Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
Vom Netzwerk:
haben … Nicht alle sind wie sie. Wir werden sie festnehmen und bestrafen.»
    Die Frau schaute sie unschlüssig mit flackerndem Blick an. Dann ließ sie die Türklinke los.
    «Sie müssen verstehen … Hier in der Gegend ist einiges passiert. Ein Mann wurde getötet. Und der Mörder ist ein Muslim. Ein verrückter Muslim. Und die Leute sind sauer.»
    Zwischen den Augenbrauen der Frau bildete sich eine tiefe Falte.
    «Hat das etwas mit mir zu tun?», fragte sie mit leiser Stimme.
    Fatima schüttelte den Kopf. «Nein, das hat es natürlich nicht. Aber ich wollte es Ihnen dennoch erzählen. Damit Sie es verstehen. Und sich etwas beruhigen können. Die meisten Schweden sind keineswegs so wie diejenigen, die Ihre Tür angezündet haben. Vielleicht waren es nur irgendwelche dummen Jugendlichen.»
    «Ja, verstehe.» Auf dem Gesicht der Frau breitete sich langsam ein Lächeln aus. «Sind Sie Muslimin?»
    «Nein … oder doch, ja eigentlich schon. Eine Art Muslimin. Sie müssen wissen, das mit der Religion bedeutet mir nicht so viel.»
    Fatima nahm ihren Notizblock zur Hand, schrieb ihren Namen und ihre Handynummer darauf und riss das Blatt ab.
    «Hier! Nehmen Sie das. Rufen Sie mich an, wenn Sie reden möchten.»
    Die Frau nahm den Zettel an sich und las ihn. Dann schaute sie auf.
    «Gut», sagte sie auf Schwedisch. «Sie gut.»
    Danach schloss sie die schwarz verkohlte Tür hinter sich.
    ***
    D as Ärztehaus lag an einer breiten Kreuzung mit der einzigen Ampel des Orts und drei großen Geschäften: dem Lidl-Discounter, dem Ica-Supermarkt und Bo Ohlssons Billigkaufhaus.
    Fatima stampfte sich den Schneematsch von den Schuhen und betrat das Wartezimmer, das bereits voller winterlich blasser Personen war, die husteten und schnieften. Sie beschloss, ausschließlich durch die Nase zu atmen. Als sie an der Box mit den Nummernzetteln vorbei auf die Rezeption zuging, wurde sie über zerlesene Wochenzeitungen hinweg mit bösen Blicken bedacht. Hinter ihrem Rücken hörte sie, wie die Wartenden krächzend und röchelnd etwas über Leute von sich gaben, «die sich dreist vordrängeln».
    «Ich möchte zu Doktor Stig Wetterström», sagte sie.
    Die Dame am Empfang warf ihr einen teilnahmslosen Blick zu. Sie hatte kurzes dauergewelltes Haar und wirkte gelangweilt. Auf ihrem Tisch stand ein Becher mit roten Lippenabdrücken. Es roch nach abgestandenem Kaffee.
    «Sie müssen einen Nummernzettel ziehen. Aber es wird einige Stunden dauern. Wir haben hier sowohl die Grippe als auch Brechdurchfall.»
    «Ich bin von der Polizei. Es geht um ein dienstliches Anliegen.» Fatima zeigte ihr ihren Polizeiausweis.
    «Das spielt keine Rolle. Hier gilt für alle das Gleiche.»
    Die Rezeptionistin drückte auf einen Knopf, woraufhin sich die Glasscheibe schloss, und wandte sich dann ihrem Computer zu.
    Blöde Kuh!, dachte Fatima.
    Als sie gerade aufbrausen wollte, sah sie ein Stück weiter hinten im Korridor eine Tür, die leicht offen stand. Im Zimmer erblickte sie das Profil einer Person, die ihr bekannt vorkam. «Was zum Teufel», murmelte sie und marschierte los, ohne sich um den schrillen Protest der Rezeptionistin zu kümmern.
    Als sie die Tür weiter aufschob, schaute Joel Lindgren mit erstauntem Blick zu ihr auf.
    «Was zum Teufel machen Sie denn hier?», rief sie.
    Er wirkte beschämt, nahezu ängstlich. «Ich war ein wenig neugierig», entschuldigte er sich.
    «So, jetzt aber alles immer schön der Reihe nach», sagte der Mann mit mündigem Gesichtsausdruck hinter dem Schreibtisch und stand auf.
    Stig Wetterström sah aus, als näherte er sich dem Rentenalter, doch die üppigen Koteletten, die er sich in den siebziger Jahren zugelegt haben musste, trug er noch immer. Er war groß und schlank, abgesehen von einem Bierbauch, der sich unter dem aufgeknöpften Arztkittel vorwölbte. Sein graues Haar wellte sich in langen Strähnen um seinen Kopf, ohne die kahle Stelle oben auf seinem Schädel zu verbergen. Seine Haarpracht erinnerte entfernt an ein Vogelnest.
    «Entschuldigen Sie, dass ich einfach so hier hereinstürme», sagte Fatima. «Ich bin in einem eiligen Dienstanliegen hier. Es geht um Ihren Patienten Mårten Lindgren.»
    Zum zweiten Mal hielt sie ihren Polizeiausweis hoch. Zu ihrer Erleichterung wirkte der Arzt in erster Linie amüsiert.
    «Was für ein starkes Interesse doch plötzlich an Mårten Lindgrens Gesundheit entbrannt ist. Oder man muss es wohl eher Ungesundheit nennen. Um nicht zu sagen, Krankheit.»
    Er gab ein glucksendes

Weitere Kostenlose Bücher