Gottesdienst
dass Chenille Santa Barbara total hasst, weil sie dort zur Hure geworden ist. Sie möchte, dass die Stadt zerstört wird.«
»Sie will biologische Waffen freisetzen«, sagte ich.
Sie glotzte mich an. »Woher wissen Sie das?«
»Ich weiß von dem Botox, Glory, und von dem Überfall auf Mel Kalajians Praxis, bei dem er ermordet wurde.«
»Dann kennen Sie ja jetzt den wahren Grund, warum ich die Kirche nicht verlassen kann. Ich weiß zu viel.«
Ich schwieg. Ob sie schuldig oder unschuldig war, war mir inzwischen egal.
Sie wirkte gekränkt. »Ich hab doch nur getan, was Rowan auch getan hätte.« Sie sprach von der Hauptperson meines Romans. »Ich hab mit allen Mitteln ums Überleben gekämpft und getan, was getan werden musste.«
»Rowan hätte das nie getan.«
»Doch, das hätte sie. Sie ist eine Außenseiterin, die keine Chance hat und sich trotzdem durchsetzt – genau wie ich.«
Ich stand auf. »Nein, Glory. Rowan hat sich geweigert, mit dem Feind zusammenzuarbeiten, selbst als es um ihr Leben ging. Du hast genau das Gegenteil davon getan. Du hast dich untergeordnet und dich selbst für immer disqualifiziert.«
Sie bekam große Augen, ihre Lippen öffneten sich langsam.
Ich stand jetzt vor ihr. »Wie wollen die Standhaften die Bundesbeamten nach Santa Barbara locken? Welche Katastrophe wollen sie auslösen?«
Sie drehte sich weg und begann sich wieder zu wiegen, vor und zurück. »Ich weiß es nicht – und flippen Sie jetzt bloß nicht aus wie Ihr Mann neulich an der Uni. Das auslösende Ereignis liegt in der Hand von Shiloh. Und sie redet nicht darüber.«
»Aber du musst doch eine Vorstellung davon haben.«
Die Küchentür wurde aufgestoßen. Garrett marschierte ins Wohnzimmer. »Fahrzeug im Anmarsch. Es ist noch weit entfernt, aber das bleibt nicht so. Wir hauen ab.«
»Glory?«
»Ich kann Ihnen nicht mehr sagen.«
Garrett stand offenbar kurz vor der Explosion. »Evan, los jetzt.«
Ich hörte das Dröhnen eines Motors. Ich lief ein paar Schritte, blieb dann aber noch einmal stehen und drehte mich zu Glory um. Garrett schnaubte entnervt.
»Ich muss wissen, was mit Jesse passiert ist.«
Sie blickte nervös in Richtung Tür. Das Motorengeräusch kam immer näher.
»Sag es mir. Ist er …?« Ich brachte es nicht über mich, das Wort tot auszusprechen.
Glory starrte weiter stumm nach draußen.
»Ich geh nicht eher, bis du mir es erzählt hast. Selbst wenn sie uns hier mit dir erwischen.«
Sie presste die Hände gegen die Schläfen. »Okay. Ja!«
In meinem Kopf begann es zu brummen, dann schien sich der Raum um mich zu drehen. Die Möbel, die Wände, die Gefriertruhe – alles verschwamm zu einer Masse.
»Wie … denn?«, stammelte ich.
Glorys Gesicht schien anzuschwellen wie ein Ballon. »Sie haben ihn von der Straße gedrängt und aus dem Wagen gezogen. Er hat sich gewehrt, aber sie waren stärker.«
»Warum haben sie das gemacht?«
»Sie haben ein Versuchskaninchen gebraucht.«
»Ich – was? Ich versteh das nicht.«
»Sie brauchten jemand, an dem sie die biologischen Waffen testen konnten. Tut mir leid, Evan, ich weiß, dass der Typ dein Liebhaber war, aber wir befinden uns im Krieg.«
Ich versuchte mich irgendwo festzuhalten, aber da war nur Luft.
»Oh, Gott, sie haben ihn mit Botox vergiftet?«
»Nein, noch nicht.«
Tränen brannten in meinen Augen. »Und warum haben sie ihn dann umbringen müssen?«
Ihr Ballongesicht zerfloss vor meinen Augen. »Niemand hat ihn umgebracht.«
Ich packte sie bei den Schultern. »Wie meinst du das?«
»Er lebt noch. Sie halten ihn als Kriegsgefangenen.«
23. Kapitel
Es war, als wäre mir ein Blitz in die Knochen gefahren. Ich riss Glory hoch. »Wo ist er?«
»In einem alten Atombunker in der Wüste.«
Die Jalousien klapperten und bogen sich im Wind. Das Motorengeräusch näherte sich der Hütte.
Garrett hob das Gewehr. »Evan, entweder klettern wir in den nächsten zehn Sekunden durch das hintere Fenster oder wir müssen uns den Weg freischießen. Komm jetzt!«
Aber ich war mit Glory noch nicht fertig. »Wie komm ich dorthin?«
»Es ist am Copper Creek, in den Bergen östlich von China Lake. Aber ich weiß nicht, wie man -«
Garrett riss mich von ihr los. »Ich weiß, wo das ist. Wer bewacht ihn dort?«
»Niemand. Wie sollte er in seinem Zustand flüchten?«
Ein Pickup fuhr vor, der Motor wurde abgestellt. Garrett zog mich nach hinten ins Schlafzimmer. In der Küche konnten wir jetzt Frauenstimmen hören.
»Wer hat die Tür
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