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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Luke endlich anfing zu essen, verzogen Brian und ich uns in die Küche. Er öffnete das Oberteil seiner Fliegerkombi, darunter trug er ein weißes T-Shirt und seine Hundemarken. Er öffnete zwei Flaschen Corona, gab mir eine und trank sein Bier im Stehen an der Spüle. Das Sonnenlicht, das durch das Küchenfenster fiel, verlieh seinem kantigen Gesicht einen verbitterten Ausdruck.
    »Wyoming ist doch nicht ganz richtig im Kopf«, sagte er. »Nimmt er Drogen?«
    »Das frag ich mich langsam auch.«
    »Auf jeden Fall ist er ziemlich durchgedreht. Womöglich halten sie Tabitha auch mit Drogen unter ihrer Kontrolle. Schütten ihr so viel Zeug in die Limonade, dass sie glaubt, sie sieht Pastor Pete mit einem Heiligenschein vor sich und mich mit einem verwesenden Totenschädel.«
    »Könnte durchaus sein«, antwortete ich. »Aber ihre Bekehrung geht nicht auf pharmazeutische Ursachen zurück, Brian.«
    Er lehnte sich an den Küchentresen und fuhr sich mit der Hand durch sein Stoppelhaar. »Diese Frau, Chenille, die vorgibt, Tabithas Mutter zu sein. Die hat sie doch auch nicht mehr alle.«
    Er hatte recht. Chenilles Maskerade ging noch viel weiter als nur bis zur Vorspiegelung falscher Tatsachen bei der Polizei. Nachdem Tabitha zu Hause ausgezogen und aus der Kirche ihrer Mutter ausgetreten war, hatte SueJudi kaum mehr mit ihr gesprochen.
    Der Graben zwischen den beiden hatte sich nicht überbrücken lassen. Eines Wintermorgens zog sich SueJudi ihre besten Kleider an und fuhr nach Norden zu den wilden Stränden in der Nähe des Luftwaffenstützpunkts von Vandenburg, wo die Air Force ihre Interkontinentalraketen testete. Sie rauchte eine ganze Packung Zigaretten, legte ihren Schmuck ab und wanderte hinaus in die peitschende Brandung. Man fand ihre Leiche in der Nähe der Abschussrampe – wie eine zur Erde zurückgestürzte Rakete, der es nicht vergönnt gewesen war, die Sterne zu erreichen.
    Tabitha, erzählte mir Brian, weinte nie in seinem Beisein. Aber spätnachts konnte er sie im Badezimmer schluchzen hören. Wenn er sie zu trösten versuchte, wandte sie sich mit erstarrtem Gesicht von ihm ab. Ihre Ehe war damals schon am Zerbrechen. Wenn er sie fragte, wie es ihr ging, erhielt er immer die Antwort »Gut«, danach folgte Schweigen. Schließlich fragte er nicht mehr.
    Und dann trat Chenille Wyoming auf den Plan.
    »Sie bestärkt sie in ihren Schuldgefühlen«, sagte Brian. »Jedes Mal, wenn sie Chenille sieht, hat Tabitha das Gefühl, sie müsste sich bei SueJudi entschuldigen.«
    »Und jetzt sollte sie besser tun, was Mami von ihr verlangt.«
    »Mami«, schnaubte er. »Wyoming spielt jedenfalls nicht grade den Papi, so viel steht fest.« Er legte den Kopf in den Nacken und leerte die Bierflasche. »Und jetzt wollen sie mit Luke ihre Albtraum-Familienidylle komplettieren.«
    »Morgen früh kümmern wir uns gleich um die einstweilige Verfügung«, schlug ich vor.
    »Ja, ein Stück Papier, auf dem steht: Bleibt weg! Das ist doch keine Lösung.« Er holte sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank. »Trägst du eine Waffe?«
    »Nein, und denk gar nicht erst dran, Brian. Das würde die Probleme doch nur vergrößern.«
    »Bingo. Das ist doch genau das, was ich will: Dass jemand, der sich Luke nähern will, Probleme bekommt.«
    »Vergiss es. Auch wenn wir beide Waffen tragen, wird davon nichts besser.«
    Ich musste nicht fragen, ob er eine Waffe hatte. Ich wusste, dass er sie auf der Ablage in seinem Wandschrank aufbewahrte, genau wie es schon unser Vater mit seiner Dienstpistole getan hatte.
    »Du bist einfach schon zu lange Anwältin. Maßnahmen zu ergreifen, nachdem man vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, bringt überhaupt nichts. Wir müssen sie von zukünftigen Angriffen abschrecken. Und das tun wir, indem wir Stärke zeigen. Morgen kaufen wir dir eine Pistole.«
    »Nein.«
    Er wollte noch etwas sagen, aber ich fiel ihm ins Wort. »Das ist doch müßig. In Kalifornien gibt es eine zehntägige Wartezeit beim Kauf von Feuerwaffen.«
    »Die kann man umgehen.«
    »Die Diskussion ist beendet!«
    »Nein. Kathleen Evan -«
    Ich drehte mich weg und sah aus dem Fenster. Die Berge waren nur noch als schwarze Umrisse zu erahnen, und die Dämmerung malte Streifen an den Horizont. Nach einer Minute stellte Brian sein Bier ab.
    »Ich geh duschen.« Er verschwand, seine schweren Tritte hallten im Flur.
    Ich massierte mir die Schläfen. Die Heimkehr nach China Lake war schon immer schwierig gewesen. Dafür hatte meine Familie seit

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