Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
Vom Netzwerk:
stellte die erste Frage. »Hatten Sie einen angenehmen Plausch mit Ihrer Frau?«
    Von da an ging es bergab. Das Band war von schlechter Qualität, die Todesangst in Tabithas Augen war nicht im Entferntesten zu erahnen. Eine Tonaufzeichnung gab es nicht, der Inhalt ihres Gesprächs blieb ihnen verborgen. Aber sie konnten die Worte an Tabithas Lippen ablesen, die sie nur mit dem Mund angedeutet hatte: »Tu es.«
    DeKalb spulte das Band immer wieder zurück und spielte die Stelle vor. »Was sollen Sie tun?«
    Brian erklärte ihnen, dass die Standhaften von ihm Waffen als Gegenleistung für die Freigabe von Luke erpressen wollten. Er sei gewillt, zum Schein darauf einzugehen, die Beamten konnten dann den Zugriff vorbereiten.
    Doch sie glaubten ihm nicht. Sie glaubten nicht, dass Paxton Beweise liefern würde, die zu Brians Entlastung führen konnten. Er war ein Mörder. Er würde nirgendwo hingehen, und schon gar nicht würde ihm der Zugang zu Navy-Waffen gestattet werden. Die FBI-Beamten stolzierten um ihn herum und hüllten ihn in eine Wolke aus Aftershave und Vorverurteilung. McCracken saß schwer atmend mit vor dem massiven Bauch verschränkten Armen am Tisch. Der Mann vom NCIS hielt sich im Hintergrund. Er war ein Sesselfurzer, dachte Brian, der in seinem ganzen Leben höchstens mal eine Veruntreuung von Militäreigentum untersucht hatte. Aber er war derjenige, der Brian darauf hinwies, worum es ging.
    »Was wollten die Standhaften von Ihnen, vielleicht den Namen einer weiteren Kontaktperson auf dem Stützpunkt?«
    Auf dem Stützpunkt gab es Diebe, die Waffen an die Standhaften verkauften, soviel war sicher. Aber anscheinend konnten die Behörden es nicht beweisen und wussten auch nicht, wer der Maulwurf war. Also versuchten sie ihm die Schuld zuzuschieben.
    »Kommen Sie schon«, sagte der NCIS-Beamte, »Ihre Frau hat Verbindungen zu diesen Leuten.«
    Der Mann steckte sich einen Kaugummistreifen in den Mund und starrte ihn an. Brian kannte diesen Gesichtsausdruck, den Blick des kleinen Beamten, der etwas gegen Piloten hatte. Plötzlich begann es im Raum unangenehm zu riechen.
    »Ich kann Sie ja verstehen«, sagte der Beamte. »Sie sind ein Kampfpilot, also praktisch ein junger Gott, aber die Regierung bezahlt Sie schlecht, und jeden Abend müssen Sie in Ihr schäbiges kleines Reihenfertighaus zurück. Und die ganze Zeit sind Sie auf dem Stützpunkt umgeben von Feuerwaffen und Munition, die Millionen von Dollar wert sind. Das muss schon sehr verlockend sein.«
    »Vielleicht kommt das einem Bürohengst wie Ihnen so vor.«
    »Für mich sieht es so aus: Tabitha brachte Sie und die Standhaften zusammen, und Ihnen wurde klar, was für gute Kundschaft diese Leute abgeben«, sagte DeKalb. »Die Standhaften hatten jede Menge Bargeld und wollten damit Großeinkäufe tätigen. Und Sie konnten direkt mit Ihnen Geschäfte machen, statt die Ware über einen Hehler zu verkaufen. Sie konnten den ganzen Profit behalten.«
    Brian schwieg.
    »Spulen Sie das Tape zurück«, sagte DeKalb. »Zeigen Sie es ihm noch mal.«
    »Warum ziehen Sie Ihren Kopf nicht mal aus Ihrem Hintern«, fragte Brian. »Ich könnte die Standhaften ködern, und Sie könnten die Falle zuschnappen lassen.«
    DeKalb gab ihm eine Visitenkarte. »Sobald Sie mit der Wahrheit rausrücken wollen, können Sie mich ja anrufen.«
    Keiner von ihnen hatte auch nur ein einziges Wort darüber verloren, Luke zu retten. Der letzte Rest von Vertrauen und jegliche Hoffnungen, die er in diese Leute gesetzt hatte, hatten sich in Luft aufgelöst. Er war auf sich allein gestellt. Er musste Luke selbst zurückholen.
    Ich bretterte über die staubige Straße, eine enge Durchfahrt zwischen graugrünen Salbeisträuchern, dreißig Kilometer lang mit Tempo hundertzehn, bis ich hundemüde war und mir die Arme am Lenkrad schmerzten. Unter einem glasklaren blauen Himmel breitete sich die Landschaft vor mir aus. Die Hitze drückte sie platt wie ein Bügeleisen. Diese Art von Hitze kann einen umhauen – bevor man sich versieht, liegt man mit einem Hitzschlag und dem Gesicht nach unten im Sand. Ich fürchtete, dass es Jesse nicht besonders gut ging.
    Ich versuchte noch einmal ihn anzurufen. Kein Empfang. Und nirgends ein Anzeichen von Zivilisation: kein Stacheldrahtzaun und keine Staubwolke, die ein anderes Fahrzeug aufgewirbelt haben konnte. Die Standhaften hatten sich ihren Zufluchtsort gut ausgesucht. Der Sand war so weiß wie Gips. Ich wusste, dass ich schon ganz nahe sein musste, denn ich

Weitere Kostenlose Bücher