, wahrscheinlich reichen würde für eine Abtreibung – er hatte etwa fünfhundert Dollar gespart –, aber die Schwierigkeit war, daß das Geld auf einem Sparkonto lag und sein Vater und Candy verfügungsberechtigt waren; Angel konnte das Geld nicht ohne ihre Unterschriften abheben. Und als Angel Herb Fowler zu Hause aufsuchte, war die Nachricht hinsichtlich des Abtreibers typisch vage.
    »Ein alter Knacker namens Hood, der macht es«, sagte Herb zu Angel. »Er ist ein Arzt im Ruhestand, aus Cape Kenneth. Aber er macht die Sache in seinem Sommerhaus drüben am Drinkwater. Glück für euch, daß es noch beinah Sommer ist. Ich habe gehört, er macht es im Sommerhaus, auch wenn es mitten im Winter ist.«
    »Weißt du, was es kostet?« fragte Angel Herb.
    »Eine Menge«, sagte Herb, »aber nicht so viel wie ein Baby.«
    »Danke, Herb«, sagte Angel.
    »Gratuliere«, sagte Herb Fowler zu dem Jungen. »Ich hätte nicht gedacht, daß dein Pimmel lang genug ist.«
    »Er ist lang genug«, sagte Angel tapfer.
    Doch als Angel im Telephonbuch nachschaute, gab es keinen Dr. Hood unter den vielen Hoods in diesem Teil von Maine, und Herb Fowler wußte den Vornamen des Mannes nicht. Angel wußte, daß er nicht jeden mit Namen Hood anrufen und fragen konnte, ob er der Abtreiber sei. Angel wußte auch, daß er mit Candy und seinem Vater würde sprechen müssen, um das Geld zu bekommen, und darum zögerte er nicht und erzählte ihnen die ganze Geschichte.
    »Gott, was für ein guter Junge Angel doch ist!« sollte Wally später sagen. »Er versucht nie, irgend etwas vor einem geheimzuhalten. Er rückt gleich heraus damit – ganz egal, was es ist.«
    »Sie wollte dir nicht sagen, wer der Vater ist?« fragte Homer Wells Angel.
    »Nein, wollte sie nicht«, sagte Angel.
    »Vielleicht Muddy?« sagte Wally.
    »Vielleicht Peaches?« sagte Candy.
    »Was macht es schon, wenn sie nicht sagen will, wer der Vater ist? Die Hauptsache ist, daß sie das Baby nicht haben will«, sagte Homer Wells. »Die Hauptsache ist, ihr eine Abtreibung zu verschaffen.« Wally und Candy waren still. Sie zweifelten nicht an Homers Autorität in dieser Frage.
    »Die Schwierigkeit ist, woher wissen wir, welchen Hood wir anrufen sollen, wenn im Telephonbuch nicht steht, welcher von ihnen Arzt ist?« fragte Angel.
    »Ich weiß, welcher es ist«, sagte Homer. »Und er ist kein Arzt.«
    »Herb sagte, er ist ein Arzt im Ruhestand«, sagte Angel.
    »Er ist ein Biologielehrer im Ruhestand«, sagte Homer Wells, der genau wußte, welcher Mr. Hood es war. Homer erinnerte sich auch, daß Mr. Hood einmal die Uteri von Kaninchen und Schaf miteinander verwechselt hatte. Er fragte sich, wie viele Uteri nach Mr. Hoods Einschätzung Frauen wohl hätten. Und ob er vorsichtiger sein würde, wenn er wüßte, daß Frauen nur einen haben.
    »Ein Biologielehrer?« fragte Angel.
    »Und kein sehr guter«, sagte Homer.
    »Herb Fowler hat noch nie eine Ahnung gehabt«, sagte Wally.
    Beim bloßen Gedanken daran, was Mr. Hood vielleicht sonst noch alles nicht wußte, schauderte Homer Wells.
    »Sie wird keinen Schritt tun zu Mr. Hood«, sagte Homer. »Du wirst sie nach St. Cloud’s bringen müssen«, sagte er zu Angel.
    »Aber ich glaube nicht, daß sie das Baby haben will«, sagte Angel. »Und daß sie es im Waisenhaus lassen will.«
    »Angel«, sagte Homer, »sie braucht das Baby nicht zu haben in St. Cloud’s. Sie kann dort eine Abtreibung machen lassen.«
    Wally rutschte in seinem Rollstuhl hin und her.
    Candy sagte: »Ich habe dort früher einmal eine Abtreibung gehabt, Angel.«
    »Ja?«
    »Damals«, erzählte Wally dem Jungen, »dachten wir, daß wir immer ein zweites Baby haben könnten.«
    »Es war, bevor Wally verwundet wurde – vor

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