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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Feuer. Der Pickup jagte auf sie zu, mit den beiden geöffneten Türen sah er aus wie ein großer kranker Vogel. Die Brünette schrie auf, riss sich die Hände vors Gesicht. Im Kugelhagel rammte der Pickup einen Streifenwagen und kam zum Stehen.
    »Feuer einstellen!«, brüllte McCracken. Mit beiden Händen am Revolver bewegte er sich vorsichtig um den Streifenwagen herum auf den Pickup zu. Brandi Brueghel stürzte schluchzend an ihm vorbei auf das Mädchen zu, das vom Fahrersitz gesprungen war. »Candi!«
    Candi stand auf und spuckte Sand aus. »Haben sie sie erwischt?«
    Yeltow warf einen Blick in den Pickup. Und wie sie sie erwischt hatten. Glory hing mit weit aufgerissenen Augen zusammengesunken auf der Sitzbank, Blut strömte aus den Schusswunden in ihrem Gesicht und ihrer Brust. Das Blut aus ihrer Brustverletzung vermischte sich mit dem weißen Schaum im Führerhaus und tropfte auf die Neun-Millimeter-Beretta im Bund ihrer Cargo-Hose. Dem jungen Beamten neben Yeltow wurde schlecht. »Der Tod riecht süß und sahnig«, murmelte er. Was war das für ein Zeug?
    Hinter ihnen plapperte Randi Brueghel auf McCracken ein. »Ich hab es auf dem Ofen heiß gemacht«, sagte sie, »wirklich richtig heiß. Auf der Dose stand, Vorsicht! Inhalt steht unter Druck, also habe ich gedacht, wenn ich es zum Explodieren bringen kann, wird das Glory voll ablenken …«
    Yeltow betrachtete den explodierten Behälter, konnte gerade noch den Wortfetzen sahn auf der Dose lesen. Der Uniformierte stammelte, es hätte sich angehört wie eine Bombe. Hatte es auch. Er konnte ja nicht wissen, dass es nur eine Dose Sprühsahne war.
     
    Yeltow starrte mich immer noch böse an. »Diese Randi hat die Dose in einem Ofenhandschuh unter ihrer Bluse versteckt. Im Wagen hat sie die Sprühdose, kurz bevor sie absprang, noch einmal durchgeschüttelt. Das war sehr mutig von ihr.«
    Ich bekam kaum noch Luft. »Das ergibt doch keinen Sinn! Glory hatte Angst vor diesen Mädchen, vor den Drillingen und Shiloh – nicht umgekehrt.«
    Yeltow kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, Sie sind nicht ganz bei der Sache.«
    »Was?«
    »Sie hören mir überhaupt nicht zu. Diese Glory hatte eine Pistole bei sich, eine Neun-Millimeter-Beretta. Das ist die gleiche Waffe, mit der Peter Wyoming getötet wurde. In Anbetracht der Tatsache, dass Ihr Bruder deswegen unter Mordanklage steht, sollten Sie das als positive Neuigkeit auffassen.«
    Nun wusste ich, was passiert war. Chenille und Shiloh waren Glory auf die Schliche gekommen, sie hatten rausgefunden, dass sie meine Informantin war, und sie in eine Falle gelockt. Ich rieb mir die Stirn. Hatten sie gesehen, wie Garrett und ich aus der Hütte geflüchtet waren? Hatte Glory ihnen erzählt, worüber wir gesprochen hatten? Dass ich wusste, wo sie Jesse gefangen hielten?
    »Oh, mein Gott. Jesse! Wir müssen uns beeilen.«
     
    Der Rettungswagen der Feuerwehr wartete auf mich an der Abzweigung zum Copper Creek. Fünfzehn Minuten später erreichten wir den Atombunker – zu spät. Beide Türen standen offen, Rauch wehte heraus, und das Gemälde war verkokelt. »Zurückbleiben!«, befahl ein Feuerwehrmann. Fröstelnd blieb ich im Sand stehen. Als er wieder herauskam, schüttelte er den Kopf. »Ausgebrannt. Leer. Wer auch immer da drin war – von ihm ist nichts übrig geblieben.«

25. Kapitel
    Zwei Tage später kam Brian aus dem Gefängnis frei. Er sah mir direkt ins Gesicht, aber er nahm mich überhaupt nicht wahr. Er war zu beschäftigt damit, Abstand zwischen sich und die Zeit der Inhaftierung zu bringen. Der Himmel, das Sonnenlicht, die Luft – er hatte keinen Blick dafür. Er legte seinen Arm um mich und marschierte los.
    Die Mordanklage gegen ihn war fallengelassen worden. Die Beretta, die man bei Glorys Leiche gefunden hatte, war tatsächlich seine gestohlene Dienstwaffe. Ballistische Tests hatten ergeben, dass es die Waffe war, mit der Peter Wyoming erschossen wurde. Glorys Fingerabdrücke waren mit denen am Tatort von Mel Kalajians Ermordung identisch, die Polizei gab ihr die Schuld an beiden Morden. Brian wurde freigesprochen. Es war ein Sieg, aber er hatte einen bitteren Beigeschmack. Glory war tot, Luke unauffindbar und Jesse verschwunden. Ich hatte ihn im Stich gelassen.
    »Commander!«
    Detective McCracken kam quer über den Parkplatz auf uns zugestampft, sein Bauch hüpfte bei jedem Schritt auf und ab, die zerkratzte Sonnenbrille tanzte auf seiner Nase. Brian stöhnte.
    McCracken zog sich die Hosen hoch und holte

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