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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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viel Seife dazu, so bleibt doch der Schmutz deiner Schuld vor mir, spricht Gott der Herr.«
    Der Alte war gerade am Abschütteln. »Heiliger Strohsack. Von jetzt an pisse ich wohl besser in die Büsche.«
    Wyoming sprach ihn an. »Sie müssen sich nicht bescheiden. Können Sie nicht sehen, was sie ist? Eine Wildeselin in der Wüste, wenn sie vor großer Brunst lechzt.« Er hob seine seifigen Hände in die Höhe. »Wer kann ihre Lust bezähmen? Wer sie haben will, muss nicht weit laufen; er trifft sie bald in dieser Zeit.«
    Jetzt drängte ein weiterer Mann Sammy zur Seite. Er war groß, stark und schlank, mit einem dunklen Gesicht. »Pastor, es wird spät!«
    Sein Anblick schien Wyoming zu beruhigen. Er ließ die Hände wieder sinken, nahm die Papierhandtücher, die der andere ihm reichte, und trocknete sich extrem vorsichtig und gründlich die Hände ab. Dann ließ er die Tücher auf den nassen Boden fallen. Dabei bemerkte er Sammy, der mit besorgtem Blick in der Tür stand.
    Wyoming beugte sich mit vorgerecktem Kinn in seine Richtung. »Bist du errettet?«
    Ach, du Scheiße, dachte Sammy. Die Frau versuchte Wyoming am Arm zu packen. Er riss sich los und schüttelte den Kopf. Dann endlich verließ er die Toilette.
    Sammy sah ihm aus den Augenwinkeln nach. Warum tauchten die Verrückten immer dann auf, wenn er alleine war? Er hielt die Luft gegen den Gestank an, drehte den Wasserhahn zu und wartete, ob sich der verstopfte Abfluss wieder öffnen würde.
    Der Mann mit dem dunklen Gesicht und die Frau gingen ein Stück hinter Wyoming. »Ich hab dir gleich gesagt«, erklärte der Mann, »dass diese Aktion mit den Cops keine gute Idee war. Die Zeit dieser Publicity-Vorstellungen ist vorbei. Jetzt geht es ans Eingemachte.«
    Später würde Sammy das der Polizei erzählen. Aber in diesem Moment hatte er keinen Kopf dafür. Der Abfluss war verstopft, und der ganze Boden stand unter Wasser. Verdammt noch mal, jetzt hatte er endgültig die Schnauze voll. Ab jetzt würde er nur noch für seinen Abschluss büffeln, die Aufnahme an einem guten College schaffen und nie wieder in seinem Leben etwas mit Tankstellenkunden zu tun haben.
    Fürs Erste musste er allerdings die Leute mit den beiden Pickups abkassieren. Aber als er an die Zapfsäulen kam, fuhren sie schon los – ohne zu bezahlen. Er rannte ihnen schreiend hinterher, obwohl er wusste, dass er sie nicht einholen konnte. Er musste sich wenigstens die Kennzeichen merken. Doch die Pickups hatten gar kein Nummernschild.

7. Kapitel
    Um sechs Uhr morgens machte sich Brian auf den Weg zum Stützpunkt. Kurz bevor er ging, rüttelte er mich vorsichtig wach und murmelte etwas davon, dass wir gegen Mittag zur Basis kommen sollten, er hätte Besucherpässe für uns. Ich blinzelte ihn an. Obschon vom Schlaf noch ganz benommen, hatte ich das Gefühl, dass er schon eine ganze Zeit neben mir gestanden und sich vermutlich gefragt hatte, warum Luke neben mir auf dem Boden schlief. Wahrscheinlich kam sich Brian wie das fünfte Rad am Wagen vor. Das Klacken seiner alten Cowboystiefel verhallte im Flur, als er ging.
    Nach dem Frühstück packten Luke und ich ein paar Kisten aus und machten dann einen Fahrradausflug zu seiner neuen Schule. Es war sehr heiß, aber China Lake erstreckt sich in einer flachen Talsohle, was das Radfahren angenehm macht. Die Straßen hier sind breiter als die Champs-Élysées und tragen die Namen von Präsidentengattinnen: Mamie, Jackie, Ladybird. Allerdings taten die trockene Luft und die Sonne meinem von Spannungsschmerzen geplagten Kopf nicht gerade gut. Auch Luke war ziemlich kleinlaut. Meine Gedanken kreisten darum, was wohl aus Tabitha und den Standhaften geworden war und was dieser strahlende Tag in der Wüste uns wohl noch bringen würde.
    In der Schule hob sich unsere Stimmung etwas, als Luke sich für das geordnete Chaos und die Halloween-Dekorationen in seinem neuen Klassenzimmer begeisterte. Im Schulhof probierte er das Klettergerüst aus, sprang aber gleich wieder ab und beschwerte sich, dass das Metall zu heiß war. Verglichen mit den Durchschnittstemperaturen in der Mojave-Wüste war es ein milder Tag, aber wir waren die Hitze nicht gewohnt. Verschwitzt und durstig kamen wir wieder zu Hause an.
    Gegen Mittag fuhren wir zum Stützpunkt. An der Schranke zeigte ich meinen Besucherpass vor. Ein Verkehrsschild ermahnte die Fahrer, Sprengstoffe nie ohne Polizeieskorte zu transportieren. Das alles kam mir irgendwie bekannt vor: der Phantom-Kampfjet, der auf

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