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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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konnte.
    »Können Sie ihn nicht entlasten oder wollen Sie nicht?«
    Der Wind frischte auf. Mich ließ er erschauern, aber an Duprees makelloser Fassade rührte sich kein Härchen.
    »Ich kann Ihnen als Freund im Moment nur so viel sagen. Ich dachte, Sie würden sich darüber freuen.«
    »Brian steckt bis zum Hals in der Scheiße. Es hilft ihm nicht weiter, wenn Sie hier Blumensträuße verteilen.«
    »Ihr Bruder macht sich nichts vor, und das sollten Sie auch nicht.«
    Das konnte nur bedeuten, Brian wusste, dass Marc nichts zu seiner Verteidigung aussagen würde – und dass er es akzeptierte. Ich fragte mich, ob Marc überhaupt an jenem Freitag zu Hause war, und ob Brian überhaupt bei ihm gewesen war. Was, wenn sie stattdessen auf dem Stützpunkt gewesen waren?
    Vielleicht hatte Marc Nachtflugdienst und führte einen geheimen Waffentest durch. Wenn das der Fall war, hätte er es nicht einmal seiner Frau erzählt. Und mir oder der Polizei schon gar nicht. Für einen kurzen Moment hing mir der ganze Mist unendlich zum Hals raus: die Navy, meine ganze Familientradition. Alles, was dabei rauskam, waren doch nur noch größere Waffen, neuere und verbesserte Tötungsmethoden, die den Vorsprung bewahren und dafür sorgen sollten, dass die U.S. Navy einen größeren Schwanz vorweisen konnte als der Gegner. Die Nachrichtensperre gehörte zu dieser Strategie, und das Große Schweigen war auch der Grund, warum irgendwelche Spinner behaupteten, dass sich in Area 51 die Aliens tummelten, CIA-Satelliten jeden beim Pissen beobachteten und hinter dem Horizont die Konzentrationslager der Regierung darauf warteten, die Gefangenen der satanischen Maschinerie aufzunehmen. Und die Ironie daran war, dass man in der Aviation Week jede Woche trotzdem etwas über die neuesten Spielzeuge der Navy lesen konnte.
    Aber Marc Dupree würde nicht gegen die Vorschriften verstoßen, selbst wenn er Brian damit vor einer Mordanklage retten konnte. Mir brannte fast die Sicherung durch.
    »Sie haben eine andere Vorstellung von Freundschaft als ich. Wir sehen uns, Marc.«
    Ich ging nach drinnen und warf die Tür hinter mir zu.
     
    Aufgewirbelte Staubmäuse tanzten durch den Flur, als ich hindurchmarschierte. Ich zitterte vor Wut. In der Luft lag ein stechender Geruch. Feines schwarzes Fingerabdruckpulver bedeckte zahlreiche Oberflächen. Auf dem Wohnzimmerboden erstreckte sich ein unregelmäßiger tiefroter Fleck. Eine dünne Blutspur verlief quer über den Teppich in Richtung der Tür zum Innenhof. Mir wurde übel. Irgendwie war mir das alles in der Mordnacht gar nicht so aufgefallen – vielleicht hatten mich die Zerstörung, das leuchtendere Rot an den Wänden abgelenkt. Es überraschte mich, dass die Blutspur nicht breiter war. Und warum hatte der Mörder die Leiche überhaupt nach draußen geschleppt?
    Vermutlich hatte er die Leiche angezündet, um Beweismittel zu vernichten – Fingerabdrücke, Gewebespuren, Anzeichen, dass es einen Kampf mit Wyoming gegeben hatte, was auch immer. Aber wenn das sein einziges Ziel gewesen wäre, hätte der Killer auch einfach das ganze Haus abfackeln können. Nein, dahinter musste sich noch ein anderes Motiv verbergen. Ein Körper in einer Mülltonne – wenn das nicht symbolisch war, was dann?
    Eine kreischende Horrorvision fuhr mir durch den Kopf: Was, wenn der Killer sich noch im Haus befand, als Brian am Tatort herumstolperte … Wenn er sich versteckt hielt, abwartete und danach dieses makabre pyrotechnische Schaustück für mich arrangierte. Der Hass, die Verachtung und die Kaltblütigkeit, die aus dieser Tat sprachen, machten mich förmlich sprachlos.
    Draußen pfiff der Wind ums Haus. Ich beeilte mich, meine Sachen zusammenzusuchen. Ich wünschte, jemand würde kommen und den Teppich rausreißen, die Wände säubern und das ganze verfluchte Haus neu streichen. Andererseits bezweifelte ich ohnehin, dass Brian diesen Ort jemals wieder zu seinem Heim machen würde. Wahrscheinlich würden er und Luke niemals mehr einen Fuß in das Haus setzen. Ich schloss die Tür ab.
     
    Der heiße, unberechenbare Seitenwind jagte uns den ganzen Weg bis zur Küste. Es war ein Santa Ana, ein trockener, staubiger Wind, der erheblich zur Erosion beiträgt. Der Pazifik gleißte golden in der Sonne, Schaumkronen zeigten sich Richtung Westen.
    Luke war es, der als Erster die braune Wolke über den Berggipfeln entdeckte. Wir waren nur noch zwanzig Minuten von Jesses Haus entfernt.
    »Da ist Rauch«, sagte Luke.
    »Glaubst

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