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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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über die Straße zurück ins Gericht, neugierig, was sich im Fall Gaul gegen Beowulf-Buchhandlung ergeben hatte. Skip Hinkel, der Anwalt von Priscilla Gaul, schritt im Gerichtssaal auf und ab und befragte gerade einen Vertreter der kalifornischen Bundesbehörde für Fisch und Wild. Welche Mikroben konnten sich wohl im Maul eines Frettchens ansiedeln? Mit welchem Druck pro Quadratzentimeter biss es zu? Davon ausgehend, dass die Frettchen aus einem Tierheim in Vancouver stammten, waren kanadische Frettchen vielleicht besonders angriffslustig? Jesse hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Er wirkte schon jetzt, als hätte er einen harten Tag hinter sich.
    Auf dem Heimweg schaltete ich das Autoradio an. Ich hoffte auf die Dixie Chicks, aber sie brachten nur Berichte über den gestrandeten Grauwal. Ein Sender betrauerte den Tod des Tieres, ein anderer beschäftigte sich mit der Logistik des Abtransports aus der teuren Strandwohngegend, wo der Wal verweste. Sie hatten sogar einen Radiomoderator vor Ort. Er klang, als ob er über die Explosion der Hindenburg berichtete.
    »Es ist ein unglaublicher Anblick«, schwadronierte er. »Hast du den Wal schon gesehen, Corky?«
    »Nein, Adam, aber sobald ich meine Sendung hier beendet habe, fahre ich gleich zum Strand runter.«
    Santa Barbara mochte sich manchmal für Monaco halten, aber an diesem Beispiel wurde mir wieder einmal klar, dass ich doch in der tiefsten Provinz lebte.
    Zu Hause aß ich ein Thunfischsandwich und versuchte noch einmal Erkundigungen über die Standhaften einzuziehen. Ihre Homepage war das reinste Gift für die Augen: Kreuze, die sich drehten, pulsierende Flammen, mehrfache Ausrufezeichen. »Bestien unter Beobachtung!!!« oder »Die Hure des Monats!!!«, und der Titelträger dieses Monats war ein Senator.
    Eine Überschrift erregte meine Aufmerksamkeit. »Big brother is watching!!!«
    Die Computer der Regierung, so wurde dort gewarnt, protokollierten sämtliche E-Mail-Korrespondenzen und Telefongespräche. Satelliten überwachten die gesamte Menschheit mithilfe der fälschungssicheren Streifen in den 20-Dollar-Scheinen, um die wahren Christen unter ihnen aufzuspüren und hinter Schloss und Riegel zu bringen. Die Anhänger der Standhaften sollten auf jeden Fall einen Bogen um Telefone machen, das Verschicken von SMS vermeiden und keine Briefe aufgeben. Am sichersten sei das Gespräch von Angesicht zu Angesicht, Diskretion sei unerlässlich. Die Bundesagenten sind sehr geschickt darin, sich in unsere Kreise einzuschleichen. Vertraue dich nur wenigen, dir persönlich bekannten Gemeindemitgliedern an. Auf diese Art und Weise wird nicht die gesamte Gemeinde zerstört, wenn ein Teil davon auffliegt. Niemand wird sie jemals auslöschen können.
    Ich rieb mir die Stirn. Das roch schwer nach führerlosem Widerstand, der paramilitärischen Lieblingsstrategie von rechtsgerichteten christlichen Patrioten und regierungsfeindlichen Milizen. Die Theorie besagte, dass »Widerstandsgruppen« keine gemeinsame Einsatztruppe bilden sollten, sondern einzelne Zellen, kleine Gruppen, die eigenverantwortlich und isoliert handeln konnten. So gab es keine Befehlskette, und deshalb konnte die Hydra auch nicht dadurch getötet werden, dass man ihr den Kopf abschlug. Der Terror würde viele Köpfe haben.
    Mein Verdacht verdichtete sich, als ich den Links auf der Website nachging. Ich überflog den Christlichen Wegweiser für Handfeuerwaffen, patriotische Manifeste und Verschwörungsgeschwätz, begab mich aufs Terrain der fanatischen Einzelgänger und Außenseiter, die in ihrer blinden Wut an die heilende Kraft des Gemischs aus Kerosin und Kunstdünger glaubten. Mir wurde ganz schlecht beim Lesen.
    Die Standhaften planten etwas. Aber was – und wann? Ich fragte mich, ob die Kirche wirklich den führerlosen Widerstand befürwortete. Immerhin gestand diese Strategie ihren Zellen bei Bedarf die Freiheit zum Angriff zu.
    Ich loggte mich aus. Saß einfach eine Minute da, während es in mir brodelte. Dann dachte ich, scheiß drauf, so kommen wir auch nicht weiter.
    Über den Rasen lief ich hinüber zu Nikkis Küchentür und klopfte. Sie war zu Hause, ihre Galerie war für diese Woche geschlossen. Sie saß an ihrem Holztisch und beantwortete Beileidskarten.
    Das grelle übergroße Big-Dog-T-Shirt, das sich über ihren Bauch spannte, ließ sie noch blasser wirken. Ohne den ziselierten Silberschmuck, den sie sonst so gerne trug, war es still um sie herum. Ich vermisste das Klingeln ihrer

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