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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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Zwischendurch fragte er Nielsen rasch nach der Automarke. «Das Ziel ist ein weißer Opel Astra. Mit dem dänischen Kennzeichen AF 54367 .»
    Plötzlich kam es Fatima vor, als befände sie sich in einem Film und nichts, was sich um sie herum abspielte, wäre real. Und dennoch spürte sie ihr Herz unter dem Sicherheitsgurt wie wild pochen.
    «Sollten wir sie nicht lieber vor der Brücke stoppen?», rief sie. «Für den Fall, dass sie die Bombe im Tunnel auslösen!»
    Nielsen schoss mit Vollgas in die Kurve und hupte wütend einen Fahrradfahrer an, der im Schneematsch ins Schlingern geriet.
    «Was meinst du, Bill? Sie fahren ja wie die Henker. Aber ich habe zwei Wagen hinter ihnen und zwei weitere, die sie von vorn aufhalten können. Soll die Grenzpolizei Nagelteppiche auslegen?»
    «Sie befinden sich schließlich noch immer auf dänischem Boden. Also ist es deine Entscheidung.»
    «Verdammt!»
    Es entstand eine angespannte Stille.
    «Wir lassen sie fahren», sagte Lundström schließlich.
    «Gleich erreichen sie den Tunnel», teilte Nielsen mit. «Sie sind nur zweihundert Meter vor uns.»
    Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und schoss an einem Sattelschlepper vorbei, der ihn kurzfristig aufgehalten hatte.
    «Jetzt sehe ich sie! Unser dichtester Wagen liegt fünfzig Meter hinter ihnen.»
    Fatima riss am Sicherheitsgurt, um besser sehen zu können. Es herrschte dichter Verkehr. Obwohl es angefangen hatte zu schneien, fuhren die meisten schnell. Nielsen wechselte des Öfteren mit gefährlichen Überholmanövern die Spur. Bill Lundström sah im Rückspiegel blass aus. Kurz darauf wurden sie von der Tunneleinfahrt geschluckt und von einem matten gelblichen Schein umschlossen. Fatima kniff die Augen zu und hielt die Finger fest um ihre Daumen gepresst.
    Plötzlich offenbarte Osama sich vor ihrem inneren Auge. Er war blass wie immer, seine Haut nahezu durchscheinend und die Schatten unter seinen Augen dunkler denn je. Sobald er auftauchte, wollte Fatima die Augen wieder aufreißen und ihn von ihrer Netzhaut verjagen, doch es war, als wären ihre Lider festgeklebt. Anfänglich schaute Osama sie mit ernstem Blick an. Doch dann verzogen sich seine Lippen zu einem siegesgewissen Grinsen, und er begann zu singen. Mit klarer Jungenstimme sang er ein Loblied zu Ehren Allahs und dem Märtyrertum, das immer lauter und heller wurde, bis es in einen eintönigen Laut überging, dessen Frequenz sich zu einem schrillen Schrei steigerte, der sich tief in Fatimas Gehirn eingrub. Instinktiv presste sie die Hände gegen die Ohren. Das Letzte, was sie dachte, war, dass Osama glücklich wirkte.
    Die Explosion war weiß und lautlos. Die Druckwelle schlug mit gewaltiger Kraft gegen ihren Brustkorb und presste die Luft aus ihren Lungen. Autos wurden wie Spielsachen umhergeschleudert, und die Gesichter darin waren vor Todesangst erstarrt. Dann wurden die Tunnelwände zerrissen, und gewaltige Wassermassen brachen über sie herein. Sie rang nach Luft. Innerhalb von Sekunden würden sie wie die Ratten ertränkt werden.
    Als sie endlich die Augen wieder aufbekam, starrte sie geradewegs in Bill Lundströms Gesicht. Er wirkte erstaunt.
    «Sie haben geschrien …?»
    Fatima wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn und blickte sich verwirrt um. Der Wagen war wieder draußen im Tageslicht. Sie befanden sich auf dem Weg über die künstliche Insel hinauf zur Brücke. Unter ihnen lag der Sund genau wie am Morgen grau und kalt da.
    «Alles in Ordnung mit Ihnen?»
    «Ja. Mir ist nur ein wenig schwindelig geworden.»
    Lundström betrachtete sie noch ein paar Sekunden eingehend, bevor er die Sache auf sich beruhen ließ. Fatima rutschte ein wenig zur Seite, um den Blicken der Männer im Rückspiegel zu entgehen. Ihr Herz hämmerte noch immer in einem Wahnsinnstempo.
    «Meine Einsatzwagen werden bei der Mautstation abbrechen», hörte sie den Dänen sagen. «Sind deine bereit zu übernehmen?»
    «Ja. Mit zwei Einheiten, die sie verfolgen, und zwei weiteren, die sich in der berechneten Fahrtrichtung vor ihnen befinden», antwortete Bill Lundström.
    Seine Stimme klang heiser und angespannt.
    «Jetzt fahren wir über die Grenze, Jacob. Ich schalte die Lautsprecherfunktion in meinem Handy ein. Ab jetzt bist du Beobachter in einer schwedischen Operation.»
    «Und Chauffeur?»
    Nielsen lachte kurz auf, doch Lundström antwortete nicht.
    Fatima warf einen Blick zwischen den beiden Männern auf den Vordersitzen hindurch und versuchte den weißen Wagen

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