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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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säße er vor einer Kristallkugel.
    Sie zog die Tür hinter sich zu, blieb jedoch stehen. Lediglich ein Zucken in seinem Augenlid verriet, dass er sie hatte kommen hören.
    «Und was sehen Sie?»
    Osama antwortete nicht. Fatima betrachtete seine blassen Finger, die das Glas umschlossen. Feingliedrig, als gehörten sie einem kleinen Jungen. Er hat bestimmt noch nie eine Frau berührt, dachte sie. Dann ermahnte sie sich selbst leicht irritiert. Was weiß ich denn schon über ihn? Er ist ein Heuchler, ein Bluffer. Vergiss das um Gottes willen nicht!
    «Und was sehen Sie selbst, Fatima?», fragte er leise, ohne den Blick zu heben.
    «Ein Glas Wasser.»
    Er lachte und hob das Glas vorsichtig an, sodass sich die Wasseroberfläche lediglich leicht bewegte. Dann sah er Fatima an. Eine Ader an seiner Schläfe leuchtete im Schein der Neonröhre an der Decke blaugrau.
    «Ist es halbvoll? Oder halbleer?»
    «Das hängt davon ab, wen Sie fragen.»
    Langsam schüttelte er den Kopf. Dann führte er das Glas an die Lippen und leerte es mit großen Schlucken. Ein markanter Adamsapfel glitt an seinem Hals auf und ab.
    «Leer», sagte er und drehte das Glas um.
    Ein paar übriggebliebene Tropfen fielen auf die Tischplatte. Osama lächelte siegessicher, als hätte er gerade ein Wunder vollbracht.
    «Das Glas ist absolut leer. Sie sehen also, Fatima, es gibt nur eine Wahrheit. Nur eine einzige!»
    Sie zog den Stuhl zu sich heran und setzte sich ihm direkt gegenüber.
    «Okay, Osama. Würden Sie jetzt aufhören, Blödsinn zu reden, und mir diese Wahrheit nun verraten?»
    Ihr Handy hatte gerade mal vor einer Stunde geklingelt. Bill Lundström hatte angespannt geklungen, als verschwiege er ihr irgendetwas. Zugleich jedoch aufgeregt in einer Art und Weise, die sie nicht von ihm kannte. Ob sie sofort kommen könne?
    «Ja klar, was steht denn an?»
    «Osama ist bereit zu reden.»
    Lundström hatte einen Streifenwagen losgeschickt, um sie am Hotel abzuholen. Sobald sie das Polizeigebäude erreichte, war er auf sie zugestürmt und hatte erklärt: Das Gefängnispersonal hatte bei ihm angerufen und ihn geweckt. Osama hätte die Absicht, alles zu erzählen. Aber er hatte auch ziemlich klare Bedingungen gestellt.
    «Die da wären?»
    «Es muss sofort sein», keuchte Lundström, während sie durch den Korridor liefen. «Es darf kein Anwalt dabei sein. Nur Sie, Fatima. Und Sie müssen einen Hidschab tragen.»
    Als sie seine letzten Worte hörte, war sie plötzlich stehen geblieben und hatte ausgerufen: «Niemals!»
    Bill Lundström hatte sie angesehen und von oben bis unten gemustert. Die Lederjacke über dem grauen Kapuzenpulli, die Jeans und die vom Schnee durchnässten Stiefel. Dann schien er einzusehen, dass es keinen Sinn hatte, sie zu überreden.
    «Wir müssen dem Ganzen eine Chance geben», hatte er gemurmelt.
    Fatima hatte genickt. Die Jacke abgelegt und einige Sekunden gewartet, damit sich ihr Puls beruhigen konnte. Danach hatte sie die Tür zum Vernehmungsraum geöffnet.
    Als Osama das leere Glas wieder auf den Tisch stellte, war sein Lächeln erloschen. Mit einem Mal sah er anklagend aus.
    «Sie haben sich nicht bedeckt, wie ich Ihnen befohlen hatte.»
    Fatima spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie schluckte die Demütigung und die Lust, ihm eine Ohrfeige zu verpassen, herunter. Stattdessen gähnte sie gleichgültig.
    «Was lässt Sie glauben, Sie könnten mir etwas befehlen? Soweit ich sehe, sind Sie hier eingesperrt, während ich frei wie ein Vogel bin. Wenn Sie mir etwas Neues zu erzählen haben, dann sagen Sie’s. Oder vergessen Sie’s. Mir ist es egal. Sie werden sowieso von allen vergessen im Gefängnis verrotten.»
    Sein Gesicht verdunkelte sich. «Wollen Sie denn nicht wissen, wie es ablief?»
    «Was denn?»
    «Wie ich Mårten Lindgren getötet habe.»
    Als er den Namen aussprach, klang es, als spuckte er etwas Faules aus, das er versehentlich im Mund hatte.
    Fatima verschränkte die Arme vor der Brust, fest entschlossen, nicht zu zeigen, wie interessiert sie war.
    Sie schwieg.
    Eine Sekunde lang sah es aus, als würde Osama sich wieder in sich selbst zurückziehen. Sein Blick flackerte unentschlossen. Er strich sich hastig mit der Handfläche über den Kopf und klopfte sich ein paarmal an die Schläfe, als wollte er seine Gehirnzellen aktivieren. Dann hielt er inne und betrachtete sie nahezu liebevoll.
    «Wir sind einander so ähnlich, Sie und ich, Fatima. Haben denselben Stolz …»
    Sie schnaubte verächtlich und wischte

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