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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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Plastikhefter.
    «Bist du dir denn sicher, dass er es ist?», fragte der Däne und nahm ihn entgegen.
    «So sicher, wie man sich nur sein kann.»
    Jacob Nielsen ging mit nachdenklicher Miene seine eigenen Anmerkungen durch und zog dabei ein wenig an seinen Hosenträgern, die über seinem Flanellhemd spannten. Dann klopfte er seine Pfeife in einem Aschenbecher aus und füllte sie erneut mit Tabak aus einer Blechdose.
    «Fatima, wie würden Sie ihn als Menschen beschreiben?»
    Sie griff nach ihrer Tasse, merkte dann allerdings, dass sie leer war, und stellte sie zurück auf die Untertasse.
    «Als fanatisch. Als hätte er eine Gehirnwäsche hinter sich. Größenwahnsinnig. Aber zugleich ängstlich. Eine ziemlich jämmerliche Figur.»
    Als sie an ihren Traum dachte, schämte sie sich so, dass ihre Wangen heiß wurden.
    «Manipulativ», fügte sie hinzu. Sie sah Nielsen an und zögerte. «Er besitzt eine unglaubliche Fähigkeit, einen in die Irre zu führen. Die Vernehmungen kommen einem vor wie ein Kampf. Manchmal gewinne ich, manchmal er. Mitunter schien es, als hätte er mich total durchschaut. Das ist ziemlich unangenehm.»
    Bill Lundström wand sich leicht genervt auf dem Sofa. «Wir sollten nicht übertreiben. Klar, Osama Al-Din ist ein unangenehmer Typ. Aber Sie haben ihn immerhin geknackt, Fatima. Er hat den Mord so gut wie gestanden. Und gestern hat er uns auch erzählt, dass er die Bilder verbrannt hat.»
    «Hat er das?» Nielsen hob die Augenbrauen.
    Fatima warf ihm einen unsicheren Blick zu.
    «Ich zitiere: ‹Und ich habe seine Bilder ins Höllenfeuer geworfen. Alles, was noch davon übrig ist, ist Asche.› Genau das hat er gesagt.» Lundström blickte seinen dänischen Kollegen an. «Osama Al-Din klingt wie ein verdammter Hobby-Jesus, spricht ständig in Koranzitaten», erklärte er.
    «Aber ihr habt die Bilder nicht gefunden?», fragte Nielsen.
    «Doch, eins schon. Mårten Lindgren hatte es Goran Djelic gegeben, einem Jugo, der Kampfhunde in Lövestad züchtet. Unsere Hypothese lautet wie gesagt, dass Osama und seine sogenannten Freunde die anderen verbrannt haben.»
    «Asche?»
    «Nein.»
    «Euch fehlt es also an technischen Beweisen, die Osama an den Tatort binden?»
    «Das ist korrekt», antwortete Lundström mit einem Anflug von Verdruss in der Stimme. «Aber man darf nicht vergessen, dass er die Worte an der Wand in Mårten Lindgrens Haus kannte. Gottes Zorn.»
    «Ghadab Allah», murmelte Nielsen nachdenklich. Dann wich der Ernst aus seinem Gesicht, und er gab ein glucksendes Lachen von sich. «Warum macht ihr es nicht wie mit den Ägyptern nach Nine-Eleven? Übergebt ihn doch mit einem Sack über dem Kopf und einer Windel um den Arsch dem CIA . Oder uns, dann können wir versuchen, etwas Schweinefleisch in ihn hineinzustopfen.»
    Er paffte zufrieden an seiner Pfeife und zwinkerte Fatima zu.
    Was sollen nur diese lächerlichen Hahnenkämpfe?, dachte sie. War es nicht der Sinn der Sache zusammenzuarbeiten? Bill Lundström warf dem dänischen Kollegen einen streitlustigen Blick zu, als wäre er kurz davor, die Fäuste zu ballen. Nielsen schien es sichtlich zu gefallen, ihn aufzuziehen.
    «Okay», sagte der Däne schließlich. «Dann kommen wir zu meinem Part. Wir beim PET haben zwei Personen rund um die Uhr im Visier. Sayed Ghalani und Bilal Jalabi. Geboren in Ägypten. Wir haben ihre Wohnungen verwanzt und hören ihre Handys ab. Wir wissen, dass sie Osama kennen und sich sowohl in Malmö als auch hier in Kopenhagen mit ihm getroffen haben. Sie hatten auch engen Kontakt per SMS .»
    «Wir benötigen mehr Hintergrundinformationen über sie.»
    «Warte kurz …»
    Nielsen hielt inne, als sein Handy einen Signalton von sich gab. Er überflog rasch die Mitteilung, bevor er fortfuhr.
    «Das erste Mal, als wir auf sie aufmerksam wurden, waren sie in der Hizb ut-Tahrir aktiv, die euch bestimmt etwas sagt.»
    «Ja, natürlich», meinte Lundström.
    «Nein, nur vage», wandte Fatima ein.
    Ihr Chef warf ihr einen irritierten Blick zu. Der Däne fuhr unbeirrt fort.
    «Hizb ut-Tahrir ist eine internationale, tief fundamentalistische Organisation, die hier in Dänemark dank unserer großzügigen Demokratie und Meinungsfreiheit, die sie hassen, stark geworden ist. So viel zu den Paradoxien. Sie haben schon seit vielen Jahren ihren Standort in Nørrebro, unserem eigenen kleinen Bagdad. Eine Moschee in einem alten Fabrikgebäude. Koranschule für kleine Jungs, die davon träumen, einmal Märtyrer zu werden. Das Ziel

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