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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Gefängnis.«
    »Das ist scheiße.« Hugh, Mr. Unverblümt hatte gesprochen.
    Dulcie zog an Abbies Hemd. »Ich dachte, man darf nicht Scheiße sagen?«
    Abbie legte ihr die Hand auf die Schulter. »Manchmal kann man es gar nicht oft genug sagen.«
     
    Wir blieben in dieser Nacht in China Lake, wir waren einfach zu müde zum Fahren. Am nächsten Morgen sprach ich mit Brian. Er klang noch mutloser als vorher. Die Nacht im Gefängnis hatte ihn all seiner Kräfte beraubt. Zudem wurde ihm langsam klar, dass es keine schnelle Lösung geben würde.
    Ich spielte die vorbildliche Bürgerin und informierte Detective McCracken, dass ich die Stadt verlassen würde. Er war nicht gerade begeistert, versuchte aber auch nicht, mich aufzuhalten. Ich fragte ihn, wie lange es dauern würde, bis Brians Haus wieder zugänglich war. Er überraschte mich. »Sie können jederzeit rein. Die Spurensicherung ist gestern mit ihrer Arbeit fertig geworden. Wir haben die Absperrbänder entfernt.«
    Also nahm ich meine ganze Kraft zusammen. Ich wollte möglichst schnell rein und wieder raus, meine Sachen holen und etwas für Luke zusammenpacken. Aber nachdem ich fünf Minuten vor dem Haus gestanden hatte, konnte ich mich immer noch nicht überwinden, die Tür zu öffnen. Vielleicht würde ein kurzer Schlenker durch den Garten es mir leichter machen, überlegte ich, und lief ums Haus. Die Mülltonne war verschwunden, der Innenhof völlig verwüstet. Ich hielt mich fern von der Stelle, wo das Feuer gebrannt hatte. Stattdessen spähte ich durch die Schiebetür – die zerschlagenen Möbel, die beschmierten Wände, die Abdrücke der schweren Feuerwehrstiefel. Es sah entsetzlich aus.
    »Evan?«
    Ich zuckte zusammen.
    Marc Dupree kam in den Innenhof spaziert. »Ich komme gerade von Brian. Er hat mir gesagt, dass ich Sie hier finde.«
    Er sah vorbildlich aus. Die Fliegerabzeichen glänzten auf seinen Ärmeln, die Bügelfalten seiner Hose waren so scharf, dass man sich daran hätte schneiden können. Die Khaki-Uniform passte gut zu seiner braunen Haut. In den Gläsern seiner Sonnenbrille spiegelte sich die Morgensonne.
    »Ich wollte Ihnen nur versichern, dass jeder im Geschwader auf Brians Seite ist. Diese Vorwürfe sind völlig absurd.«
    »Ich bin froh, dass Sie das sagen.« Aber da war noch mehr. »Und … sonst?«, fragte ich.
    »Es ist nur … verdammt, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.«
    »Nur immer raus damit, Marc.«
    »Na ja …« Er blickte auf die Berge. »Sie wissen, dass Brian dachte, Peter Wyoming würde mit Tabitha schlafen?«
    In meinem Kopf begann es zu hämmern. »Nein, das hab ich nicht gewusst.«
    »Die ganze Zeit hat er sich gefragt, wer es wohl sein könnte, und als er endlich die Chance hat, ihn drauf anzusprechen, wird der Bastard in Brians Haus erschossen.«
    »Sie glauben, ihm ist der Helm durchgebrannt?«
    Er hob die Hand. »Ich sage nicht, dass Brian ihn umgebracht hat. Ich sage nur, dass er durchgedreht ist, als er die Leiche fand. Deshalb hat er den Tatort verlassen.«
    Eine Dreiecksbeziehung. Das war furchtbar. Das konnte als Tatmotiv dienen. »Sagen Sie mir bitte nicht, dass Sie das der Polizei erzählt haben.«
    »Natürlich nicht. Ich erzähle es Ihnen nur, damit Sie verstehen, warum er sich so seltsam benommen hat. Er trägt riesige Schuldgefühle mit sich rum, weil er Sie die Leiche hat finden lassen.«
    Die Fliegerbrille verdeckte seine Augen. Alles, was ich sah, wenn ich ihn anblickte, war meine eigene verzerrte Reflexion. Hier stimmte was nicht. Seine aufrechte Körperhaltung passte nicht zum Zucken seines breiten Mundes.
    Dann fiel es mir ein: Er hätte Brians Alibi sein sollen.
    »Marc, Sie haben der Polizei erzählt, dass Brian am Freitagabend bei Ihnen zu Hause war, dass er nur für ein paar Minuten verschwunden war. Oder nicht?«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Ich habe der Polizei gesagt, ich hätte vollstes Vertrauen, dass er unschuldig ist.«
    »Das ist nicht das Gleiche.«
    »Brian hat diesen Mord nicht begangen. Punkt. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    »Also haben Sie ihm kein Alibi verschafft?« Jetzt begann es in meinem Kopf erst richtig zu hämmern. »Warum denn nicht, zum Teufel?«
    »Ich kann zurzeit einfach nicht.«
    Alles begann sich um mich zu drehen, und alte Erinnerungen an China Lake stiegen in mir hoch: Wie im Dienste der militärischen Geheimhaltung mit unbewegtem Gesicht gelogen wurde – und wie eine Uniform dem Lügner Unangreifbarkeit verschaffen

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