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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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Fatima.
    «Haben Sie einen Vorschlag?», fragte sie dann.
    «Keinen, den ich selbst annehmen würde.»
    «Aber …?», fragte Fatima und spürte, wie es in ihren Gesichtsmuskeln zuckte, als sie sah, wie angestrengt er nachdachte.
    «Eine knackige Bratwurst mit Kartoffelbrei bei Bertils ist eigentlich nie verkehrt», sagte er und rümpfte die Nase, als wäre er davon überzeugt, dass sie seinen Vorschlag ablehnen würde.
    «Springen Sie rein!», sagte Fatima und öffnete die Beifahrertür.
    Die Imbissbude lag auf der anderen Seite der Eisenbahnbrücke neben dem Kino Rio. Am Straßenrand stand ein rostiger Volvo Amazon, dessen laufender Motor knatterte. Durch ein halb geöffnetes Fenster drang Countrymusik auf die Straße hinaus. Der Regen war stärker geworden und trommelte auf das Wagendach.
    «Ich besorg uns was», sagte Joel und sprang eine Sekunde später unter seinem Schaffellmantel geduckt hinaus und auf die Luke der Bude zu.
    Nach ein paar Minuten war er wieder zurück, umgeben vom Geruch nach Bratfett, Senf und feuchtem Schaf.
    «Ich habe für Sie auch saure Gurken dazubestellt», erklärte er, hielt im nächsten Moment jedoch inne und schaute sie erneut mit diesem leicht ängstlichen Blick in seinem lädierten Gesicht an. «Verdammt, Sie essen ja vielleicht gar kein Schwein, oder? Ja, ich meine, Sie sind doch …?»
    «Muslimin?»
    Fatima musste an Amina denken, lachte dann auf und biss von ihrer fetttriefenden Bratwurst ab.
    «Doch, aber nur im Dienst», entgegnete sie. «Wir Einwandererbullen machen uns nicht so viel aus Halal.»
    Erstaunlicherweise hatte sie schon wieder Hunger, obwohl es noch nicht einmal elf Uhr war. Joel zwinkerte ihr schüchtern, aber zugleich etwas verschwörerisch zu. Sobald die Pappteller leer gegessen waren, zog er zwei bauchige Glasflaschen aus der Manteltasche.
    «Wie wär’s mit einer guten alten Pucko-Schokolade?», fragte er und schraubte den Deckel ab.
    «Na klar. Allah sei Dank, die ist urschwedisch und trotzdem so halal wie nur was», antwortete sie und nahm die Flasche entgegen.
    Nachdem er den Kakao getrunken hatte, sank er mit einem Stöhnen in seinen Sitz zurück und rief: «Verdammt, was bin ich müde!» Er schnaufte etwas gekünstelt. «Wissen Sie, was ich heute Morgen gemacht habe? Bin früh aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Also bin ich raus zum Joggen! Und das letzte Mal ist einige Jahre her.»
    «Machen Sie Witze? Das habe ich nämlich auch getan.»
    «Es war hoffnungslos. Ich bin rumgerutscht wie Bambi auf dem Eis. Verdammt, meine Beine sind völlig steif.»
    Sie sah ihn vor sich in seinem zotteligen Schaffellmantel, wie er eine spiegelglatte Landstraße entlangstolperte, und konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
    «Und Sie?»
    «Ich bin wie eine Eisprinzessin dahingeschwebt!»
    Sie lachten und schauten erst einander an und dann hinaus in den Regen, der vom Himmel prasselte und die gewaltigen Schneemassen zu Matsch taute. Ausgerechnet heute, dachte Fatima. Dann sah sie, dass Joel wieder ernst wurde.
    «Wie kommt es eigentlich, dass Sie bei den Bullen angeheuert haben?», fragte er plötzlich.
    «Warum wollen Sie das wissen?»
    «Aus Neugier …»
    «Weil ich Immigrantin bin?» Sie bereute ihr Misstrauen nahezu sofort.
    «Ja, das vielleicht auch», sagte er aufrichtig. «Ich meine, es ist ja ziemlich ungewöhnlich …»
    Nachdem Fatima in seinem Blick nach irgendwelchen Anzeichen von Arglist geforscht hatte, ohne etwas anderes als ehrlich gemeintes Interesse zu sehen, antwortete sie vorsichtig.
    «Ich habe schon davon geträumt, als ich klein war. Meine Mutter hat über meine Pläne gelacht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mädchen Polizistin wird. Doch dann starb sie. Und mein Vater hat mich immer dazu animiert, das zu tun, von dem ich glaube, dass es das Richtige ist. Und dann …»
    Sie unterbrach sich und bekam plötzlich Angst, bereits zu viel gesagt zu haben. Mein Gott!, dachte sie erschrocken. Beinahe hätte ich einer vollkommen fremden Person von Hassan und meiner Abtreibung erzählt!
    Joel seufzte. «Mårten hat mich nie zu irgendetwas animiert. Zu rein gar nichts …» Er starrte durch die Windschutzscheibe in das graue Regenwetter hinaus. «Ich hab so ein schlechtes Gewissen bekommen», sagte er tonlos.
    Im letzten Moment unterdrückte Fatima den Impuls, seine Hand zu berühren.
    «Ich habe es ja eigentlich gewusst. Ich hätte es nur begreifen müssen.»
    Als er sich ihr zuwandte, bemerkte sie eine tiefe Einsamkeit in seinen

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