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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Dass wir beide nach China Lake zurückgekehrt waren, schien uns wieder in jugendliche Raser mit Bleifuß zu verwandeln.
    »Ihre Feindseligkeit dir gegenüber reicht anscheinend weit zurück in die Vergangenheit. Was ist damals zwischen euch vorgefallen? Hast du sie beleidigt, ihr die kalte Schulter gezeigt oder hast du sie sitzenlassen?«
    »Das tut doch nichts zur Sache. Sie ist mit dieser feindseligen Haltung schon auf die Welt gekommen.«
    »Es tut sehr wohl etwas zur Sache, wenn es hilft vorauszusagen, was sie als Nächstes tun wird.«
    »Sie ist hinter mir her, weil sie an die Waffen will. Punkt. Das ist alles.«
    Ich glaubte nicht, dass das alles war. Doch Brians Augen waren jetzt kälter als die einer Schlange – er würde nichts mehr zu diesem Thema sagen.
    »Paxton ist der Unberechenbare«, meinte er. »Der kriegt schon einen Ständer, wenn er nur ans Blutvergießen denkt.«
    »Glaubst du, dass er sich an den Schlachtplan halten wird?«
    »Er wird seinen eigenen Schlachtplan entwerfen.« Brian überfuhr eine rote Ampel. »Die Idee hinter dem führerlosen Widerstand ist doch, dass ein entschlossener Einzelgänger in der Lage sein soll, eigenständig Gewalttaten zu verüben. So einer ist Paxton. Er hat seine eigenen Vorstellungen, und ich glaube nicht, dass sie beinhalten, auf das Kommando einer Frau in die Schlacht zu ziehen. Wenn ich mir anschaue, wie er mit Tabitha umgesprungen ist …«
    Er bremste und ließ einen langen Fluch los – er war an seiner eigenen Straße vorbeigefahren. Er drosch den Rückwärtsgang rein.
    »Wo wir gerade dabei sind«, er nickte in Richtung meines goldenen Kruzifixes, das in der Sonne funkelte. »Ich weiß, dass du es von Grandma hast, aber wie kannst du überhaupt so was tragen?«
    »Es ist ein Kreuz. Du darfst die Standhaften nicht mit dem Christentum verwechseln.«
    »Es gibt keinen Gott, Evan«, antwortete er bitter. »Da oben jenseits der Atmosphäre gibt es nichts als ein gigantisches Vakuum.«
    Ich hatte noch nie erlebt, dass Brian seine Angst so offen zeigte. Er hatte sämtlichen Rückhalt verloren, seit man ihm sein ganzes Leben unter den Füßen weggezogen hatte. Er hatte zurückgesetzt, bog jetzt in die Einfahrt ein, hielt mit quietschenden Bremsen und warf die Wagentür beim Aussteigen zu. Auf halbem Weg zum Haus holte ich ihn ein.
    »Luke betet für dich, Brian. Du solltest ihm wenigstens zugestehen, dass er das nicht umsonst tut.«
    Er biss sich auf die Lippen und starrte seine Stiefel an, dann blinzelte er und riss sich wieder zusammen. »Danke. Aber Luke glaubt immerhin auch an den Weihnachtsmann.«
    Drinnen warf Brian die Autoschlüssel auf den Küchentresen. Das Haus roch nach frischer Farbe und antiseptischem Bodenreiniger. Ich hatte es von einer Firma reinigen lassen, die sich darauf spezialisiert hatte, Verbrechensschauplätze zu säubern. Die Firma hatte ich in den gelben Seiten gefunden – ein Zeichen der Zeit.
    Es konnte keine Minute vergangen sein, als das Telefon klingelte. Wir schauten uns an, ich hob den Hörer ab.
    »Geben Sie mir Ihren Bruder.«
    Es war Ice Paxton. Brian nahm den Hörer und lehnte sich an mich, damit ich mithören konnte.
    »Ich habe es ihnen doch gesagt – Sie sind frei.«
    »Also sind Sie ein Mann, der sein Wort hält, hal-le-lu-ja.«
    Paxton schnalzte mit der Zunge und räusperte sich. »Tragen Sie eine Uhr?«
    »Sagen Sie mir einfach, was Sie von mir wollen.«
    »Als Erstes einen Uhrenvergleich. Bei mir ist es ein Uhr zweiundzwanzig. Sie haben 24 Stunden, um mir das zu besorgen, was Sie versprochen haben.«
    Brian stand stocksteif neben mir.
    »Haben Sie mich verstanden, Delaney?«
    »Laut und deutlich.«
    »Wir werden Sie zurückrufen und Ihnen sagen, wo die Übergabe stattfindet.«
    »Nein, das werde ich Ihnen sagen.«
    »Sie haben überhaupt nichts zu sagen.«
    »Es geht hier nicht um Lösegeld, Sie Schwachkopf – es handelt sich um einen extrem empfindlichen biologischen Sprengkopf. Den kann ich nicht einfach hinter dem nächsten Wal-Mart in einen Papierkorb werfen. Ich werde es Ihnen mitteilen, wenn ich einen sicheren Ort zur Übergabe gefunden habe.«
    »Versuchen Sie bloß nicht uns reinzulegen.«
    »Sie bringen Luke und Tabitha mit, sonst breche ich die Aktion ab.«
    Paxton schnaubte. »Offiziere! Ihr seid alle gleich, ihr meint, die Welt dreht sich nur um euch. Gut, Sie haben vierundzwanzig Stunden – die Zeit läuft.«
    Brian legte auf. Er lehnte sich gegen den Tresen, auf seinen Armen standen die Adern

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