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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Dummerweise war es mein Auto. Wir bekamen Bewährung. Die Leute im Ort behandelten mich, als ob aus mir nur noch eine Crackhure oder, schlimmer noch, eine Kommunistin werden könnte. Meine Eltern ließen mich die Toiletten mit der Zahnbürste schrubben.
    »Nein«, sagte Brian. »Er war wütend auf die Polizisten und den Richter.«
    »Was?« Ich starrte ihn ungläubig an.
    »Er war der Meinung, dass sie ungerecht zu dir waren. Er konnte gar nicht aufhören, sich darüber zu beschweren, wie unfair sie dich behandelt hätten.«
    Ein Schauer durchlief mich. Die Geschichte musste neu geschrieben werden.
    »Deswegen komme ich nicht zurück nach China Lake«, sagte ich. »Das Leben, das hier auf mich wartet, ist nicht das Leben, das ich kenne.«
    Ich schlief in dieser Nacht auf dem Sofa. Gegen Mitternacht schreckte ich hoch. Plötzlich wusste ich, wie Tabitha meine Unterschrift auf dem gefälschten Drohbrief hinbekommen hatte: Sie stammte aus der Ausgabe von Lithium Sunset, die ich für Glory bei Beowulf signiert hatte. Vor Ärger schlug ich auf das Kissen ein. Neben meiner Schulter spürte ich etwas Warmes. Luke schlief zusammengerollt vor dem Sofa auf dem Boden und hatte seine Hand nach mir ausgestreckt.
     
    Genau zu der Zeit, als ich wieder einschlief, machte Sammy Diaz am anderen Ende der Stadt die Abrechnung in der Tankstelle. Sammy war erst siebzehn, seine Koteletten wollten noch nicht so recht wachsen, aber die Tankstelle gehörte seinem Vater, und deswegen übernahm er den Schlussdienst. Ihm waren die zwei Pickups an den Zapfsäulen aufgefallen, vollbesetzt mit Menschen in ihren Sonntagskleidern, bis auf die Lady im lila Cowboy-Outfit, die gerade die Windschutzscheibe des Chevys wischte. Sie standen lange an den Säulen, füllten einen ganzen Behälter Motoröl in den grünen Dodge, und die Frau in Lila kam in den Minimarkt und fragte ihn, wo die Sprühsahne stand. Er zeigte ihr den Kühlschrank im hinteren Bereich des Ladens.
    So richtig seltsam wurde es aber erst, als ein weiterer Kunde hereinkam und verkündete: »Jemand hat sich in der Herrentoilette eingeschlossen und weigert sich rauszukommen.« Sammy hasste es, sich um die Toiletten zu kümmern. Autos mochte er, und die Kasse zu machen ging auch noch, aber die Toiletten … Mann, er wollte schließlich nicht Hausmeister werden. Trotzdem, Kunden musste man helfen, also nahm er den Toilettenschlüssel vom Haken hinter der Theke, marschierte um die Gebäude herum und klopfte an die Tür.
    »Besetzt«, ertönte eine Stimme.
    Sammy konnte hören, wie das Wasser im Waschbecken sprudelte. Er konnte sogar sehen, wie schmutzige Brühe unter der Tür durchrann und bis vor seine Füße lief. Er klopfte noch einmal. »Sir, ist alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ja, alles in Ordnung. Ich wasche mir nur die Hände.«
    Der Kunde, der sich beschwert hatte, ein alter Weißer mit einer John-Deere-Kappe, runzelte die Stirn. »Ich kann nicht die ganze Nacht warten. Mach auf, ich muss mal.«
    Sammy steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte.
    Dampf schoss ihm entgegen, der vermischt mit dem aufdringlichen Ammoniakgeruch des Reinigungsmittels vom Warmwasserhahn aufstieg. Drinnen stand ein Mann mit dem Rücken an die Wand gepresst. Seine Arme waren voller Flüssigseife aus dem Spender. Er starrte auf das überlaufende Waschbecken.
    Er fuhr Sammy an: »Ich habe doch gesagt, dass ich mich wasche. Weißt du überhaupt, was es bedeutet, rein zu sein? Reinigt euch die Hände, ihr Sünder.«
    Der Mann mit der John-Deere-Kappe drängte sich an Sammy vorbei, steuerte das Urinal an und öffnete seinen Reißverschluss. Einen Moment später stöhnte er vor Erleichterung.
    Hinter sich hörte Sammy quietschende Sohlen. Die Frau in Lila war aufgetaucht. »Peter, wir sind so weit.«
    »Zum Teufel, Lady«, fuhr der alte Weiße sie an. »Machen Sie die verdammte Tür zu.«
    »Gebt mir eine Minute«, sagte der andere Mann, den die Frau Peter genannt hatte. »Ich muss sie erst abwaschen. Wirklich.«
    Aber er glotzte seine Arme an, als ob sie Fremdkörper wären. Er bewegte sich nicht.
    Sie klatschte in die Hände. »Peter Wyoming!«
    Er zeigte mit einem schaumigen Arm auf sie. »Das geht auf deine Kappe. Der heutige Auftritt war schlecht geplant. Jetzt sieh dir das Resultat an.«
    »Es war deine Idee.«
    »Chenille. Jeremia zwei!«
    Jetzt würde sie gleich aufbrausen, da war sich Sammy sicher. Sie verzog ihren Mund zu einem dünnen Strich. »Und wenn du dich auch mit Lauge wüschest und nähmest

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