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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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kennt sie. Ihre Tochter hat zerebrale Kinderlähmung.« Er verzog das Gesicht. »Anscheinend hat Pastor Pete seinen Ekel vor ›Schwächlingen‹ nicht nur mir gegenüber geäußert. Ich habe den Mann gefragt, und er sagte, sie wären bereit, über die Kirche zu sprechen.«
    Ich dankte ihm.
    »Und diese Reporterin hat mich angerufen, Sally Shimada.
    Sie war auf der Suche nach dir.« Ich stöhnte. Ich hatte keine Lust, mit der Presse zu sprechen. »Sie wollte mit dir über Dr. Neil Jorgensen reden.«
    An den Tod des Schönheitschirurgen hatte ich schon gar nicht mehr gedacht, aber mein Interesse war sofort wieder geweckt. »Was hat sie gesagt?«
    »Nur dass du sie unbedingt anrufen sollst.« Er imitierte ihre energische Stimme. »Unbedingt, unbedingt, un-be-dingt.«
    Die Eingangstür bei den Hankins’ stand offen wegen der frischen Luft. Als ich klopfte, hörten wir Wally von drinnen rufen. »Herein!« Geschickt überwand Jesse die Stufen im Rollstuhl. Drinnen fanden wir Wally über einer Spielzeugeisenbahn am Boden kniend. Er schaute Jesse kurz überrascht an, aber dann lächelte er sein Bernhardinerlächeln und gab uns die Hand.
    Ich hasse diese Momente. Die Blicke, die unausgesprochenen Fragen, das Unbehagen, das körperlich gesunde Menschen beim Anblick eines Rollstuhls befällt – all das hat mich immer gestört. Jesse ließ sich nie was anmerken, ihn brachte das Ganze nicht aus dem Gleichgewicht, während ich mir insgeheim Sorgen machte, dass es ihm doch an die Substanz gehen könnte.
    Wally war aber einfach ein liebenswerter Typ, und Abbie konnte ebenso wenig um den heißen Brei herumreden, wie wenn sie einen Kochtopf vor sich gehabt hätte. Sie betrachtete Jesse unverblümt über ihre Brillengläser. »Anscheinend gibt es da ein paar Dinge, die mir Evan noch nicht über Sie erzählt hat. War das ein Autounfall?«
    »Mit Unfallflucht.«
    »Was für ein Horror.« Sie schaute mich an. »Das wird mich lehren, nicht mehr über meine Knieoperation zu jammern.
    Großer Gott, was ist denn mit dir? Komm, ich verpass dir was Kaltes für dein Auge.«
    In der Küche fragte ich nach Luke.
    »Er hat sich wirklich toll benommen. Bisschen still, aber keine Probleme. Er ist draußen hinter dem Haus mit Travis und Dulcie.«
    Die Kinder rannten immer mal wieder draußen vor dem Küchenfenster vorbei. Luke schob ein Tretauto über den Rasen, in dem Dulcie saß und am Lenkrad ruderte. Travis lag kreischend vor Vergnügen auf dem Dach des Autos ausgebreitet, klammerte sich fest und versuchte, nicht herunterzufallen.
    »Denen geht’s gut«, sagte Abbie. Sie reichte mir eine Packung tiefgefrorene Erbsen. »Aber bevor sie reinkommen: Was wird mit Lukes Mutter passieren? Wird sie ihn mitnehmen, jetzt wo Brian im Gefängnis sitzt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Brian hat als Einziger das Sorgerecht, und er hat mich als Lukes Erziehungsberechtigte eingesetzt. Tabitha darf Luke nicht mal besuchen ohne einen Gerichtsbeschluss. Und falls sie versuchen sollte, das Sorgerecht zu erwirken, dann hat sie den Kampf ihres Lebens vor sich.«
    »Das ist gut.«
    Jesse hatte das Highschool-Jahrbuch auf dem Tisch gefunden. Plötzlich prustete er los, hielt es hoch und zeigte auf mein Klassenfoto – Zahnspange, schlimme Frisur und ein verzweifelter Make-up-Versuch.
    »Ich möchte mal eins von deinen sehen«, sagte ich. »Eins aus der Zeit, als du gerade gelernt hast, dich zu rasieren.«
    Dann hatte ich eine Idee. Ich bat ihn, den Namen Antley, den Namen der Eignerin von Angel’s Landing, im Inhaltsverzeichnis nachzuschlagen. Er blätterte die Seiten durch und schüttelte den Kopf.
    Ich überlegte kurz. »Versuch es mal mit Hopp.«
    Und da stand es auf Seite 116. »Casey Hopp, kommt dir der Name bekannt vor?«, fragte ich Abbie. Sie verneinte. Das Foto zeigte eine Gruppe von Schülern, die sich gegen einen Maschendrahtzaun lümmelten, mit der Bildunterschrift »Nachsitzer-Club«. Casey Hopp stand im Grunge-Look am Rande der Gruppe: ausgebleichtes Flanellhemd, tief in die Stirn gezogene Strickmütze und böser Blick.
    »Ist das ein Junge oder ein Mädchen?«, fragte Abbie. Noch konnte ich es ihr nicht sagen, aber ich würde es herausfinden.
    Mit einem Schlag flog die Tür zum Garten auf, völlig außer Atem stürmten die Kinder herein. Dulcie und Travis starrten Jesse mit großen Augen an. Luke ging auf ihn zu, eine Hand zum Gruß erhoben wie ein Sioux-Indianer im Film.
    »Hey, mein Kleiner, wie geht’s dir?«, fragte Jesse.
    »Mein Dad ist im

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